Reserven Ausreichend dimensionierte Unterputzdosen, Leitungen/Leerrohre und (Unter-)Verteilerkästen schaffen genügend Freiheitsgrade für die spätere Nachrüstung
Insbesondere funkbasierte Smart-Home-Systeme versprechen eine jederzeitige und problemlose Nachrüstmöglichkeit. Doch das ist so nicht ganz richtig. Auch bei funkbasierten Systemen benötigen Gebäude oft eine »Backbone-Verkabelung« – konkret die Platzierung von Empfangs-/Sendeantennen in z. B. unterschiedlichen Stockwerken und deren Anbindung an einen zentralen Controller. Dies ist oft die beste Variante zur Gewährleistung einer zuverlässigen Übertragung von Funksignalen zwischen den Stockwerken.
Auch benötigt man zusätzlichen Platz in Unterputzdosen, um in den Räumen die Sensoren und Aktoren positionieren zu können. Deckenleuchten oder Rollladenantriebe lassen sich nicht über Zwischenstecker ansteuern. Wenn dieser Platz für Unterputz-Aktoren erst später geschaffen werden muss, erfordert dies zum Setzen von zusätzlichen oder tiefen Unterputzdosen mehr Zeit und Aufwand als für den elektrischen Anschluss und die Programmierung der Komponenten.
Sofern später ein kabelbasiertes Smart-Home-System nachgerüstet werden soll (sei es ein Bus-basiertes System oder ein zentraler Controller mit sternförmiger direkter Verkabelung in die Räume), scheitert das oft an fehlenden Leerrohren oder präventiv verlegter Verkabelung. Denn das nachträgliche Einziehen einer solchen Verkabelung ist in einer bewohnten Immobilie meist nicht möglich.
Zudem gilt für alle Systeme, dass dort, wo später 230-V-Geräte angesteuert werden sollen, ein entsprechender Anschluss vorbereitet werden sollte. Auch wenn sich ein Kunde zunächst noch für einen gurtbetriebenen Rollladen entscheidet, sollte man schon heute ein Leerrohr oder eine 230-V-Leitung in den Rollladenkasten legen – unabhängig davon, ob später ein Funk-, Bus- oder Powerline-basiertes System zum Einsatz kommt.
Anforderungen und betroffene Räume ermitteln / eingrenzen
Was sollte der ELektrohandwerker in Konsequenz schon beim Bau einer Immobilie oder bei einer größeren Renovierung beachten, um später für möglichst viele Systeme vorbereitet zu sein? Idealerweise grenzt man zumindest frühzeitig ein, welche Anforderungen später womöglich umzusetzen sind. Wie wahrscheinlich ist es, dass später Fenster auf Einbruchsversuche überwacht werden sollen? Ist es möglich, dass später Lichtszenen über Taster oder ein Smartphone aufgerufen werden sollen? Könnte es sein, dass die Rollläden später automatisch fahren statt über einen Gurt bedient werden sollen? Je mehr sich das mögliche Spektrum an Smart-Home-Anforderungen schon heute eingrenzen lässt, desto genauer kann die Vorbereitung ausfallen.In Konsequenz sollte man sich zumindest grob mit den unterschiedlichen Möglichkeiten befassen und die eventuellen späteren Anforderungen eingrenzen. Hilfreich dazu ist der Fragebogen (Bild 1) des Instituts für Gebäudetechnologie (IGT) – kostenlos verfügbar unter www.igt-institut.de/smart-home-fragebogen. In diesem Fragebogen lassen sich nicht nur die grundsätzlichen Möglichkeiten beurteilen, sondern auch die betroffenen Räume angeben. Je mehr man hier eingrenzen oder ausschließen kann, desto besser kann man heutige Vorbereitungen auf die konkreten Räume bzw. Positionen in den Räumen konzentrieren. Lässt sich eine Eingrenzung auf Anforderungen zum heutigen Zeitpunkt noch nicht vornehmen, ist eine Vorbereitung ebenso möglich, aber entsprechend umfangreicher.
Mögliche Systemarchitekturen
Die andere große Variante ist die Systemarchitektur. Auch hier gilt: Sollte diesbezüglich schon heute eine Eingrenzung möglich sein, kann man sich besser vorbereiten. Dabei ist man dann mehr oder weniger auf diese Systemarchitektur festgelegt. Wenn eine Systemarchitektur noch nicht definiert werden kann oder soll, ist der Vorbereitungsaufwand etwas höher, aber resultiert in größeren späteren Freiheitsgraden.Zur Auswahl stehen die folgenden drei Systemvarianten:
Dezentrale leitungsgebundene Variante
Ganz wichtig ist, in den Räumen »tiefe« Unterputzdosen einzusetzen. Besser sind sogenannte Elektronik-Dosen, die nicht nur nach hinten, sondern auch seitlich weiteren Stauraum anbieten (Bild 3). Trotz maximaler Verlagerung der Smart-Home-Komponenten in die Räume muss man oft einige zentrale Komponenten im Verteilerkasten einbauen (z. B. Bus-Spannungsversorgung, USB-/IP-Schnittstellen, Koppler etc.). Somit sollte auch im zentralen Verteilerkasten weiterer Reserveplatz vorhanden sein (mindestens eine Reihe – d. h. 12 Teilungseinheiten).
Gemischte leitungsgebundene Variante
Die gemischt leitungsgebundene Variante besteht somit aus zentral positionierten Aktoren in der Unterverteilung, und lediglich die Sensoren (Taster, Präsenzmelder, Helligkeitssensoren) befinden sich dezentral im Raum. Im Vergleich zur dezentral leitungsgebundenen Variante muss man somit Unterverteilungen berücksichtigen – idealerweise eigene Unterverteilungskästen pro Stockwerk – damit die sternförmige Verkabelung oder Leerrohrverlegung in die Räume nicht zu aufwendig wird. Es empfiehlt sich eine durchgängige Verlegung von fünf statt drei Adern für das elektrische Leitungsnetz – so lassen sich die zwei zusätzlichen Adern als geschaltete Adern nutzen.
Dezentrale Variante mit Funk/Powerline
Die Reichweite von Funk ist begrenzt, und somit kann erforderlich sein, pro Stockwerk eine eigene Empfangs-/Sendeantenne zu installieren, die untereinander über eine Backbone-Verkabelung verbunden sind. Ein Technik-Steigschacht ist hier von Vorteil.
Bei der Nutzung von Powerline-basierten Systemen entfällt diese Anforderung – dafür ist es ratsam, im zentralen Verteilerkasten einen Phasenkoppler (zur hochfrequenten Kopplung der drei Phasen) sowie Bandsperren (zur Vermeidung der Signalübertragung nach draußen bzw. Einkopplung von Störsignalen von draußen) zu installieren (Bild 5). Das erfordert einige Teilungseinheiten Reserveplatz im zentralen Verteilerkasten.
Der wichtigste Aspekt bei Funk- oder Powerline-basierten Systemen ist zusätzlicher Platz in den Unterputz-Dosen in den Räumen – immerhin müssen hier einige Komponenten eingebaut werden. Somit gilt das gleiche wie zuvor bei der dezentral leitungsgebundenen Variante: Verwendung von tiefen Dosen oder besser sogenannten Elektronik-Dosen.
Varianten-unabhängige Vorbereitung
Unabhängig von der später installierten Variante: Zu jedem Rollladenkasten sollte ein Leerrohr oder mindestens 4-adriges Kabel gelegt werden (gerne auch zunächst ohne elektrischen Anschluss in der Unterverteilung). Ebenso sollte man berücksichtigen, dass viele Geräte schon heute über Ethernet-Schnittstellen verfügen, z. B. Heizungs- oder Lüftungsanlagen, aber auch Haushaltsgeräte wie Waschmaschine, Wäschetrockner oder Backofen. Um diese stabil einzubinden, sollte großzügig CATx-Kabel im Gebäude sternförmig verlegt werden, um möglichst viele Anschlusspunkte zu ermöglichen.Viele propagieren WLAN als die einfachere Variante, aber bekanntermaßen ist das Einfachste selten das Beste. Bei der unkontrollierten Zunahme von WLAN-Hotspots ohne koordinierte Kanalauswahl ist eine durchgehend stabile und performante Datenübertragung über WLAN schon heute oft nicht möglich.