Der vor allem in Ballungsgebieten knappe und immer teurer werdende Wohnraum wurde ja schon als die soziale Frage des 21. Jahrhunderts bezeichnet. Immer wieder geraten dabei Normen und Vorschriften als Kostentreiber ins Blickfeld, verbunden mit der Forderung, das Normen-Dickicht zu durchforsten und so für eine Senkung der Preise zu sorgen.
Zu diesem Vorschlag hört man sogar aus der Bauwirtschaft manchmal Zustimmung – in der Regel allerdings verbunden mit dem Hinweis, dass leider das jeweils eigene Gewerk dazu nichts beitragen könne, weil sämtliche hier geltenden Vorschriften natürlich absolut sinnvoll seien und dies ja nur einen verschwindend geringen Teil der Gesamtkosten ausmache. Doch Kleinvieh macht auch Mist, und selbstverständlich ist die ein oder andere Bestimmung kritisch zu hinterfragen. An dieser Diskussion stört mich jedoch etwas: Viele Jahre lang galten Normen nicht als Kostentreiber am Bau. Doch seit die Preise fürs Wohnen in den Ballungsräumen immer neue Höchststände erreichen, wird anscheinend ein Buhmann gesucht. Die Ursachen dafür sind komplex, großen Einfluss haben zum Beispiel die Vernachlässigung des sozialen Wohnungsbaus durch die Kommunen oder die Schwemme an billigem Geld durch die Nullzinspolitik der europäischen Zentralbank, die Spekulationen auf weiter steigende Immobilienpreise zusätzlich anheizt.
Aber Normen? Dann müsste die Kostenexplosion nicht nur die Ballungsräume betreffen, sondern genauso in den strukturschwachen Regionen zu beklagen sein. Und solange es im Bauhandwerk schon als Errungenschaft gilt, Stundensätze jenseits der 50 € aufzurufen, wobei jede Autowerkstatt locker das Doppelte nimmt, sollte klar sein, dass der schwarze Peter ganz woanders liegt.