Elektrische Verbindungen werden optimal mit Drehmoment-Werkzeugen erstellt, wobei sich Akku-Schrauber als zuverlässiges und flexibles Arbeitsmittel empfehlen
Externe Auftraggeber bestellen die Schaltanlagen für den Maschinen- und Anlagenbau, Montagelinien der Automobilindustrie oder Roboteranwendungen. »Von Losgröße eins über Kleinserien bis zu mehreren Tausend Exemplaren reichen die Bestellungen«, sagt Birner. Die Planung führe dabei alle für den Schaltschrankbau notwendigen Bereiche zusammen: die mechanische Verarbeitung inklusive Montage, die Ader- und Kabelkonfektion und die Beschriftung. Viele Arbeitsschritte sind automatisiert; die Montage der Bauteile dagegen ist Handarbeit, ohne die die hohe Flexibilität nicht möglich wäre. »Bei den Werkzeugen setzen wir allerdings auf hochwertige Schraubtechnik der Firma Desoutter«, sagt Birner.
Elektrische Verbindungen haben andere Charakteristik
Drehmoment hat man nicht im Handgelenk
Für jede Anlage, die bei Hermos zusammengebaut wird, ist daher exakt vorgegeben, welche Verbindung mit welchem Drehmoment angezogen werden muss. »Wir liefern unseren Kunden klemmpunkttechnisch genau das, was der Bauteilhersteller fordert.« Ein Drehmoment von 0,5 Nm habe man »nicht im Handgelenk«, wie Birner betont. Bei der manuellen Montage mit einem einfachen Schraubendreher würden die Herstellerangaben tendenziell eher überschritten werden. »Daher verlassen wir uns lieber auf moderne Schraubtechnik.«Bei der Auswahl derselben war man sich im Team schnell einig. »Wir haben verschiedene Modelle unterschiedlicher Hersteller getestet und uns dann auf die Schraubwerkzeuge der Desoutter GmbH aus Maintal festgelegt.« Die ersten Werkzeuge, die man 1995 anschaffte, waren Druckluft-Stabschrauber, mit denen Hermos heute noch auf der Fläche arbeitet. »Wenn die Werkstücke horizontal aufliegen, lässt sich mit den Stabschraubern komfortabel montieren«, sagt Volker Breit. »Schwieriger ist die Fertigstellung im Schrank. Denn wenn der Schaltschrank die Endverdrahtungsphase durchläuft, steht er senkrecht.« Die Schraubkontakte hier sauber zu bedienen, sei mit den Stabschraubern kein einfaches Unterfangen. Hermos versuchte es testweise mit Druckluft-Winkelschraubern von Desoutter, die aber ebenso das Handicap der Luft mitbringen. »Die Bedienung ist relativ anstrengend, und ich habe höhere Kräfte aufzuwenden, um den Bit aufzusetzen und in der richtigen Position zu halten«, nennt Birner als Nachteile. Die Drehzahl sei eventuell zu hoch, der Bit-Grip nicht optimal, schlimmstenfalls rutsche man ab und demoliere Bauteile. Und es sei halt immer ein Schlauch im Weg.
Ergonomisches Arbeiten am Schaltschrank
Vor einigen Jahren dann setzte Hermos zum ersten Mal die Akku-Schraubwerkzeuge der Elit-Baureihe von Desoutter ein. Mittlerweile sind sie aus der Montage nicht mehr wegzudenken. Die ergonomischen und leisen Akkuschrauber mit Pistolengriff überzeugten das Team vom ersten Einsatz an: »Ich habe keinen störenden Schlauch, die Grundmaschine ist ergonomischer, der Auslöseknopf besser zu bedienen, ich kann die Drehmomenteinstellung arretieren und habe die Möglichkeit, die Geschwindigkeit zu reduzieren – das ist ein komplett anderes Arbeiten«, versichern auch Ronny Messinger und Volker Breit. Für die Lithium-Ionen-Akkus sind für den optimalen Zugang zur Schraubverbindung außerdem zwei Positionen möglich.Drehmoment nach Vorgabe der Bauteilhersteller eingestellt
Die Hersteller gäben normalerweise einen Toleranzbereich an. So seien einige Bauteile mit Drehmomenten zwischen 1 Nm bis 1,5 Nm zu verschrauben, andere mit 0,8 Nm bis 1,2 Nm. »In einem solchen Fall stellen wir einen Schrauber zum Beispiel auf einen Newtonmeter ein, um beide Herstellerangaben zu bedienen«, erklärt Breit.
Für Sonderfälle kommen entsprechend justierte Schrauber hinzu. »Die Werkzeuge werden in der Ausgabe entsprechend mit farbigen Ringen gekennzeichnet – und das Drehmoment steht auch darauf«, sagt Breit. »Damit sind Verwechslungen so gut wie ausgeschlossen.«
Zwei Drittel aller Verbindungen mit Drehmoment verschraubt
Bei einer Tagesleistung von 10.000 bis 15.000 Klemmpunkten sind im Prinzip fast alle Akkuschrauber immer in der Fertigung bei ihren Arbeitsgruppen. Um fehlerfreie Abläufe sicherzustellen, ist die ganze Produktion so strukturiert, dass Schaltschränke und -anlagen auf Arbeitsgruppen aufgeteilt werden. »Dieselben Teams bedienen dabei immer denselben Kunden oder den gleichen Stil und sind damit auf bestimmte Arbeitsabläufe trainiert«, erklärt Birner.
Fehlerrate und Abweichungen liegen bei Null
»Beim Arbeiten mit Druckluftschraubern kann es eher vorkommen, dass durch den Sofortanlauf der Bit nicht hundertprozentig greift. Das kommt mit dem Akkuschrauber fast nie vor«, sagt Birner. Die ELS-Schrauber bieten außerdem ein optisches Signal (grün = in Ordnung, i. O.), wenn das Drehmoment erreicht wurde.
Alle Schrauber werden standardmäßig jährlich überprüft. »Am Anfang haben wir die Schrauber jedes halbe Jahr getestet«, berichtet Ronny Messinger. Aber da Fehlerrate und Abweichungen stets gegen null gingen, habe man dieses Intervall verlängert (Bild 4).
»Das ist für Desoutter natürlich nicht so optimal«, schmunzelt Armin Birner. »Wenn die Werkzeuge immer top funktionieren, kaufen wir ja keine neuen.«
Wartung und Reparaturen beschränken sich ebenfalls auf ein Minimum, da die Schrauber durch den bürstenlosen Motor und verschleißfreien Starttaster äußerst robust sind.
Warenausgang dokumentiert »zuständiges« Schraubwerkzeug
Je nach Anforderung des Kunden werden beim Warenausgang die Verbindungsstellen derzeit entweder stichpunktartig oder zu 100 % mittels einer Drehmomentmessuhr überprüft.Es wird außerdem die Seriennummer des Schraubers festgehalten, mit dem die Verbindungen angezogen wurden. »Mit der jährlichen Überprüfung der Schrauber haben wir einen Nachweis, dass die Werkzeuge zum Einsatzzeitpunkt in Ordnung waren«, sagt Ronny Messinger.
Ein höherer Grad an Automatisierung in Fertigung und Dokumentation wäre für das innovative Unternehmen zwar machbar und wird auch im Zuge steigender Anforderungen einiger Kundengruppen diskutiert, aber »wir wollen die Fertigung nicht komplizierter aufbauen als wir es brauchen«, betonen die drei Hermos-Mitarbeiter.
So wie es jetzt sei, könne man im kontinuierlichen Verbesserungsprozess sehr flexibel eingreifen. »Aber wenn zukünftig Projekte auf uns zukommen, die die Umsetzung von Industrie-4.0-Lösungen in unserer Fertigung sinnvoll erscheinen lassen, sind wir jederzeit dazu bereit. Und gehen diesen Schritt dann gerne mit Desoutter.«