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Zeit als Element der Unternehmensführung

(Frei)zeit ist Geld?

Roland Lüders, Redakteur »de«
Roland Lüders, Redakteur »de«

Schneller, höher, weiter – der Leistungsdruck ist für die meisten Menschen meiner Generation der Babyboomer quasi schon das ganze Leben über präsent. Eigentlich waren immer zu viele Mitbewerber da, wenn man sich beruflich weiterentwickeln wollte. Das Handwerk hatte noch goldenen Boden und der demografische Wandel war etwas, was in ferner Zukunft lag.

Heute, wo dieser voll durchschlägt, quasi Vollbeschäf­tigung herrscht und es vor vermeintlichen Genies, die unbedingt eine akademische Laufbahn einschlagen müssen, nur so wimmelt, haben es Handwerksbetriebe zunehmend schwer, genügend Nachwuchs bzw. neue Mitarbeiter zu finden. Reichte es früher aus, dass man eine Kleinanzeige im Stellenmarkt der Lokalzeitung schaltete, wenn eine Stelle zu besetzen war, so ist Mitarbeiterakquise heute ein permanenter Prozess. Wurden einst Aufträge gesucht, sind es heute die Mitarbeiter, die man dringend braucht, um die eingehenden Aufträge ­abzuarbeiten.

Dabei hat sich die Motivationslage der Mitarbeiter wesentlich verändert. War es in früheren Zeiten die Stelle an sich, was zählte, und natürlich der Arbeitslohn, sind es heute das Betriebsklima, flexible Arbeitszeiten und Eigenverantwortung, die ganz oben auf der Motivationsskala stehen.

Zeit ist heute mehr denn je ein zentrales Element der Unternehmensführung. Wer es schafft, durch Organisation der Prozesse zeiteffektiv zu arbeiten, kann mit einer bestimmten Mitarbeiterzahl mehr Aufträge umsetzen und damit ein besseres Betriebsergebnis erzielen.

Hierbei hilft die Digitalisierung immer mehr Betrieben. Was Software allerdings nicht leisten kann, ist ein Wandel in der Mitarbeiterführung. Wer es als Chef heute versteht, die Freizeit der Mitarbeiter ebenfalls als Basis für den eigenen Unternehmenserfolg zu sehen, kann mit einer neuen Währung in den Bieterwettbewerb um Fachkräfte ziehen. Die so genannte Life-Work-­Balance mit dem Ressourcenmanagement des Betriebes zu verknüpfen, erfordert viel Flexibilität und Verständnis auf beiden Seiten. Aber wo, wenn nicht im Handwerk, kann sich diese neue Währung als ein Wettbewerbsvorteil etablieren?

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Dipl.-Kommunikationswirt Roland Lüders

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