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Bedeutung der Wärmepumpe für die Energiewende

Vernünftige Anlagenplanung und systemisches Denken

Nach einer langen Zeit des coronabedingten »Trockenschwimmens« durfte ich vor einigen Wochen wieder raus ins Freiwasser. Im Rahmen einer Pressereise des Bundesverbandes Wärmepumpe (BWP) wurden an zwei Tagen Wärmepumpen-Projekte im Raum Heidelberg besucht. Flankiert wurde die Reise mit aktuellen Daten und Fakten des Wärmepumpenmarktes. Planer, Handwerker, Energieberater und Vertreter der herstellenden Industrie standen für ausführliche Gespräche zur Verfügung.

Die Wärmepumpe hat aktuell im Neubau hierzulande die Nase vorn. Mit knapp 46 % lag diese Heiztechnologie 2019 nach Angaben des BWP vor der ansonsten seit Jahren dominierenden Gasheiztechnik, die nur noch auf etwa 36 % Marktanteil beim Neubau kommt.  Die weiter fortschreitende Klimaschutzdiskussion, ein Wertewandel in der ­Gesellschaft und auch Diskussionen über die Zukunft der Energieversorgung (z. B. North Stream 2) werden diese Entwicklung sicher weiter forcieren.

Doch es gibt auch große Hemmnisse. So verhindern die hohen Strompreise nach Angaben der Wärmepumpenproduzenten einen noch rasanter steigenden Marktanteil. Ein weiterer Engpass wird auch bei der Anlagenplanung diagnos­tiziert. Die Wärmepumpe erreicht nur dann eine wirtschaftliche Betriebsweise, wenn sie vernünftig ausgelegt und geplant wird. Vor allem im Altbau erweist sich ein Vorgehen wie alte Gasheizung raus, Wärmepumpe gleicher Heizleistung rein, oft als eine dramatische Überdimensionierung. Bei einem solchen Vorgehen sinkt die Effektivität der ­Wärmepumpe und der Kunde wird unzufrieden mit seiner Anlage sein. Die korrekte Ermittlung des Wärmebedarfs ist daher eine wichtige Grundlage beim Einsatz der Wärmepumpe. Wer als ­Fachhandwerker eine entsprechende Schulung besucht, lernt dies als eines der ersten Grundlagen. Doch vor allem im Heizungshandwerk gibt es wohl noch viele Akteure, die glauben, mit ihrem Öl- und Gasheizungswissen auch im Wärmepumpenmarkt gut gerüstet zu sein.

Im Elektrohandwerk sieht es da schon etwas anders aus. Dort stellt der Markteintritt mit der Wärmepumpe meist eine völlige Neuausrichtung dar, und eine Weiterbildung bzw. ein zweiter Meisterabschluss ist ohnehin dafür ­notwendig. Bei der anfangs erwähnten BWP-Pressereise stellten die Projekte, an denen Elektrohandwerker beteiligt waren, auch die technisch interessanteren dar. Denn diese gingen über die reine Wärmeversorgung hinaus und hatten allesamt einen systemischen Ansatz. Eine PV-Anlage auf dem Dach, ein Batteriespeicher mit Energiemanagement und eine Wallbox für das Elektroauto wurden hier mit einer Wärmepumpe zu einem System vereint. Leider nutzen immer noch zu wenige Elektrohandwerker ihre Systemkompetenz, um diesen Zukunftsmarkt anzugehen. Die letzte Leserbe­fragung unserer Fachzeitschrift bestätigte diesen Eindruck. So sind beispielsweise die Erwartungen an Zukunftsmärkte bei Anlagensicherheit und Elektromobilität sehr hoch. Bei Heizung und Warmwasser (inkl. Wärmepumpe) sind sinkende Werte zu verzeichnen. Hier können Koopera­tionen bzw. die Erweiterungen der eigenen Kompetenzen den Weg in Richtung Wärmepumpen weisen.

Über den Autor
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Dipl.-Kommunikationswirt Roland Lüders

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