Mehr als ein halbes Jahr begleitet uns die Corona-Krise nun schon, doch kann man aus Sicht des Elektrohandwerks überhaupt von einer Krise sprechen? Der Begriff »Delle« wäre eher angebracht, wenn man sich die aktuellen Branchenzahlen betrachtet. So haben laut der aktuellen Herbst-Konjunkturumfrage des ZVEH viele Kennzahlen bereits wieder annähernd das Niveau der kurz vor Ausbruch der Krise durchgeführten Frühjahrs-Konjunkturumfrage erreicht.
So betrug der Geschäftsklimaindex im Frühjahr 88,1, fiel dann zu Beginn der Corona-Krise im April auf 55,6, um sich im Mai wieder auf 70,1 zu erholen. Jetzt liegt er bereits wieder bei 80,1. Dabei geholfen hat sicherlich das gute Auftragspolster: Im Frühjahr 2020 waren über 50 % der Betriebe für zwei oder mehr Monate ausgebucht. Während der Krise schmolz dieses Polster ab, doch nun wächst es bereits wieder: 46,4 % der elektrohandwerklichen Unternehmen haben wieder Aufträge für mehr als zwei Monate. Rund zwei Drittel der Betriebe bezeichnen ihre aktuelle wirtschaftliche Situation als »gut«, und nur noch 16 % erwarten für die Zukunft eine Verschlechterung der Geschäftslage - Ende März waren das noch 67,7 %.
Auf diese Zahlen kann das E-Handwerk aus meiner Sicht zu Recht stolz sein. Denn schließlich hat es diese positive Entwicklung genommen, ohne dass in nennenswertem Umfang staatliche Hilfen geflossen sind. Nur mal zur Einordnung: Alleine die beiden Unternehmen Lufthansa und Deutsche Bahn haben zusammen bisher rund 14 Mrd. € Staatshilfe erhalten. Umgerechnet auf die gut 50.000 Elektrohandwerksbetriebe entspräche das immerhin einer Summe von 280.000 € pro Betrieb. Doch das E-Handwerk hat sich auch in der Krise als sehr robust erwiesen und ist daher nicht auf solche Hilfen angewiesen.
Ein überaus positives Bild zeigt sich auch bei den Gewinnern des Deutschen Unternehmerpreises Elektrohandwerk. Einige der Sieger berichteten mir davon, dass sie 2020 voraussichtlich mit mehr Umsatz und Gewinn abschließen werden als im Vorjahr (siehe Beitrag: »Erfolgreiche Unternehmer des Elektrohandwerks ausgezeichnet« ).
Die Erfolgsrezepte der Betriebe sind dabei so unterschiedlich wie die Persönlichkeiten der sie prägenden Unternehmer. Doch bei aller Unterschiedlichkeit gibt es auch Gemeinsamkeiten: Alle Unternehmer haben einen klaren Fokus und setzen den auch beharrlich um. Dabei sind sie stets offen für Neues, aber nicht wahl- und ziellos. Und in der Corona-Krise sind sie aufmerksam, doch sie bewahren einen kühlen Kopf. Das wirkt sich auch auf die Stimmungslage der Mitarbeiter positiv aus. Die Erfolgsfaktoren, die in »normalen« Zeiten gelten, treten gerade in Krisenzeiten besonders deutlich zutage.
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