Wenn wir Lernende zu selbstorganisierten, eigenverantwortlichen und handlungsorientierten Facharbeitern entwickeln wollen, bedeutet dies, dass der altbekannte Präsenzunterricht nur noch einen geringen Teil der Ausbildungszeit einnehmen wird. Der Lehrende wird zum Lernbegleiter und ist mit ganz neuen Herausforderungen konfrontiert:
- Wie findet die Aufgabenübermittlung statt?
- Wann ist der Lehrer für die Lernenden noch für Fragen erreichbar?
- In welcher Form können Lernfortschritte oder Wissenslücken aufgedeckt und gelöst werden?
- Und wie werden bei solch individuellen Lernformen Präsenzzeiten gestaltet?
Was ist Festo LX?
Das digitale Lernportal Festo LX bietet didaktisch aufbereitete Lerninhalte für viele technische Bereiche. Dabei kombiniert man Industrieexpertise mit didaktischem Know-how. Festo LX basiert auf multimedialen »Lernnuggets«, die modular bearbeitet und zu individuellen Lernpfaden zusammengefügt werden können (siehe auch »Fragen an den Experten«). Durch die smarte Kombination von Aufgaben, e-Learning-Kursen, Praxisübungen und der Möglichkeit, aus vorhandenen analogen Inhalten eigene sog. Lernnuggets zu erstellen, können Lehrende ganz individuell auf die unterschiedlichen Leistungsniveaus der Lernenden eingehen. Auf einem Dashboard verfolgen Sie die Lernfortschritte aller Lernenden und sind so auch in der Lage Lerngruppen mit unterschiedlichen Leistungsniveaus zu definieren.
Trotz der hohen Anforderungen können die Auszubildenden oder Schüler dabei gute Leistungen erlangen und kommen in den Genuss von mehr Freizeit, denn die Lernplattform ist per Smartphone oder Tablet überall nutzbar (Bild 1), ob das im Bus, der Bahn oder gemütlich zu Hause auf dem Balkon, im Garten oder auf der Couch ist.
Die Verfügbarkeit der Daten wird durch die cloudbasierte Architektur und einen EU-Server gewährleistet. Die Nutzung von Festo LX erfolgt über Lizenzpakete, die auf die Anzahl der Nutzer sowie den Nutzungszeitraum abgestimmt sind. Wer möchte, kann Festo LX zeitlich unbeschränkt und völlig kostenlos mit einem Gastzugang erkunden oder man kontaktiert Festo Didactic direkt (learning.experience@festo.com) und lässt sich beraten.
Hilfestellung für Praxisaufgaben
Ein Hauptschwerpunkt in der technischen Berufsbildung wird auch in Zukunft der Praxisanteil sein. So hat sich möglicherweise der ein oder andere schon gefragt wie dies umgesetzt werden kann. Passend zu den Laborausstattungen und Lernsystemen bei Ihnen vor Ort erhält man Empfehlungen zu Lerninhalten auf dem Portal. So können die Lernenden Praxisübungen vorbereiten und während den Präsenzzeiten mit Hilfe von »Connected Learning« die Laborexperimente direkt an den Systemen umsetzen bzw. durchführen.
Mitarbeiterschulungen ohne Zeitverlust
Qualifikationslücken lassen sich dank der multimedialen Lernunterstützung Festo LX schneller schließen. Die Lerninhalte werden auf die individuellen Kompetenzprofile jedes einzelnen angepasst. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter können orts- und zeitunabhängig ihre Qualifizierungsthemen bearbeiten und sind somit trotz qualifizierter Weiterbildung häufiger produktiv vor Ort verfügbar.
Fragen an den Experten
Der Experte auf dem Gebiet von Festo LX ist Alexander Bickel (Bild 2). Er ist Leiter des Vertriebs DACH bei der Festo Didactic SE und nahm sich unserer Fragen in einem Interview an.
»ema«: Herr Bickel, welche Intention steckt hinter Festo LX?
A. Bickel: Noch weit vor der Corona-Pandemie überlegten wir uns, wie wir den Anforderungen der heutigen Zeit in Sachen hybridem Lernen begegnen können. Die Dynamik der Veränderungen der letzten Jahre in Bezug auf die technischen Anforderungen – alles unter dem Stichwort »Digitalisierung« – brachten uns zu der Fragestellung »Wie sieht das Lernen in der Zukunft aus?« Da gibt es z. B. das situative Lernen, das erlebnisorientierte Lernen als Schlagwörter und letztendlich das eben angesprochene hybride Lernen. Insofern stimmt auch die oft verwendete Bezeichnung »Lernplattform« nicht ganz. Wir sehen Festo LX eher als Lernerlebniswelt und möchten auch gar nicht mit den häufig anzutreffenden »Learning-Management-Systemen« (LMS) verglichen werden.
Aber noch einmal zurück zur Pandemie, diese bestätigte uns auf unserem Weg und wirkte hier als Teilchenbeschleuniger. Da bei unseren Kunden durch »Home Schooling« und ähnliche Auswirkungen das hybride Lernen sehr schnell spruchreif wurde und sie mit Festo LX ein flexibles und ausbaufähiges Lernportal an die Hand bekamen.
»ema«: Was unterscheidet Festo LX von anderen Plattformen oder Angeboten?
A. Bickel: Unser Thema ist vor allem die Bereitstellung des Contents. Im Mittelpunkt sollen das gemeinsame Lernen und die individuelle Förderung des Einzelnen stehen. Unser Werkzeug unterstützt diesen Ansatz. Dann kommen Feinheiten dazu, die es zwar auch von anderen Anbietern gibt, wir uns aber – nach Rückmeldungen von Kunden – dennoch von diesen unterscheiden. Dazu zählen die Geräte- und Ortsunabhängigkeit, einfache Erstellung von neuen, dynamischen Inhalten ohne tiefgreifende PC-Kenntnisse. Das versetzt die Kunden in die Lage, ihren eigenen und über die Jahre gesammelten Content auf einfache Art einzubinden und das wirklich dynamisch/animiert und nicht nur als Word- oder PDF-Dokument.
Hier bauen wir auf Mikro-Einheiten, sog. »Lernnuggets«, die das individuelle Lernen überhaupt erst ermöglichen. Sie sind die Grundlage für die automatisierte Gestaltung unterschiedlicher Lernpfade. Aus den vorhandenen Nuggets zu einem Thema, teilt der Ausbilder dem Lernenden die für seinen Lerntyp und sein Leistungsniveau passenden Nuggets zu. Durch diese persönlichen Lernpfade können identische Lerninhalte ganz individuell und mit Spaß am Lernen vermittelt werden.
Abschließend möchte ich noch unbedingt erwähnen, dass man die vorhandenen Ausbildungssysteme mit Festo LX verknüpfen kann, ob das jetzt aus unserem Hause oder von anderen Anbietern kommt, spielt dabei keine Rolle. Man könnte also z. B. direkt Messübungen machen und hat damit eine Anbindung zum angewandten Lernen und nicht »nur« eine multimediale Bibliothek.
»ema«: Für wen ist ihr Angebot besonders interessant?
A. Bickel: Das ist ein weites Feld, denn Festo LX ist nicht nur für die Ausbildungswerkstatt und Berufsschulen interessant, sondern auch für Hochschulen, um universitäre Forschungsthemen zu begleiten. Eine breite Auswahl an Inhalten für alle Bereiche der technischen Bildung ist bereits vorhanden und wird stetig ergänzt. Auf Grund der cloudbasierten Architektur haben die Nutzer jederzeit Zugriff auch auf die neu bereitgestellten Inhalte.
Bleiben wir aber kurz beim betrieblichen Lernen: hier rückt insbesondere das situative Lernen in den Fokus. Nehmen wir an, der Schüler benötigt gerade zu einem bestimmten Thema Informationen. Sehr gerne greifen gerade Jugendliche dann schnell auf ein You-Tube-Video zurück. Ist an dieser Stelle LX im Einsatz, kann der Lernende von dem hochwertigen Content, der von Pädagogen und Experten erarbeitet wurde profitieren.
Denken Sie aber auch an die Weiterbildung. Hier könnte eine HWK oder IHK auf regionaler Ebene dieses Lernportal bereitstellen. Somit hätte auch ein mittelständischer Betrieb die Möglichkeit dieses zu nutzen um Themen die er im beruflichen Alltag aktuell benötigt aufzufrischen oder neue Technologien im betrieblichen Umfeld zu erlernen.
Konkret gibt es derzeit von unserer Seite aus Gespräche mit kommunalen Trägern, das Tool für eine breite Masse zur Verfügung zu stellen. Der Vorteil für z. B. einen Zwei-Mann-Betrieb wäre, dass er die Lizenzen nicht kaufen müsste, sondern von der HWK für eine bestimmte Zeit oder dauerhaft
leasen könnte.
»ema«: Herr Bickel, vielen Dank für das interessante Gespräch.
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