Zentimeter für Zentimeter trug der digital gesteuerte Roboterarm aus einer Düse Spezialzement auf – einen Quadratmeter Wand in fünf Minuten. Nach nur acht Monaten Bauzeit stand das Pilotprojekt, welches das Land Nordrhein-Westfalen im Förderprogramm »Innovatives Bauen« finanziell unterstützt hat. Das zweigeschossige Einfamilienhaus ist etwa mit seiner Smart Home-Ausstattung und der Erdwärmepumpe auch technisch auf dem neuesten Stand.
Investition in die Zukunftssicherheit des Gebäudes
Die Leerrohre von Fränkische schützen empfindliche Strom- und Datenleitungen und gewährleisten gleichzeitig eine zukunftssichere Elektroinstallation. Damit die Bewohner des Hauses auf technische Neuerungen oder Nutzungsänderungen einzelner Räume vorbereitet sind, verlegten die Mitarbeiter der beauftragten Firma Elektro Kälte Tapmeier Rohre mit einem größeren Durchmesser von 25 mm. Gleichzeitig zogen sie Erdkabel zu einem geplanten Carport, um eine Ladestation für ein E-Auto kosteneffizient nachrüsten zu können. Außerdem legten sie für eine Photovoltaik-Anlage ein UV-geschütztes Leerrohr aufs Dach.
Neue Arbeitsabläufe für Elektriker
»Die Elektroinstallation im Haus aus dem 3D-Drucker war Neuland für uns, deshalb wussten wir erst einmal nicht genau, was auf uns zukommt«, erklärt Elmar Tapmeier, Geschäftsführer der Elektro Kälte Tapmeier GmbH. Die Arbeitsabläufe vor Ort unterschieden sich von denen auf einer gewöhnlichen Baustelle: Die Handwerker bereiteten die Elektroinstallationsrohre vor und verlegten sie direkt, sobald der Roboter einen Bereich fertig gedruckt hatte. Für die Decken des 160-Quadratmeter-Hauses kam das mittlere Kunststoff-Wellrohr FFKuS-EM-F zum Einsatz und für die Wände das leichte Highspeed-Rohr FBY-EL-F.
Etwa 650 Meter FFKuS-EM-F verlegten die Elektriker in den Filigrandecken aus Beton. Das Rohr entspricht mit seiner mittleren Druckfestigkeit von 750N der Norm VDE 0100-520 für die Betoninstallation. Als großen Vorteil sieht Elmar Tapmeier die hochgleitfähige Innenschicht, sodass die Leitungen problemlos über längere Strecken von bis zu 50 Metern eingezogen werden können: »Mit der Montage des Betonrohrs haben wir sehr gute Erfahrungen gemacht – da flitzen die Elektroleitungen nur so durch.«
Dazu trägt auch die speziell gestaltete Außenhaut bei, die zu kleine Biegeradien verhindert. »Nichts ist ärgerlicher, als wenn man zu enge Radien verlegt und dann die Leitungen nicht mehr durchziehen kann. Das passiert mit FFKuS-EM-F nicht«, erklärt der Elektromeister. Zusätzlich schützt der Mantel das Rohr vor eindringender Betonmilch, falls es auf der Baustelle beschädigt werden sollte.
Stabil, tritt- und rüttelfest
Auch bei der Montage überzeugte FFKuS-EM-F: Nach dem Abrollen legt sich das Betonrohr gerade aus und schnallt nicht zurück. So konnte es ein einzelner Handwerker in größeren Abständen mit Stahldraht an der Bewehrung fixieren. Zusätzlich erleichterte die glatte Oberfläche das Verlegen, denn das Kunststoffrohr bleibt nicht in der Armierung hängen. Ebenfalls für das Highspeed-Rohr von spricht laut Elmar Tapmeier, dass es tritt- und rüttelfest ist: »Wenn Handwerker anderer Gewerke wie Maurer auf die Baustelle kommen, hat man immer Angst, dass die Rohre plattgetreten werden. Dann ist es schwierig oder unmöglich, Leitungen einzuziehen. Bei FFKuS-EM-F muss man sich keine Sorgen machen, da es sehr stabil und gleichzeitig biegsam ist«, erläutert der Elektro- und Kältespezialist. Das nicht flammenausbreitende Rohr weist lediglich eine normative Verformung von maximal 25 % auf – ideal für die rauen Bedingungen auf Baustellen.
Leichtes Wellrohr für die Wände aus dem 3D-Drucker
Etwa 500 Meter vom leichten Kunststoff-Wellrohr FBY-EL-F verlegte Elmar Tapmeier mit seinem Team in den Wänden des Niedrigenergieeffizienzhauses. Das schwarze Rohr hat eine hochgleitfähige Innenschicht und ist nicht flammenausbreitend. Im Hauswirtschaftsraum kam das Kunststoff-Stangenrohr FPKu-EM-F des 3D-Druck-Hauses zum Einsatz. Da die Abmessungen des Zimmers eine Unterputzinstallation nicht ermöglichten, setzten die Elektriker mit dem Stangenrohr eine Aufputzinstallation für den Waschmaschinen- und Trockneranschluss sowie die Heizungsanlage um. Das verzinkte Stahlrohr Staro Steck-ES-V überzeugt in dem Designhaus optisch: Die Handwerker setzten es im begehbaren Kleiderschrank ein, um eine Flächenwandheizung aus dem angrenzenden Bad über die Ankleide zum Steigstrang zu führen. »Hier haben wir aus visuellen Gründen eine schöne Stahl-Aufputzinstallation platziert. Das verzinkte Rohr passt ideal zum grauen Beton-Design des Hauses. Heutzutage muss man ja auch auf die Optik schauen«, erklärt Elmar Tapmeier.
Das 3D-Druck-Gebäude wird aktuell als Forschungs- sowie Musterhaus eingesetzt und soll später zu Wohnzwecken genutzt werden. Wird es einmal nicht mehr benötigt, lässt sich der Beton wieder absaugen und neu verdrucken. Im westfälischen Beckum steht bereits das nächste Projekt aus dem 3D-Drucker an: Es soll ein ganzes Quartier mit gedruckten Häusern entstehen.
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