Als es im März 2020 zum ersten »Lockdown« aufgrund der fortschreitenden Virusausbreitung kam, fühlte sich das noch so an, als wäre dies womöglich nur ein kurzes Schauspiel der neuen Krankheit. Heute, fast zwei Jahre später, sind wir alle schlauer und viele Betreiber von Schulungszentren haben sich längst selbst mit neuen Ideen und kreativen Methoden – wie weiland Münchhausen – aus dem »Sumpf des Stillstands« gezogen.
Das Leben vor dem 17.3.2020
Bis zu diesem Datum, das man auch als »point of no return« bezeichnen könnte (einen Punkt ohne Wiederkehr), spielte sich das Leben in einem Weiterbildungszentrum wie dem FBZ-E (www.fbz-e.de) ganz einfach ab: man bekam Anfragen, entwickelte aufgrund der Anfragen ein Seminar, bot dieses über die einschlägigen Kanäle an und legte bei genügend Resonanz los. Das geschah unaufgeregt, ohne Einschränkungen, was die physische Präsenz betraf und ganz nach dem Gusto des Betreibers. So war das einmal.
Das Problem, das nach und nach mit dem oben genannten Datum auf viele zukam, war die Frage, wie man praktische Inhalte via Bildschirm vermitteln soll. Josef Pott und sein Team (Bild 1) führten bis dahin pro Jahr rund 450 Seminare durch, um die Teilnehmer elektrotechnisch zu schulen. Von nun ab musste er sich umstellen und das möglichst schnell. Das geschah durch das neu erarbeitete Konzept für Online-Seminare, für die eine eigene Marke mit dem Namen »OPS-M« entwickelt und etabliert wurde (s. Interview).
Fragen an Josef Pott
de: Herr Pott, wie haben Sie und Ihr Team die zurückliegenden zwei Jahre erlebt?
Josef Pott: Der Startpunkt, dass die Pandemie bestimmend wurde für die Abläufe im FBZ-E, war der 17.3.2020, wo unter anderem Bildungseinrichtungen schließen mussten. Gerade dieser Beginn war sehr belastend, da nicht feststand, wann wir wieder öffnen dürfen. Somit wurden ein Maßnahmenplan erstellt, der Jahresarbeiten entsprechend Prüfung elektrischer Einheiten, Inventur und Aktualisierung der Ausstattung auf die Sperrzeit konzentrierte und ein Datum im vierten Quartal festgelegt, wo wir den Geschäftsbetrieb eingestellt hätten.
Zum Glück konnten wir unter Anwendung eines Hygienekonzepts ab dem 5. Mai 2020 wieder aktiv werden und dem Unternehmen Einnahmen sichern. Innerhalb dieser sieben Wochen Sperrzeit wurde vorsorglich Kurzarbeit angemeldet, die anteilig genutzt und mit der damaligen 60-%-Regelung vom FBZ-E auf 80 % aufgestockt wurde. Die Wiederaufnahme des Geschäftsbetriebes ergab eine anfangs geringe Belegung der verfügbaren Seminarplätze, da auch seitens der Seminarkunden Unsicherheiten und eigene Beschränkungen existierten. Durch Beachtung und Umsetzung der Corona-Schutzverordnungen konnte bis dato ein Infektionsgeschehen ausgeschlossen werden. Die pandemiebedingte Situation der höheren Kosten für Personal und Material zur Reinigung und Desinfektion in Ergänzung teilnehmerreduzierter Seminare hat es erforderlich gemacht die Preise neu zu kalkulieren. Eine durchschnittliche Anhebung von 7 % federn die erhöhten Kosten ab.
de: Der Ausweg war für viele Anbieter, Seminare online anzubieten. Wie war das bei Ihnen?
Josef Pott: Onlineseminare waren zurückliegend, selbst bei unseren ausländischen Kunden, wenig im Einsatz. Da viele Länder Reisebeschränkungen unterlagen, haben wir im Mai 2020 eine interaktive Form für Onlineseminare unter unserer Marke »OPS-M« (Online Präsenz Seminar Management) etabliert (Bilder 2 und 3). Vor dem Onlineseminar erhalten die Teilnehmer einen Ordner mit Unterlagen, in denen sich die Präsentation und ergänzende Informationen befinden, einschließlich Aufgaben, die erledigt werden müssen. Um sicherzustellen, dass die Verbindungstechnik einwandfrei funktioniert, arbeitet das FBZ-E mit der Convario GmbH & Co. KG aus Oldenburg zusammen (www.convario.de). Sie kontaktiert im Vorfeld die Teilnehmerinnen und Teilnehmer, klärt die technischen Voraussetzungen und führt ein Probemeeting durch.
de: Wie läuft ein Online-Seminar ab?
Josef Pott: Bei den Onlineseminaren, wo es auch um die Nachhaltung der Prüferqualifikation geht, planen wir dieses mit dem beauftragenden Unternehmen im Detail durch. So besteht die Möglichkeit, dass beginnend mit der praktischen Unterweisung die Teilnehmer ein elektrisches Gerät vorstellen und diesem die notwendigen Prüfsequenzen zuordnen. Sofern das Onlineseminar in den Betriebsräumen des Unternehmens stattfindet, wird eine Kamera bei den Prüfplätzen installiert ist und die Prüfung kann online stattfinden und kommentiert werden. Das hat sich als sehr positiv herausgestellt, da dann das ausschließliche Sitzen vor dem Monitor eine angenehme Abwechslung darstellt.
de: Hat sich sonst noch etwas geändert im Ablauf?
Josef Pott: Einiges an zuvor ausgelagerten Leistungen, einschließlich Fahrzeugpflege und Wäschedienst sind aufgrund der besseren Kontrollierbarkeit ins FBZ-E zurückgekehrt. Da wir unsere Arbeit als Berufung empfinden, überwiegt die Freude an der Durchführung perfekter Seminare, die den Aufwand unserer Seminarteilnehmer entsprechend Anreise, Übernachtung und Zeitinvestition Rechnung tragen.
»de«: Herr Pott, vielen Dank für Ihre Zeit und die Einblicke in Ihre Praxis.
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