41,3 % der Befragten rechneten für 2022 mit höheren Umsätzen als im Vorjahr und nur 8,4 % erwarten einen Umsatzrückgang. »Das Handwerk schöpft wieder neuen Mut und bewertet seine Lage deutlich besser als vor einem Jahr«, sagt Patrik-Ludwig Hantzsch, Leiter der Creditreform Wirtschaftsforschung. Die Betriebe spürten eine deutlich verbesserte Stimmung im Vergleich zum Frühjahr 2021. Damals hätten noch Unsicherheiten über den Verlauf der Corona-Pandemie das Bild bestimmt und die Geschäftserwartungen der Betriebe entsprechend gedämpft.
Hohe Investitionsbereitschaft
Die Investitionsbereitschaft im Handwerk liegt aktuell deutlich höher als im Vorjahr. 58,2 % der Befragten wollen in den nächsten Monaten investieren (Vorjahr: 49,5 %). Stärker als im Vorjahr legen die Betriebe den Fokus auf Erweiterungsinvestitionen (54,1 %). Die Personalplanungen der Betriebe verdeutlichen den wiedererstarkten Optimismus: 27,3 % der Befragten haben angekündigt, die Zahl der Beschäftigten im nächsten Halbjahr aufstocken zu wollen. Besonders hoch sind die Umsatzerwartungen dabei im gewerblichen Bereich (Bauhauptgewerbe und Ausbaugewerbe).
Stabiles Zahlungsverhalten
Ein weiterer positiver Befund der aktuellen Analyse: Das Zahlungsverhalten in Deutschland bleibt weiter stabil. Die Corona-Krise hatte bislang wenig Auswirkungen. Größere Forderungsausfälle wurden aus dem Handwerk vergleichsweise selten gemeldet (8,1 %) und 21,2 % der Befragten hatten gar keine Ausfälle zu beklagen.
Allerdings hat Corona hat die Eigenkapitalquoten im Handwerk schmelzen lassen. Aktuell ist der Anteil eigenkapitalschwacher Firmen so hoch wie seit 2014 nicht mehr. So erhöhte sich der Anteil der Betriebe mit einer niedrigen Eigenkapitalquote (unter 10 %) auf 34,3 % (Vorjahr: 32,4 %). Gleichzeitig wurde nur noch bei 22,1 % der Befragten eine Eigenkapitalquote von über 30 % registriert (Vorjahr: 23,6 %). Diese Quote sorgt gemeinhin für eine gute Unternehmensstabilität und ist ein wichtiger Krisenpuffer. »Angesichts der teilweise starken Einschränkungen infolge der Corona-Maßnahmen scheint die Eigenkapitaldecke im Handwerk insgesamt aber gehalten zu haben«, betont Hantzsch. So nahm 2021 die Zahl der Handwerksinsolvenzen weiter ab (minus 10,8 %). Insgesamt wurden im Jahresverlauf 2.890 Insolvenzen von Handwerksbetrieben registriert (2020: 3.240).
Kostenexplosion und Fachkräftemangel
Als starke Entwicklungshemmnisse für das Handwerk wurden der Fachkräftemangel sowie (inflationsbedingte) Kostensteigerungen genannt. Die Teuerungen machten sich vor allem beim Material, den Kraftstoffen und der Energie bemerkbar. Nur zum Teil konnten die Betriebe diese Mehrkosten ausgleichen (52,2 %). Vor diesem Hintergrund droht in den kommenden Monaten erneut Ungemach für die finanzielle Stabilität, sollte sich der Kostenanstieg weiter verstärken. Große Sorgen verursacht auch der Fachkräfte- und Personalmangel, der durch den demografischen Wandel und Nachwuchssorgen weiter beflügelt wird. Mit Ausbildung, höheren Gehältern und ausländischen Arbeitskräften versuchen die Handwerksbetriebe dem Mangel entgegenzuwirken. Derzeit hat die Mehrzahl der befragten Handwerksbetriebe (83,0 %) Schwierigkeiten, Fachkräfte bzw. Berufsnachwuchs zu finden.
Die vollständige Analyse steht unter dem folgenden Link zum Download bereit: Wirtschaftslage und Finanzierung im Handwerk