Nach mehr als einem Jahr Planung und Umbau wurden die Sammlungsräume »Alte Meister« im Frankfurter Städel mit rund 400 ausgestellten Kunstwerke aus dem 14. bis 18. Jahrhundert wiedereröffnet. Im Beleuchtungskonzept von Zumtobel unterstreichen über 1.000 Leuchten die Ausdruckskraft der Werke und gleichen zudem die Unterschiede in den Räumen mit und ohne Tageslicht aus. Gleichzeitig wird der Lichtstromverbrauch deutlich reduziert.
In der Zusammenarbeit zwischen den Museumsverantwortlichen, Zumtobel und den Experten für Ausstellungsgestaltung von Bach Dolder lag das Ziel darin, die Bild- und Raumwirkung zu verbessern, die Seitenkabinette optisch aufzuwerten und mit der Umstellung auf LED-Technologie zu den Nachhaltigkeitszielen des Städel Museums beizutragen. »Unser bis dato größter Kompromiss in der Sammlungsgestaltung war die deutlich unterschiedliche Wirkung von Tageslichträumen und Räumen ohne natürliches Licht«, sagt Katja Hilbig, Leiterin des Ausstellungsdienstes im Städel Museum. »Wir wollten eine gute Mischung aus Tages- und Kunstlicht erreichen. Und dabei konservatorische und atmosphärische Anforderungen fein ausbalancieren.«
Hierzu änderten die Verantwortlichen von Zumtobel den Schwerpunkt des Lichtkonzepts: Wo früher einzelne Werke mit zahlreichen Strahlern akzentuiert wurden, sorgen heute tageslicht-ähnliche Kunstlichtdecken für eine allgemeine Raumbeleuchtung, die besonders harmonisch wirkt und auch die Exponate miteinschließt.
Kunstlicht adaptiert Naturlicht
Umgesetzt wurde das Konzept in den Oberlichtsälen mit mehr als 1100 Metern »Tecton«-Lichtband-Systemleuchten. Sie hinterleuchten die Glasoberlichter und sorgen für ein einheitliches Beleuchtungsniveau – abhängig vom natürlichen Licht außen: »Wir möchten, dass unsere Besucherinnen und Besucher wahrnehmen, ob es ein eher trüber Tag ist – oder ob wir strahlend blauen Himmel haben«, sagt Thomas Pietrzak, Leiter des Technischen Diensts im Städel Museum. »Damit sie aber niemals komplett im Dunkeln stehen, reguliert ein Tageslichtmesskopf die Raumbeleuchtung entsprechend nach.« Die Steuerung der Lichtanlage übernimmt das Lichtmanagementsystem »Luxmate«. Mit 5000 Kelvin imitieren die Tecton-Leuchten das natürliche Tageslichtweiß. »Früher lag es im Trend, Ausstellungsräume eher kühler zu beleuchten. Aber wir haben gemerkt, dass unsere Besucherinnen und Besucher das als zu kalt oder eben unterkühlt empfinden«, erklärt Katja Hilbig.
In den Kabinetten ohne Tageslicht wurde die LED-Paneel-Leuchte »Omega Pro2« aus dem Sortiment von Thorn installiert. Aus rund 800 Einzelleuchten haben die Beleuchtungsexperten zusammenhängende Lichtdecken kreiert, die mit tunableWhite-Technologie, einem besonders guten Farbwiedergabeindex von CRI 90 und ihrer geringen Bauhöhe überzeugen. Aus dem Portfolio von Zumtobel kommen dort außerdem »Supersystem II«-LED-Strahler und Projektorstrahler zum Einsatz.
In den hohen Sälen des Museums setzen die Strahler »Arcos III zoomfocus« subtile Akzente. Wo früher zusätzliche Optiken benötigt wurden, können viele Lichtwirkungen heute direkt eingestellt werden. Um Museumsbesuchern die unverfälschte Schönheit der »Alten Meister« zu vermitteln, testete das Zumtobel Team genau aus, welche Einstellung die gewünschte Wirkung für das jeweilige Werk erzielt. »Zusätzlich haben wir optische Vorsätze genutzt, beispielsweise Ovalzeichner. Sie erweitern die Möglichkeiten nochmals«, sagt Jens Lohse vom Zumtobel Vertriebsbüro Frankfurt am Main.
Wichtig für die Inszenierung war es auch, die passende Lichtfarbe zu treffen und diese über eine Bluetooth-Funkschnittstelle individuell im Bereich zwischen 2700 K (Warmweiß) und 6500 K (Tageslichtweiß) einzustellen. So wird verhindert, dass zum Beispiel Blattgold plötzlich rosastichig wirkt: »Der Korridor an Farbnuancen, die wir im Museum tatsächlich nutzen, ist allerdings eng begrenzt«, sagt Katja Hilbig. »Eine wichtige Qualität dabei ist, dass unsere Besucherinnen und Besucher die unterschiedlichen Einstellungen gar nicht wahrnehmen.«
Einsparung von Beleuchtungsenergie und Wartungsaufwand
Das runderneuerte Lichtkonzept passt auch zu den Nachhaltigkeitszielen des Städel Museums: »Durch die Umrüstung auf LED und das neue Lichtkonzept können wir voraussichtlich rund ein Drittel der Beleuchtungsenergie einsparen«, blickt Thomas Pietrzak in die Zukunft. Kosten reduziert das Museum aber auch durch einen verminderten technischen Wartungsaufwand: »Früher hatten wir 20 bis 25 Strahler pro Kabinett – und einen enorm hohen Instandhaltungsbedarf.« Heute ergänzen ausgewählte Spots das flächige Deckenlicht.
Die Sammlung »Alte Meister« soll zum Maßstab für weitere Modernisierungsschritte innerhalb des Museums werden.