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Explosionsschutz

Verbindungen für Wasserstoff-Tankstellen

Verbindungen für  Wasserstoff-Tankstellen
(Bild: Maximator Hydrogen)

Fahrzeugen mit Wasserstoff-Antrieb begegnet man auf deutschen Straßen äußerst selten. Und wer eine Wasserstoff-Tankstelle sucht, hat nur geringe Auswahl: Derzeit gibt es in Deutschland weniger als hundert Orte, wo man das leichte und energiereiche Gas tanken kann. Schuld am schleppenden Ausbau waren bisher fehlende Produktionskapazitäten. Doch das hat sich geändert. In Nordhausen im thüringischen Harz befindet sich seit Kurzem das größte Werk für Wasserstoff-Tankstellen in Europa. Eigner ist die Maximator Hydrogen GmbH, die dort ihren Stammsitz hat. Das Unternehmen wurde aus der Maximator GmbH heraus gegründet und steht seit Januar 2022 auf eigenen Beinen.

Mit Kompressoren fing es an

Bild 1: Maximator Hydrogen ist seit vielen Jahren mit dem Bau von Wasserstofftankstellen am Markt
Bild 1: Maximator Hydrogen ist seit vielen Jahren mit dem Bau von Wasserstofftankstellen am Markt

(Bild: Maximator Hydrogen)

Ein Alleinstellungsmerkmal der Maximator GmbH sind Kompressoren und Teststände für Wasserstoff. Seit den 1990er Jahren beschäftigt man sich mit Wasserstofftechnologien und entwickelte ab 2017 gemeinsam mit Maximator Advanced Technology (MAT) die ersten Wasserstoffverdichter für Tankstellen (Bild 1). Seit 2018 baut und produziert die in Nordhausen ansässige Maximator GmbH auch komplette Wasserstofftankstellen und hat sich in kürzester Zeit durch innovative Technologien eine führende Stellung in diesem Gebiet erarbeitet.

Das erste Großprojekt war 2018 eine Anlage für die Stadtwerke Wuppertal, die in ihrer Müllverbrennungsanlage neben Strom und Wärme auch Wasserstoff zum Betanken von Bussen erzeugen möchte. Maximator lieferte die komplette Technik zur Erzeugung, Speicherung und Betankung. Danach folgten weitere Projekte als Generalunternehmer: In Wien tanken Busse mit der Technik von Maximator Hydrogen, in der Schweiz ist das Unternehmen bei der ambitionierten H2-Initiative des Landes dabei und liefert Gasbefüllstationen entlang eines Wasserstoff-Highways für die Betankung von Lastkraftwagen.

Bis zu 50 Tankstellensysteme will das Unternehmen 2022 ausliefern, bis 2030 sollen insgesamt 4 000 Anlagen »made in Thüringen« in Betrieb sein. Der große Erfolg kommt für Marcel Urban, der mit seinem Team die Elektroplanung verantwortet, nicht überraschend: »Durch unseren Ursprung und die Verbindung zu Maximator greifen wir auf einen großen Erfahrungsschatz und Expertise in der Hochdrucktechnik und Kompressionstechnologie zurück.«

Höhere Anforderungen für Kabel im Freien

Wasserstofftankstellen unterliegen hohen Sicherheitsanforderungen. So müssen auch die elektrischen Verbindungssysteme in den Wasserstofftankstellen hohe Anforderungen erfüllen. Maximator Hydrogen setzt seit Jahren auf Lapp, den Weltmarktführer für integrierte Lösungen in der Kabel- und Verbindungstechnologie. »Es gab nur positive Erfahrungen – deshalb sind Bestellungen bei Lapp einfach gute Gewohnheit«, so Marcel Urban. Als Maximator Hydrogen anfing, Anwendungen mit hohen Sicherheitsanforderungen zu konstruieren, sah die Zusammenarbeit wie folgt aus: Lapp übergab eine Kabelvorschlagsliste, in der die Produkte aufgeführt sind, die für den jeweiligen Einsatzzweck die gültigen Normen erfüllen. Anschließend planten Marcel Urban und sein Team mit den Kabeln und Leitungen aus dieser Liste und konnten sicher sein, dass sie am Ende alle Anforderungen erfüllt hatten.

Mit der Entscheidung, komplette Tankstellen zu bauen, kamen erweiterte Anforderungen an die Kabel und Leitungen hinzu. Nun war das Unternehmen auch für die Verkabelung im Außenbereich zuständig, was bisher die Bauherren der Tankstellen übernommen hatten. »Weitere Anforderungen waren unter anderem der Schutz vor Nagetieren und UV-Strahlung, wobei die Anforderungen zum Explosionsschutz weiterhin bestanden«, so Marcel Urban. Vor diesem Hintergrund wandte sich das Team an René Beitlich, dem zuständigen Lapp Account Manager. Man vereinbarte ein Treffen in Nordhausen, wo sich Beitlich und sein Kollege Olaf Westermann aus der Anwendungstechnik von Lapp die Tankstellen anschauen und bewerten sollten, ob mit den verbauten Kabeln und Leitungen auch im Außenbereich alle Normen eingehalten werden. »Für unsere Kunden sind wir oftmals im Tandem aus Vertrieb und Anwendungstechnik unterwegs. So unterstreichen wir mit unserer Expertise unsere führende Marktposition«, berichtet Beitlich.

Neue Kabelvorschlagsliste

Bild 2: Für die Verkabelung der Hochdruckkompressoren wurden u.a. ungeschirmte Ölflex-Leitungen von Lapp verwendet
Bild 2: Für die Verkabelung der Hochdruckkompressoren wurden u.a. ungeschirmte Ölflex-Leitungen von Lapp verwendet

(Bild: Maximator Hydrogen)

Nach dem Treffen gab es einen Workshop bei Maximator Hydrogen, in dem die notwendigen Sicherheitsanforderungen noch einmal detailliert besprochen wurden. Gemeinsam habe man eine Checkliste für den Kunden erstellt und eigene Erfahrungen und Auszüge aus Richtlinien für die Betriebssicherheit wie dem Explosionsschutz nach EN1127-1 eingebracht. »Über den reinen Vertrieb unserer Produkte hinaus wollten wir dem Kunden auch die Normenwelt hinter den Zertifizierungen nahebringen«, so Beitlich.

Daraus folgte eine Anleitung, die zusätzliche Anforderungen an die Kabel und Leitungen aus der Kabelvorschlagsliste beschreibt und diese somit vor den vorherrschenden äußeren Einflüssen wie einem Nagetierbiss und UV-Strahlung schützt. Diese Liste geht an die Integratoren, die vor Ort die Module der Tankstelle elektrisch miteinander verbinden. »Da gibt es keine Diskussion: Die Integratoren müssen die Produkte von Lapp aus dieser Liste verwenden, weil uns das Sicherheit gibt«, so Urban. Ab und zu kommt es vor, dass sich an abgelegenen Orten kein Integrator findet, dann übernimmt Maximator Hydrogen den Zusammenbau selbst, wie kürzlich bei einer Tankstelle in Schweden.

Eigensichere Stromkreise mit hohem Zündschutz möglich

Ein rundes Dutzend unterschiedliche Leitungen von Lapp steckt nun in den Tankstellen. Eine Schlüsselrolle kommt der Ölflex EB zu, sowohl als geschirmte als auch als ungeschirmte Variante, die eigensichere Stromkreise mit hohem Zündschutz an den Initiatoren der Hochdruckkompressoren verbindet (Bild 2).

Weiter dient die Ölflex 400 als Steuerleitung für digitale 24-V-Schaltsignale, die geschirmte Variante für analoge Signale mit 4 … 20 mA und 0 … 10 V, die Ölflex 550 P versorgt die Beleuchtung und Heizung mit Netzspannung. Daneben gibt es diverse Leitungen zur Datenübertragung wie die Etherline Cat.5e flex für sämtliche Kommunikationsverbindungen zwischen IT-Komponenten und den Modulen sowie Hitronic HQW3000 Lichtwellenleiter für größere Strecken ab 100 m, was bei Großprojekten wie etwa in Wien häufiger vorkommt.

Mit dem Ergebnis der Zusammenarbeit sind beide Seiten sehr zufrieden. Trotz der pandemiebedingten Hürden fand ein direkter Austausch statt und ein kundenspezifisches Konzept wurde erarbeitet. Angesichts der zuverlässigen Produktqualität, der individuellen Beratung sowie der Expertise seitens Anwendungstechnik und Vertrieb gibt es für Marcel Urban nur ein Fazit: »Auch bei künftigen Projekten wird Lapp wieder mit dabei sein

Wasserstoff aus Sonnenlicht

Der Kreis Düren will bis 2035 klimaneutral werden. Dazu sollen Busse und Bahnen mit Wasserstoff fahren. Der wird mit Sonnenlicht aus dem Solarpark Merscher Höhe in Jülich erzeugt, der kürzlich fertiggestellt wurde. Die 17.000 Photovoltaikmodule auf 9,5 h Fläche leisten 9,2 MW und sammeln über das Jahr 9,7 Gigawattstunden Energie, die den Elektrolyseur speist. Der grüne Strom soll für 170 Tonnen Wasserstoff jährlich reichen und bis zu 20 Züge und 170 Busse speisen. Später kann der Wasserstoff auch auf dem Brainergy-Gelände verbraucht werden, ein Gewerbe- und Innovationspark im Kreis Düren mit einem Schwerpunkt auf erneuerbaren Energien. Sämtliche Kabel und Leitungen kommen von Lapp, darunter 210 km Stringleitungen. Errichtet wurde der Solarpark von der F&S solar service GmbH.

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Über den Autor
Autorenbild
Bernd Müller

Freier Journalist, im Auftrag von Lapp

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