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ZVEH-Frühjahrskonjunkturumfrage

Geschäftsklimaindex der E-Handwerke steigt erneut an

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(Bild: pixabay/geralt)

Trotz der Herausforderungen im Baubereich durch Inflation, hohe Materialpreise, Kaufkraftverlust sowie steigende Bauzinsen und einen für 2023 prognostizierten Rückgang, insbesondere des Wohnungsbaus um etwa 12,5 %, blicken die E-Handwerke mit Optimismus in die Zukunft. Das macht die vom 27. Februar bis zum 3. März durchgeführte Frühjahrskonjunkturumfrage des ZVEH deutlich. Grund für die positive Einschätzung ist die anhaltend hohe Nachfrage nach e-handwerklichen Leistungen, die im Zuge von Energiewende, Energiekrise und Digitalisierung weiter zunimmt.

Hoher Geschäftsklimaindex

Dass sich die wirtschaftliche Situation der e-handwerklichen Betriebe in den vergangenen Monaten – nicht zuletzt aufgrund der zunehmenden Umstellung auf Erneuerbare Energien und der damit verbundenen Elektrifizierung – positiv entwickelt hat und der Großteil von ihnen zuversichtlich in die Zukunft blickt, zeigt der aktuelle Geschäftsklimaindex. Dieser stieg gegenüber der im September durchgeführten Herbstkonjunkturumfrage 2022 noch einmal deutlich an (Herbst 2022: 79,5 Punkte) und liegt mit 83,6 Punkten nun wieder auf dem Niveau der Frühjahrsumfrage 2022 (83,9 Punkte), die kurz vor Ausbruch des Ukraine-Krieges durchgeführt worden war.

Der Geschäftsklimaindex der E-Handwerksbetriebe bleibt weiterhin auf einem hohen Niveau
Der Geschäftsklimaindex der E-Handwerksbetriebe bleibt weiterhin auf einem hohen Niveau
(Bild: ZVEH)

Neues Auftragshoch

Insgesamt gaben im Rahmen der diesjährigen Frühjahrsbefragung 71 % der Betriebe an, aktuell über ein gutes Geschäftsklima zu verfügen – gegenüber 64,5 %, die sich im Herbst zufrieden mit ihrer wirtschaftlichen Situation gezeigt hatten. Damit erreicht die Einschätzung der wirtschaftlichen Situation fast wieder den sehr guten Wert aus dem Frühjahr 2022. Grund für die gute Stimmung ist unter anderem der weiterhin hohe Auftragsbestand. So verfügen mittlerweile 59,3 % der Betriebe über Auftragspolster von mehr als zwei Monaten, 34,7 % sogar über Auftragspolster von mehr als vier Monaten. Das Allzeithoch aus dem Herbst 2022 (58 % > 2 Monate / 30,8 % > 4 Monate) wurde damit nochmals übertroffen.

Verschiedene Faktoren erklären positive Entwicklung

Die positive Entwicklung ist damit zu erklären, dass die E-Handwerke sehr breit aufgestellt sind und über sehr diverse Tätigkeitsbereiche verfügen. Diese reichen vom Wohnungsbau bis zum industriellen Anlagenbau. Auch die steigende Nachfrage nach Leistungen im Bereich der Erneuerbaren Energie trägt zu der positiven Konjunkturentwicklung bei. Denn mit dem Ukraine-Krieg und der drohenden Energiekrise wurde das Tempo in Sachen Energiewende und Dekarbonisierung deutlich erhöht: Photovoltaik-Anlagen (PV), Wärmepumpen oder auch Speichertechnologien erleben durch die in Folge des Krieges rasant steigenden Energiepreise einen Nachfrage-Boom.

Verschiedene Konjunkturindikatoren
Verschiedene Konjunkturindikatoren
(Bild: ZVEH)

Steigende Umsatzanteile im PV-Bereich

Ein Blick auf die Umsatzkategorien zeigt, dass es hier – ungeachtet der Flaute im Baugewerbe – kaum Änderungen gibt. Mit zusammengerechnet 75,5 % wird nach wie vor der Löwenanteil am Umsatz über private sowie gewerbliche Auftraggeber generiert. Bei den Geschäftsfeldern zeigt sich indes ein deutlicher Umsatzzuwachs im Bereich der Erneuerbaren Energien. Sie machen mittlerweile 6,7 % am Umsatz der e-handwerklichen Betriebe aus. Im Frühjahr 2022 waren es noch 4,1 %. Am auffallendsten ist die Entwicklung bei den Umsatzanteilen im Bereich »Photovoltaik«. Hier stieg der über Leistungen im PV-Bereich generierte Umsatzanteil innerhalb eines Jahres von 2,5 auf jetzt 4,4 %. Ein Zeichen dafür, dass der PV-Hochlauf Fahrt aufgenommen hat.

Bei PV- und Speichersystemen sind anhaltende Zuwächse zu verzeichnen.
Bei PV- und Speichersystemen sind anhaltende Zuwächse zu verzeichnen.
(Bild: ZVEH)

Zahl der offenen Stellen als Indikator für Fachkräftelücke

Der erfreulich hohe Auftragsbestand hat allerdings auch eine Kehrseite. Denn mit den durch Energiewende, Digitalisierung und Elektrifizierung kontinuierlich wachsenden Einsatzgebieten der E-Handwerke nimmt auch der Fachkräftebedarf überproportional zu und übersteigt damit das vorhandene organische Mitarbeiter-Wachstum. Die wachsende Fachkräftelücke spiegelt sich dabei in der Zahl der offenen Stellen wider. So gaben 66,4 % der Umfrage-Teilnehmer an, offene Stellen nicht besetzt zu haben. Dass die Zahl der unbesetzten Stellen kontinuierlich zunimmt, zeigt der Vergleich mit den Umfrage-Ergebnisse aus dem Frühjahr 2022: So hatten vor zwölf Monaten lediglich 63,9 % der Betriebe offene Stellen nicht besetzen können.

Betriebe wollen weiter wachsen

Was die Zahl ihrer Beschäftigten angeht, zeigen sich die Unternehmen weiterhin optimistisch. So gaben 35,9 % der Befragten an, dass sie in den nächsten sechs Monaten von einer Steigerung der Beschäftigtenzahl ausgehen. Lediglich 9,3 % erwarten einen Rückgang ihrer Beschäftigtenzahl.

Positiver Ausblick für zweites Halbjahr

Das Gros der befragten Betriebe blickt sehr positiv auf die nächsten sechs Monate. Gingen im Herbst 2022 noch 27,8 % von einer Verschlechterung ihrer wirtschaftlichen Lage aus und nur 16,3 % von einer Verbesserung, hat sich dieses Verhältnis nun umgekehrt: 22,7 % erwarten eine Verbesserung innerhalb der kommenden Monate. Lediglich 13,8 % gehen von einer Verschlechterung aus. Damit hat sich trotz des Fortbestehens der eingangs erwähnten Herausforderungen die Situation in den E-Handwerken weiter stabilisiert.

»Aktuell sehen wir widersprüchliche Marktindikatoren. Obwohl der schwächelnde Baubereich für die E-Handwerke als größtes installierendes Gewerk ein wichtiges Standbein ist, haben die dortigen Rückgänge bislang kaum Auswirkungen auf die Stimmung und Geschäftslage in unserer Branche«, so ZVEH-Hauptgeschäftsführer Alexander Neuhäuser: »Das sich die E-Handwerke als sehr robust erweisen, führen wir auf diversifizierte Geschäftsfelder zurück.«

Der ZVEH-Hauptgeschäftsführer weist jedoch auch auf ein aus seiner Sicht nicht unwichtiges Spannungsfeld hin: »Die Unternehmen können steigende Kosten zum Teil durch höhere Preise kompensieren. Oft entstehen jedoch durch Materialmangel und bürokratisch verursachte Zusatzarbeiten Mehraufwände, die nicht in Rechnung gestellt werden können.«

Eine zu starke Verteuerung handwerklicher Leistungen im Bereich der Grundversorgung birgt nach Ansicht Neuhäusers zudem noch eine ganz andere Gefahr. »Wir müssen mit Augenmaß agieren und darauf achten, dass keine Spirale aus Materialpreis- und Lohnsteigerungen sowie weiteren kostentreibenden Maßnahmen entsteht, damit die so wichtigen handwerklichen Leistungen für den Normalbürger auch weiterhin bezahlbar bleiben.«

An der Frühjahrskonjunktur-Umfrage nahmen mehr als 1200 Betriebe teil.

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