Nach dem Tod des Gründers im Jahr 1926 übernimmt dessen Frau Helene die Leitung der Firma. Die stößt produktionstechnisch mittlerweile an ihre Grenzen, sodass 1929 zusätzliche Werkhallen in Dortmund-Brackel angemietet werden müssen. Helene Vahle wird bei der Unternehmensführung zu dieser Zeit bereits von ihrem Sohn Paul Werner unterstützt, der den elterlichen Betrieb 1932 schließlich übernimmt.
Im Zweiten Weltkrieg wird Paul Werner wird zum Militärdienst eingezogen und gerät 1945 in Kriegsgefangenschaft, aus der er erst vier Jahre später nach Dortmund zurückkehrt. In dieser Zeit wird das Unternehmen von Paul Werners Ehefrau Maria, geführt und fortentwickelt.
In der Nachkriegszeit vervielfacht sich der Umsatz innerhalb weniger Jahre, während die Zahl der Mitarbeitenden auf mehrere Hundert klettert. Auch räumlich expandiert Vahle und kauft ein Grundstück in Kamen, an dem bis heute der Hauptfirmensitz liegt. In den 1970er- und 1980er-Jahren entwickelt das Unternehmen verschiedene neue Produkte wie die Leichtmetallschiene oder Stromschienen für Elektrohängebahnen. Gegen Ende des Jahrtausends konzipiert Vahle dann ein System zur induktiven Energieübertragung für bewegliche Anwendungen in der Fördertechnik – eine Technik, die längst nicht mehr nur in der Industrie zum Einsatz kommt, etwa zur Stromversorgung Fahrerloser Transportsysteme, sondern auch im Alltag, beispielsweise zum Laden von Smartphones.
Transrapid in Shanghai und Riesenrad in Dubai
Heute, 111 Jahre nach ihrer Gründung, ist die Paul Vahle GmbH & Co. KG mit rund 850 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern ein wichtiger Hersteller leistungsfähiger Energie-, Datenübertragungs- und Automatisierungssysteme und setzt internationale Großprojekte um. Unter anderem beteiligte sich das Unternehmen in den 1980er-Jahren am Forschungsprojekt zur Magnetschwebebahn Transrapid, die in Shanghai seit 2001 über Stromschienen von Vahle schwebt.
Ein imposantes Projekt, an dem das Unternehmen als Partner beteiligt ist, ist das Riesenrad Ain Dubai, das mit einer Höhe von 260 Metern das weltweit höchste und größte ist. Sonderangefertigte Stromschienensysteme versorgen die 48 Luxus-Kabinen nebst den 65.000 LEDs des Riesenrads mit Strom und verhindern Schäden infolge von Blitzeinschlägen.
Auch an vielen Häfen kommen die Strom- und Datenübertragungssysteme von Vahle zum Einsatz. Unter anderem elektrifizierte und automatisierte das Kamener Unternehmen den Port of Felixstowe, Großbritanniens geschäftigsten Containerhafen. Die Umrüstung der Anlagen in sogenannte Green Ports sollen eine weltweit spürbare CO₂ Reduzierung ermöglichen.
Gleichstromschiene und Smart Collector
Zu mehr Nachhaltigkeit soll auch das Engagement in zahlreichen Forschungs- und Förderprojekten zur Entwicklung der Gleichstromschiene führen. In diesem Zusammenhang hat das Unternehmen als Konsortialführer des Gemeinschaftsforschungsprojekts »effiDCent« ein System für gleichstromgespeiste Schienen entwickelt, das im Betrieb mehr als zehn Prozent Energie einsparen soll.
Eine weitere Entwicklung von Vahle ist der Smart Collector, ein intelligenter Stromabnehmer. Der Smart Collector ist in der Lage, parallel zum Betrieb der Anlage Analysedaten über den Zustand der Stromschienen sowie der gesamten Anlage zu sammeln. Somit erkennt er abzusehende Störungen, verhindert ungeplante Stillstände und gewährleistet dadurch einen reibungslosen Produktionsablauf.
»Die Denkweise und der Anspruch, uns stetig weiterzuentwickeln, sind immer noch fest in der Unternehmens-DNA verankert«, betont Achim Dries, CEO der Vahle Gruppe. »Unser Innovationsgeist ist auch nach 111 Jahren ungebrochen und nach wie vor unser Antrieb.«