Zugegeben: Würde meine Frau nicht aus dem Nachbarort kommen, hätte ich zunächst ein Problem, den Firmensitz des Betriebs geografisch einzuordnen. Schaut man auf eine Landkarte, so sieht man im Norden die Autobahn A46 und im Süden das enge Lennetal, das ganz in der langjährigen Tradition der Drahtzieher steht. Beim Anlegen einer »Luftlinie« von Hagen nach Iserlohn, stößt man dann ziemlich genau in der Mitte auf die Firma Frerichmann (Bild 1).
Seit der Gründung und dem damaligen Kerngeschäft »Motorenreparatur« (Bild 2) hat sich viel getan. So heißt es auf der firmen-eigenen Webseite: »Mit qualifiziertem Fachpersonal und hauseigenen Reparaturwerkstätten bietet das inhabergeführte Familienunternehmen Full-Service für die Konfiguration, Montage, Wartung und Instandhaltung von Krananlagen, Hebezeug und Motoren (Bild 3).« Inzwischen wird die Gebr. Frerichmann GmbH in zweiter Generation von Klaus Frerichmann sowie Geschäftsführer Henning Höfner (Bild 4) geführt.
Fragen an Henning Höfner
»ema«: Herr Höfner, wenn Sie Frerichmann in einem Satz charakterisieren würden, wie würde dieser Satz lauten?
Henning Höfner: Wir sind ein mittelständisches Dienstleistungsunternehmen, welches sich durch stetige Weiterentwicklung, seine lange Marktpräsenz und die daraus resultierende Erfahrung eine hohe Akzeptanz bei unseren langjährigen Kunden erarbeitet hat, mit denen wir oftmals seit Jahrzehnten zusammenarbeiten.
»ema«: Sie feierten vor zwei Jahren den 75. Geburtstag der Gebrüder Frerichmann GmbH. Was hat sich seit der Gründung Ihrer Meinung nach am stärksten für den Elektromaschinenbauer verändert?
Henning Höfner: Die Digitalisierung ist auch im Elektromaschinenbauhandwerk nicht aufzuhalten. Moderne Antriebe mit dazugehöriger Steuerungstechnik werden vermehrt eingesetzt. Auch die nachträgliche Umrüstung bestehender Antriebe z. B. auf frequenzgesteuerte Regelung oder Nachrüstung von Sicherheitsfeatures ist ein Thema vieler unserer Kunden. Ebenso wichtig ist der Punkt des Energieverbrauchs bzw. der Energieeffizienz moderner Antriebe. Auch hier hat sich seit der Normung der Energieeffizienzklassen im Jahr 2009 viel getan. Wir helfen unseren Kunden bei der Umrüstung auf modernere Antriebsvarianten, um dem Anspruch des Energiesparens gerecht zu werden.
»ema«: Auf Ihrer Webseite fällt sofort die Zertifizierung als Partner der Demag Cranes & Components ins Auge. Welche Arbeiten fallen für Sie und die Kollegen im Zusammenhang mit dieser Zertifizierung an?
Henning Höfner: Wir arbeiten schon seit Jahrzenten mit der Demag Cranes & Components als enger Partner zusammen und haben uns hier ein hohes Maß an technischer Kompetenz aufgebaut. Dies hatte seinen Ursprung in der Antriebstechnik und hat sich dann auch auf die Krantechnik ausgeweitet. In Deutschland gehören wir zu etwa 25 ausgewählten zertifizierten Partnern, die regelmäßig von Demag für Ihre hohes Leistungsniveau und enge Zusammenarbeit rezertifiziert werden. In der Regel können wir aufgrund einer anderen Kostenstruktur die Reparaturen an Demag Aggregaten bei gleicher Qualität zu einem günstigeren Preis anbieten als es die Demag direkt kann.
Durch unsere Strukturen haben wir – bezogen auf das Umland – kürzere Wege. Will sagen: unsere Kunden sind in der Regel aus einem Umkreis von 100 km. Sollte ein Kran ausfallen und die Produktion stehen, können wir schnell vor Ort sein und entsprechend unserer Zertifizierung helfen. Wir haben uns sozusagen eine »Nische« erarbeitet, was die Reparaturen von Demag-Komponenten betrifft.
Darüber hinaus übernehmen wir die Neu- und Umwicklung von Elektromotoren und Transformatoren aller namhaften Hersteller und reparieren Pumpen diverser Fabrikate wie z.B. KSB, Speck oder Grundfos.
»ema«: In dem vor kurzem veröffentlichten Bericht des ZVEH zu den Auszubildendenzahlen fällt auf, dass die Ausbildungsverträge im EMA-Bereich ständig weniger werden. Inwiefern sind auch Sie davon betroffen? Gibt es zurzeit Auszubildende zum Elektromaschinenbauer und wie schwer fällt es Frerichmann, die Ausbildungsstellen zu besetzen?
Henning Höfner: Wir haben schon immer stark in die Ausbildung unseres Nachwuchses investiert, was sich auch in den derzeit zwei Azubis, die wir beschäftigen, widerspiegelt. Unser Berufsbild, insbesondere im Bereich der Instandsetzung, lebt sehr stark von Erfahrung und den technischen Fähigkeiten der einzelnen Mitarbeiter. Viele unseres ehemaligen Auszubildenden werden von uns übernommen, um so auch für die Zukunft mit ausreichender Fachkompetenz am Markt auftreten zu können.
Leider ist es aber dennoch so, dass wir gerne auch mehr Auszubildende einstellen würden, wir sie aber am Markt nicht bekommen. Allerdings – das gebe ich zu – bewegen wir uns da auch immer noch auf den »klassischen« Wegen, wie beispielsweise einer Meldung zu einer offenen Stelle bei den HWK, bei der IHK oder auch bei der Agentur für Arbeit. Die vielen »Social Media«-Kanäle – in denen sich die jungen Leute ja bevorzugt bewegen – werden von uns derzeit noch nicht bedient. Das müssen wir aber in Angriff nehmen, da selbst junge Erwachsene als gelernte Elektromaschinenbauer auf den von uns bisher genutzten Wegen nicht mehr erreichbar sind.
»ema«: Abschließend die Frage, was Sie persönlich von der Zukunft des Elektromaschinenbauer-Handwerks erwarten. In welche Richtung könnte es gehen?
Henning Höfner: Wir sehen, dass derzeit eine Bereinigung am Markt stattfindet, wobei einzelne Teilnehmer sich aus dem Bereich des Elektromaschinebaus insbesondere der Reparatur defekter Antriebe zurückziehen. Hier sehen wir Perspektiven für die verbleibenden Akteure, da die Instandhaltung bestehender Anlagen und auch die Planung und Errichtung neuer Anlagen nach unserer Einschätzung eine zukunftssichere Basis darstellt. Ferner wird die partnerschaftliche Zusammenarbeit mit den Kunden weiter ausgebaut. Eigene Instandhaltungsteams wurden bzw. werden bei vielen Kunden abgebaut, so dass externe Dienstleister wie wir hier stärker eingebunden werden.
»ema«: Herr Höfner, vielen Dank für das Gespräch.
- Firmengründung im Jahr 1948 am Standort Hohenlimburg-Oege durch Ludwig Frerichmann
- Mittlerweile gibt es zwei Standorte in Iserlohn-Letmathe (Hauptsitz) und Werdohl
- Beschäftigt sind derzeit 42 Mitarbeiter, darunter zwei Auszubildende
- Fachbetrieb für Antriebstechnik und Mitglied im Fachverband elektrotechnischer Handwerke
- Zertifizierter Partner der Demag Cranes & Components
- Mitglied der Kooperation »Die Servicefabrik«
- Mitglied der Gütegemeinschaft Kranservice e.V.
- Träger des RAL-Gütezeichens
- Internetseite www.frerichmann.de
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