„Das Zuhause ist unser Markt“, fasste Michael Guinee zusammen. Er ist CEO und einer der Gründer von Ei Electronics (Ei = „Emerald Isle“, die smaragdgrüne Insel) in Irland. Ziel sei es, dem Errichter hochwertige, zuverlässige Rauchwarnmelder (RWM) für Wohnräume an die Hand zu geben. „Sobald der Errichter ein Problem mit einem solchen Produkt hat, wird es ungemütlich, denn jeder Austausch verdoppelt den Aufwand und die Kosten“, erklärte er. Für diesen Markt möchte man Qualitätsprodukte beisteuern, immerhin gehe es um Menschenleben. „Daher sitzen an unserer Hotline auch Menschen, und keine Computer“, ergänzte Guinee.
Bedarf hängt von Gesetzeslage ab
Das Geschäft mit Brandschutzlösungen für Wohnungen und Räume mit wohnungsähnlicher Nutzung hängt unmittelbar mit den gesetzlichen Vorgaben vor Ort zusammen: Je stärker die Regularien eines Landes bezüglich des Brandschutzes sind, desto größer wird der Markt. In Deutschland waren die ersten Kunden von Ei Electronics Militärkasernen mit verständlicherweise großem Interesse an Brandschutz; heute sorgt die bundesweite Rauchmelderpflicht flächendeckend dafür, dass in allen 16 Bundesländern Wohnräume mit Rauchwarnmeldern ausgestattet werden müssen.
Aufgrund der individuellen Brandschutz-Regularien in Europa sind für Ei Electronics Großbritannien (hierhin werden 68 % der eigenen Rauchwarnmelder geliefert) und Deutschland plus Österreich (14 %) die größeren Märkte, während das im irischen Shannon angesiedelte und produzierende Unternehmen im eigenen Land einen eher geringen Absatzmarkt (4 %) findet.
Kein Wunder also, dass das als Ableger von General Electric gegründete und seit 1988 unter eigener Marke produzierende inhabergeführte Unternehmen über den eigenen Tellerrand hinausschaut, und Unternehmen im Ausland übernimmt: so z.B. die britischen Firmen Aico (2004) und Homelink (2020), oder den australischen Distributor Brooks (2022).
Jeder Melder ist vierfach geprüft
Investiert wird aber auch am eigenen Firmensitz und Produktionsstandort Shannon. Das neue Gebäude (übrigens nahezu ein Null-Emissions-Gebäude) für Forschung und Entwicklung findet auf zusätzlichen 10.000 Quadratmetern Platz. Das im März 2023 eröffnete Forschungslabor bietet neben einem modernen 3D-Drucker und einem neuen Rauchkanal auch akustische und elektromagnetische Testkammern.
Die reflexionsfreie Schallkammer dient zum Test der akustischen Warnmelder-Reichweite, während die elektromagnetische Absorberkammer die Funkkomponenten hinsichtlich der elektromagnetischen Verträglichkeit (EMV) und der Zuverlässigkeit der Funkverbindung überprüft. Zur internen Qualitätskontrolle gehört auch, dass jeder Rauchwarnmelder einzeln mit Rauch getestet und kalibriert wird, und vier Prüfungen durchläuft. Für eine zehnjährige Betriebsdauer sorgen 3V-Lithium-Mangandioxid-Batterien in den Warnmeldern.
Funkmelder ermöglichen eine Fernauslesung
Im irischen Forschungs- und Entwicklungslabor wurde auch das neueste Produkt im Portfolio entwickelt: Der Typ-C-Melder mit 10-Jahres-Garantie und Funksignal, der eine Fernauslesung per Gateway ermöglicht. So kann der vom Gesetzgeber vom Betreiber geforderte jährliche Rauchwarnmelder-Check ohne die Begehung von Wohnungen problemlos durchgeführt werden. Wie oft Wohnungseigentümer bzw. Bewohner dieser Verpflichtung in Deutschland tatsächlich nachkommen, sei mal dahingestellt – eine Kontrolle, wer wann den Rauchwarnmelder testet, gibt es im privaten Wohnraum schließlich nicht.
Vom Fall ausgehend, dass diese Checks regelmäßig stattfinden und auch dokumentiert werden sollen, erschließt sich für das Elektrohandwerk ein neues Geschäftsmodell. „Elektriker können hier durch ein Umdenken vom ‚Install and forget‘-Ansatz hin zum Dienstleistungsgedanken ein interessantes, fortlaufendes Zusatzgeschäft generieren“, ist sich Philip Kennedy, Geschäftsführer der in Düsseldorf ansässigen Ei Electronics KG, sicher. Denn viele Elektriker bringen die nötige Erfahrung mit, um die Messwerte der Rauchwarnmelder in Echtzeit auslesen und auswerten zu können – auch ohne Personalbedarf vor Ort bei einer Wartung durch Fernauslesung.
Wird ein ferninspizierbarer Rauchwarnmelder wie der „Ei6500-OMS“ eingesetzt, müssen Wohnungen zur Inspektion der RWM nicht mehr betreten werden. Die Melderdaten werden drahtlos im „Walk-by“-Verfahren oder über vorhandene Gebäudenetzwerke ausgelesen, da sie ins digitale Gebäudemanagement integrierbar sind. Möglich macht dies OMS (Open Metering System), ein herstellerübergreifender Kommunikationsstandard, über den die Rauchwarnmelder mit anderen Geräten der vernetzten, digitalen Gebäudeautomation interoperabel in einem System betrieben werden können.
RWM mit zehn Jahre laufendem Wartungsvertrag
„Bisher fokussieren sich Elektriker mit Pauschalangeboten zu Elektroarbeiten und dem Einsatz von oft sehr günstigen Rauchwarnmeldern auf den Neubau, während der Service-Gedanke noch schwach ausgeprägt ist“, fasste Kennedy seine Erfahrungen aus dem deutschen Markt zusammen. So werden nur sieben Prozent der Ferninspektionen von Rauchwarnmeldern von Elektrofachbetrieben übernommen, die somit den Ablesebetrieben und Messdienstleistern das Feld überlassen.
„Hier könnten Elektriker den Zehn-Jahres-Melder in Kombination mit einer begleitenden Dienstleistung verkaufen, also einem zehn Jahre lang laufenden Wartungsvertrag z.B. mit der Wohnungsgesellschaft oder dem Studentenwohnheim“, so Kennedy. Die einmalige Installation der Rauchwarnmelder führen damit zu einem über Jahre weiterlaufenden Geschäft, das durch die Aufnahme der Daten im Vorbeigehen nur noch aus Büroarbeit besteht, und keine langwierigen Terminvereinbarungen für Wohnungsbegehungen mehr benötigt.
Durchgängige, aber flexible Produktion
Ebenfalls zum Portfolio von Ei Electronics gehören CO-Melder. Hier ist der Markt allerdings stark ereignisgetrieben: Sobald es zu einem medienwirksamen Unfall mit Kohlenmonoxid kommt, steigt die Nachfrage nach CO-Meldern deutlich an. Da das irische Unternehmen Wert auf kurze Entscheidungswege sowie flache Hierarchien legt, kann die Produktionskapazität bei Bedarf schnell auf rund vier Millionen CO-Sensoren pro Jahr hochgefahren werden.
Aktuell produziert man in Shannon rund 13 Millionen Rauch-, Wärme- und Kohlenmonoxidwarnmelder, in denen 150 Millionen selbstproduzierte Plastikteile ihren Platz finden. Statt auf Just-in-time-Lieferung zu setzen, nutzt man die Kapazitäten vor Ort, um Lagerhaltung von z.B. Plastik-Pellets in großen Silos zu betreiben. Rohstoffe können somit vorausschauend 1,5 Jahre im Voraus günstig eingekauft werden, was eine durchgängige, zuverlässige Produktion aufrechterhält – selbst in Zeiten von Rohstoffknappheit oder Lieferproblemen.
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