Wer Tier-2-Abnahmemessungen mit einem OTDR (Optical Time Domain Reflectometer) vornimmt, kennt es: merkwürdigerweise erscheinen Dämpfungsevents mit negativer Dämpfung, also einer scheinbaren Verstärkung. Natürlich ist dies ohne aktive Komponenten in einer Glasfaser physikalisch gar nicht möglich.
Es handelt sich vielmehr um einen Effekt, der durch die OTDR-Messmethode selbst zu erklären ist. An Übergängen von Glasfasern, die über keine identischen Rückstreucharakteristiken verfügen, kommt es zu diesem Effekt. Dabei müssen die LWL-Fasern nicht mal unterschiedliche ITU-T Klassen wie z.B. G.657.A1 und G.652D haben, sondern können auch innerhalb der Klassen so weit in ihren Eigenschaften von Hersteller zu Hersteller oder Charge zu Charge variieren, dass es zum bekannten Effekt kommt.
Wie aber bewertet man ein solches Ergebnis eigentlich? Einem „Gainer“-Event mit negativem Dämpfungswert ist immer ein „Loser“ entgegenzustellen. Misst man dasselbe Event aus der anderen Richtung, erhält man eine deutlich höhere Dämpfung, als real vorhanden ist. Die Lösung des „OTDR 1000“: Die Messkurven beider Seiten werden in der sogenannten „Schmetterlingsansicht“ zusammengerechnet. Der Durchschnitt der Messwerte beider Richtungen stellt die tatsächliche Dämpfung des Events dar.
Das „OTDR 1000“ unterstützt diese Funktion mit dem neuesten Firmware-Update Version 7.16.10 quasi „On-the-fly“ direkt auf dem Gerät. Um die Methode zu nutzen, benötigt der Anwender auch kein zweites Gerät, wie bei anderen Herstellern üblich. Der Anwender misst zunächst von beiden Seiten wie gewohnt seine Strecke durch und kann sich dann die bidirektionale Ansicht auf dem Gerät anzeigen lassen. Es kann sogar direkt auf dem Gerät ein PDF-Bericht erstellt werden.