»Da hat ein Umdenken stattgefunden. Nicht nur Politiker, sondern selbst Philosophen und Wissenschaftler propagieren mittlerweile die handwerkliche Ausbildung. Das freut uns natürlich,« berichtete Kammerpräsident Werner Rottler (Bild) im Rahmen der letzten Vollversammlung der Handwerkskammer Konstanz. Die Handwerksbranchen Bau/Ausbau, Metall und Elektro, die besonders wichtig für die Umsetzung der Energiewende sind, seien die großen Gewinner. Allein im Bereich Elektro und Metall gab es einen Zuwachs der Ausbildungsverträge von 21,5 Prozent gegenüber dem Vorjahr.
Der Bedarf an Fachkräften im Handwerk ist ungestillt hoch. So spricht der Zentralverband des Deutschen Handwerks aktuell von rund 250.000 fehlenden Handwerkern in Deutschland. Zuwanderung könne die Situation nur leicht entschärfen, erläuterte Raimund Kegel, Geschäftsführer des kammereigenen Berufsbildungsausschusses. Immerhin 109 Anträge auf Anerkennung ausländischer Abschlüsse wurden im letzten Jahr bei der Handwerkskammer Konstanz gestellt, im Vorjahr waren es nur 86.
Um junge Menschen nachhaltig im Handwerk zu halten, sei eine qualitativ hochwertige Ausbildung das A und O, so Kegel. Die Handwerkskammer hat daher vor einigen Jahren das Ausbildungszertifikat »VORAUS« entwickelt. Betriebe, die vorbildlich ausbilden, erhalten das Siegel nach einem komplexen Bewertungsprozess und können es für die Nachwuchswerbung einsetzen. Bisher wurden 278 Betriebe mit dem »VORAUS«-Siegel zertifiziert, allein im letzten Jahr 60, davon 27 erstmals.
Für Caus Aberle, Arbeitnehmer-Vizepräsident der Handwerkskammer, ist die Auszeichnung das richtige Signal. »Wir dürfen in der Ausbildung nicht nachlassen – der Wert der handwerklichen Arbeit muss langfristig sichergestellt sein. Daher danke ich allen Betrieben, die sich jedes Jahr dem Evaluierungsprozess für das Voraus-Zertifikat stellen«, so Aberle in seiner Vollversammlungsansprache.