Die kreisfreie Stadt Kempten im Allgäu ist Blitzhauptstadt Deutschlands 2022. Dies vermeldet der aktuelle Siemens-Blitzatlas mit den Vorjahreszahlen aus allen 402 Stadt- und Landkreisen der Republik. Mit einer Blitzdichte von 2,4 Blitzeinschlägen pro Quadratkilometer liegt Kempten vorne, gefolgt vom benachbarten Kreis Ostallgäu (2,2) und Garmisch-Partenkirchen (2.0).
Der Blitz-Informationsdienst von Siemens („Blids“) registrierte im vergangenen Jahr insgesamt 242.000 Erdblitze in ganz Deutschland, dies sind weniger als die Hälfte (49 %) des Vorjahreswertes (491.000). Die geringste Blitzdichte ermittelte der Siemens-Blitzdienst in den Städten Brandenburg an der Havel mit 0,04 Blitzereignissen pro Quadratkilometer, im oberfränkischen Hof (0,07) und Oldenburg mit einer Blitzdichte von 0,14. Unter den Landeshauptstädten führt München erneut mit einer Blitzdichte von 1,5 die Liste an, gefolgt von Potsdam (knapp 1,2) und Stuttgart (1,1). Die höchste Blitzdichte unter den Bundesländern mit knapp 1,0 verzeichnet Baden-Württemberg, die meisten Erdblitze im Jahr 2022 registrierte „Blids“ in Bayern – mit knapp 60.000 Einschlägen ein Viertel (25 %) aller gemessenen Ereignisse.
Niedrigste Zahl an Blitzereignissen seit Messung - der Niederschlag fehlt
„Das Jahr 2022 verzeichnete die niedrigsten Blitzereignisse der letzten 30 Jahre (seit Messung). Im Sommer, vor allem im Juni und August, herrschte teilweise extreme Dürre bei hohen Temperaturen über 35 Grad. Diese Zeit ist üblicherweise die beste Zeit für Gewitter. Doch die Niederschlagsmenge lag deutlich unter dem Sollwert. Für Gewitter braucht es aber beides – Feuchtigkeit und heiße Temperaturen“, sagt Stephan Thern, Leiter des Blitz-Informationsdienstes von Siemens. Dass auch dieses Jahr die südlichen Bundesländer Bayern und Baden-Württemberg wieder an der Spitze der Gewittergeschehnisse lagen, ist laut Thern der Nähe zur alpinen Vorgebirgslandschaft zuzuschreiben.
Die Haupt-Gewittertätigkeit in ganz Deutschland lag 2022 im Juni, in dem mit 66.000 Blitzen mehr als ein Viertel aller Einschläge des Jahres niedergingen, gefolgt vom August mit über 51.000. Blitzreichster Tag war der 26. August mit rund 26.000 Erdblitzen. Unter den Bundesländern führt Baden-Württemberg mit knapp 1,0 Blitzen pro Quadratkilometer, Bayern mit einer Blitzdichte von 0,85 sowie Hamburg (0,8) folgen. Schlusslicht mit unter 0,4 Blitzen pro Quadratkilometer ist Thüringen. Blitzhauptstadt unter den Landesresidenzen ist München (1,5), gefolgt von Potsdam (1,2) und Stuttgart (1,1). Magdeburg (0,15) und Erfurt (unter 0,2) sind die Landeshauptstädte, in denen es vergangenes Jahr am wenigsten geblitzt hat. Nur viermal hat der Blitz 2022 in Hof eingeschlagen.
Durchschnittlich 0,7 Blitzeinschläge pro km2
2022 lag der Durchschnittswert für Deutschland bei knapp 0,7 registrierten Blitzeinschlägen pro km2. Im Vorjahr waren es 1,4. Im Vergleich der Nachbarländer liegt Deutschland im Mittelfeld. Die durchschnittliche Blitzdichte für ganz Deutschland in den letzten zehn Jahren lag bei unter 1,3. An der Spitze liegt Montenegro vor Bosnien-Herzegowina und Slowenien. Schlusslicht ist Irland. In Montenegro gab es 2022 im Schnitt mehr als sechsmal so viele Einschläge wie in Deutschland.
Gemessen hat „Euclid“, der europäische Verbund der Blitzortungssysteme in den verschiedenen Ländern. „Dass ein homogenes, europäisches Messnetz – trotz von Land zu Land differierender Normen – zur Verfügung gestellt werden kann, ist das Resultat der hervorragenden Zusammenarbeit und Abstimmung der verschiedenen Wetter- und Messdienste in ganz Europa“, sagt Stephan Thern. „Damit kann den Kunden und Nutzern eine gleichwertige Qualität der Messdaten angeboten werden.“
Der Blitz-Informationsdienst „Blids“ von Siemens nutzt rund 160 verbundene Messstationen in Europa und betreut das Messnetz in Deutschland, der Schweiz, Großbritannien, Frankreich, Tschechien, der Slowakei und Ungarn. Dank der präzisen Messtechnik können die Sensoren im Abstand von 350 km aufgestellt werden. Mit der aktuellen Software kann bis auf 50 m genau ermittelt werden, wo ein Blitz eingeschlagen hat.
Seit 1991 analysiert Siemens die registrierten Blitze und sendet umgehend Warnhinweise an die Gewitteralarm-Kunden – zum Schutz von Mensch, Tier, Technik und Infrastruktur. Blitze verursachen jährlich Schäden im dreistelligen Millionen Euro-Bereich. Blitze sind der Grund für viele Schäden an elektrischen Geräten, aber auch von komplexen Anlagen wie Industrieanlagen oder Energieversorgungssysteme.