Es ist ein freundlicher und spätsommerlicher Tag in einer Stadt in Norddeutschland. Bei einem Termin in einem bekannten elektrohandwerlichen Ausbildungszentrum werde ich mit den Worten begrüßt: »Ja, auch bei uns ist der Fachkräftemangel inzwischen angekommen.« Dieser Satz (und gleichsam ein Stichwort) sollte mich für die kommenden Wochen nicht mehr loslassen.
Szenenwechsel: Ich sitze in einem Weiterbildungsseminar, das für die Teilnehmer die unausweichliche Basis bildet, auch zukünftig in diesem Bereich tätig sein zu dürfen. Zu Beginn der Veranstaltung hören wir die Aussage des Hauptreferenten, dass er ja eigentlich nur die »dritte Garnitur« ist, da ein Kollege abgesprungen und ein anderer krank geworden sei. Aber er würde sich natürlich dennoch in der Materie auskennen, was man ihm anhand der Vita, die er uns zeigte, sofort glauben mochte. Etwas befremdlich klingt es zunächst aber schon. Am zweiten Tag kommt einer der Teilnehmer auf mich zu und meint, bevor ich meinen Bericht zu »blumig« verfassen würde, solle ich doch mal einen Blick auf seinen Bewertungsbogen werfen, was ich natürlich tat. Die Quintessenz – und mit seinen Worten ausgedrückt – war »Thema verfehlt, setzen 6!« Allerdings, das soll auch gesagt sein, war dies eine Einzelmeinung, doch aus dessen Sicht und als absoluter Profi auf seinem Gebiet, sicherlich berechtigt, denn er hatte Zeit und Geld investiert. Hier wäre mein Stichwort: Wahrung der Qualität ist wichtig.
Jetzt regt sich allmählich meine Spürnase. Ich recherchiere, als Folge der Erlebnisse, bei allen großen und für mich wichtigen Berufsbildungszentren auf deren Webseiten unter dem Menüpunkt »Jobs und Karriere«. Natürlich bestätigt sich mein Verdacht: es wird überall nach Dozenten, Referenten, Ausbildern etc. gesucht. Demgegenüber stehen Seminare und Kurse, die abgehalten werden sollen, aber vermutlich nicht abgehalten werden können, wenn es denn an Personal fehlt. Inzwischen geht man auch in diesem Berufsfeld dazu über, langgediente und sich eigentlich im Rentenalter befindende Mitarbeiter mit Engelszungen zu einer Vertragsverlängerung zu überreden. Kann das gut sein? Mein Stichwort an dieser Stelle: Auf die lange Bank schieben hilft nicht weiter.
Ich fasse zusammen: Wie ich schon im Titel angedeutet habe, ist Weiterbildung gerade in unserem Bereich sehr wichtig und wird von Ihnen, die sich tagtäglich mit immer neuen Anforderungen konfrontiert sehen, auch abverlangt. Dass Seminare aufgrund von Mangel an Lehrpersonal ausfallen, mag sein. »Überfüllte« Kurse muss man dann schon notgedrungen hinnehmen. Dass Sie aber nicht die Inhalte vermittelt bekommen, die Sie benötigen, das darf nicht sein.
Mein Appell an die Meisterschüler unter Ihnen: Werden Sie Ausbilder! Wir benötigen viele gute und qualifizierte Dozenten. Sie sind für mich die Hoffnungsträger und ich darf Ihnen aus meiner eigenen, freiberuflichen Zeit als Dozent sagen, sein Wissen weiterzugeben, kann sehr erfüllend sein. Und: je mehr sich dazu entschließen können, umso besser wird es für alle, auch für die bereits beschäftigten Lehrer. Und schließlich kann dann so mancher zufrieden in den Ruhestand gehen.
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