Mit zwei Nominierungen und zwei Gewinnerprojekten erreichte das Berliner Büro Blieske Architects Lighting Designers unter allen Teilnehmenden die höchste Punktzahl und darf sich somit über die Auszeichnung Lichtdesigner des Jahres freuen. Das Büro wurde im Juni 2016 gegründet. Ein Schwerpunkt der Arbeit und gleichermaßen ein Schwerpunkt der Expertise des Büros liegt in der Konzeption und Planung der Beleuchtung in Museen und in Baudenkmalen sowie in der Entwicklung nachhaltiger Beleuchtungslösungen unter Betrachtung des gesamten Lebenszyklus einer Beleuchtungsanlage.
Gleich bei der erstmaligen Beteiligung an dem jährlich ausgelobten Wettbewerb, der jetzt zum 14. Mal stattfand, konnte das Büro punkten. In zwei Kategorien gewann es die Auszeichnung. So überzeugte das subtile Beleuchtungskonzept für den Turmaufstieg St.-Marien-Kirche Wittstock in der Kategorie Kulturbauten. In dem nur partiell und spärlich mit Tageslicht beleuchteten Raum setzt Blieske Architects bewusst auf die Dunkelheit als Mittel der Gestaltung und Erfahrung. Die Wege auf Treppen und Plattformen werden nur punktuell beleuchtet, um die Aufmerksamkeit der Besucher immer wieder aufs Neue zu fordern und auf spezifische Punkte zu lenken. Dank der Lichtführung erfolgt die Wegeführung über die verschachtelt angeordneten Treppen trotz der Richtungswechsel intuitiv und sicher.
Internationale Projekte
Bei dem zweiten Siegerprojekt von Blieske Architects handelt es sich um das National Historical Museum of the Kyrgyz Republic in der Kategorie Internationales Projekt. Eine extrem kurz bemessene Planungszeit sowie eine schnelle und unkomplizierte Umsetzung vor Ort durch lokale Handwerker mit zum Teil geringer technischer Qualifikation waren die wesentlichen Herausforderungen an die Lichtplanung.
Zwei Projekte aus der Schweiz und eines aus Österreich überzeugten ebenfalls die fünf unabhängigen Juroren und den Lichtdesigner des Jahres aus dem Vorjahreswettbewerb, Kardorff Ingenieure mit Gabriele von Kardorff. Die neue Fassadenbeleuchtung (Kategorie Außenbeleuchtung / Inszenierung) des 1883 fertiggestellten Wiener Rathauses, das zu Feierlichkeiten traditionell hell erleuchtet wurde, liefert ein anschauliches Beispiel für die Kompatibilität herausragender Gestaltung und Nachhaltigkeit. Trotz des heute wesentlich ansprechenderen nächtlichen Erscheinungsbilds des Rathauses gelang es podpod design, die Leuchtenanzahl gegenüber dem Altbestand von 4.800 auf 1.100 Lichtpunkte zu reduzieren, den Stromverbrauch (inklusive Energiekosten der Steuerung) um mehr als 50% und die laufenden Wartungskosten um 80% zu senken.
Die Gewinnerprojekte in der Schweiz sind in den Kategorien Museum sowie Hotel/Gastronomie positioniert. Für die multimediale Ausstellung »Wonders of Medicine« im Novartis Pavillon in Basel kreierte die iart ag eine futuristische, cleane und laborartige Atmosphäre, bei der die Leuchten komplett in die Architektur integriert sind. Die Verknüpfung eines neuartigen Besuchertrackingsystems mit der Lichtlösung lassen Ausstellungsbereiche interaktiv werden und bieten den Besuchenden damit eine verstärkte Teilhabe während ihres Rundgangs.
Das Wellness Hostel 3000 in Laax aus den frühen 1980er Jahren wurde unter anderem um einen Wellnessbereich ergänzt. Objektleuchten verleihen diesem mit ihrem farbigen Licht seinen spezifischen Charakter. Ergänzt hat das Büro hübschergestaltet die auffälligen Designleuchten mit funktionalen Leuchten, die in ihrer Erscheinung zurücktreten und die Architektur energiesparend modulieren und ausleuchten. Die Zimmer und die Lobby des modernen lichtdurchflutetes Betonneubaus, der dem Bestandsensemble als Jugendherberge mit 170 Betten hinzugefügt wurde, ist mit dekorativen energieeffizienten Designleuchten ausgestattet. Sie beleuchten das Gebäude sanft und tragen zu einer einladenden Atmosphäre bei.
Publikumspreis beim Deutschen Lichtdesign-Preis
Mit Unterstützung des Teams der Light+Building in Frankfurt wurde in diesem Jahr zum ersten Mal ein Publikumspreis ausgelobt. Die Fachbesucher der Messe durften zwischen vier von der Jury ausgewählten Projekten, die mit Nachhaltigkeitsaspekten überzeugten, abstimmen. Vier Projekte schafften es auf die Shortlist. Über den Preis durfte sich letztendlich Peter Brdenk, Architekturbüro Planwerk freuen. Ausgezeichnet wurde das Büro für die Beleuchtung des Gildehoftunnels in Essen.
Da der Tunnel zukünftig mehr von Fußgängern genutzt werden soll, ist neben einer ausreichenden Helligkeit auch die emotionale Wirkung von Licht und eine entsprechende Gestaltung mit Licht und Beleuchtungskörpern von hoher Bedeutung. Dies erreichten die Planer mit dicht aneinanderfolgenden, gestalterisch einfachen geometrischen Grundkörpern, welche die Gestaltungsidee von Ordnung, Klarheit und Helligkeit und gleichzeitig Kontrast zur Unordnung spiegeln.
Alle Informationen zu den Gewinnern und Nominierten finden sich unter www.lichtdesign-preis.de/nominierungen-2024/
Projekte für den Deutschen Lichtdesign-Preis 2025 können ab sofort bis zum 30. September 2024 eingereicht werden.