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»SAP Garden« im Olympiapark München

Elektrische Energieverteilung in der Multifunktionsarena

Die neue Multifunktionshalle »SAP Garden« im Münchner Olympiapark
Die neue Multifunktionshalle »SAP Garden« im Münchner Olympiapark
(Bild: Siemens AG/Claus Heinemann Elektroanlagen GmbH)

Nach viereinhalb Jahren Bauzeit bezieht der EHC Red Bull München zu Beginn der Saison 2024/25 seine eigene Sportarena im Münchner Olympiapark, den »SAP Garden«. Als Multifunktionsarena wird der Neubau zudem den Bundesliga-Basketballern des FC Bayern München eine neue Heimat bieten. Über 11.500 Zuschauerinnen und Zuschauer finden Platz in der Halle mit rund 70.000 m² Bruttogeschossfläche.

Anspruchsvolle Elektrotechnik

Eine so weiträumige Veranstaltungsstätte stellt auch besondere Anforderungen an die elektrotechnische Ausstattung: So muss insbesondere die elektrische Energieverteilung zum einen ausreichend groß dimensioniert sein und zum anderen sehr hohe Standards in Sachen Verfügbarkeit und Sicherheit erfüllen. Im Fall des »SAP Garden« kommt erschwerend hinzu, dass konventionelle, mit fossilen Brennstoffen betriebene, Notstromaggregate im Zuge des Umweltschutzkonzepts im Olympiapark nicht erlaubt sind.

Die Red Bull Stadion München GmbH, Bauherr und Betreiber der Arena, beauftragte Claus Heinemann Elektroanlagen mit der Installation der Elektrotechnik. Als spezialisierter Installateur für das Gewerk Elektrotechnik ist das 1902 gegründete Münchner Unternehmen Heinemann für die gesamte Werk- und Montageplanung, Installation und Wartung der Elektroanlagen verantwortlich. Der zertifizierte Elektrobetrieb realisiert Lösungen, die maßgeschneidert auf alle elektrotechnischen Ansprüche des Komplexes zugeschnitten sind.

Um die geforderte hohe Verfügbarkeit ohne Notstromaggregate gewährleisten zu können, verfügt die Multifunktionsarena über zwei Direkteinspeisungen aus zwei unterschiedlichen Umspannwerken. Auch die komplette nachgeschaltete elektrische Energieverteilung ist redundant aufgebaut. Nach erfolgter Abnahme durch die Stadtwerke München ging die Anlage Mitte September 2023 in Betrieb.

Als Niederspannungshauptverteilungen (NSHVs) setzt Heinemann im SAP Garden auf Sivacon S8 Schaltanlagen, die redundant als Doppelfrontschaltanlage aufgebaut sind.
Als Niederspannungshauptverteilungen (NSHVs) setzt Heinemann im SAP Garden auf Sivacon S8 Schaltanlagen, die redundant als Doppelfrontschaltanlage aufgebaut sind.
(Bild: Siemens AG/Claus Heinemann Elektroanlagen GmbH)

»Totally Integrated Power« und digitaler Zwilling

Im Einzelnen umfasst die realisierte Stromversorgungslösung eine Mittelspannungsschaltanlage NXAIR C, eine Niederspannungs-Schaltanlage Sivacon S8 sowie Schienenverteiler-Systeme Sivacon 8PS von Siemens Smart Infrastructure. Das zugrundeliegende Konzept »Totally Integrated Power« (kurz TIP) bietet nachhaltige, effiziente und zuverlässige Stromversorgungslösungen mit digitalen Produkten und Systemen von Siemens.

Die Simaris Planungstools unterstützen alle Beteiligten – vom Elektroplaner und Schaltanlagenbauer bis zum Betreiber dabei nachhaltig über den gesamten Lebenszyklus der Stromversorgungsanlage: von der Netzplanung über die Komponentenauslegung bis hin zum zu späteren Betrieb. Konkret kamen bei diesem Projekt mehrere Simaris Tools zum Einsatz: Die Netzplanungssoftware Simaris design ermöglichte die korrekte Dimensionierung und optimale Auslegung der einzelnen Anlagenteile. Die Planung der Schutz- und Schalttechnik in der Anlage erfolgte mit Simaris configuration.

Eine zentrale Rolle spielt in diesem Zusammenhang die softwaregestützte Abbildung des Gebäudes in Form eines digitalen Zwillings mit BIM (Building Information Modeling). BIM beschreibt eine Arbeitsmethode für die vernetzte Planung, den Bau und die Bewirtschaftung von Gebäuden und anderen Bauwerken mithilfe von Software. Dabei werden alle relevanten Bauwerksdaten digital modelliert, kombiniert und erfasst. Die Simaris Planungstools ermöglichen die Ausleitung aller relevanten Informationen als BIM-Daten, und zwar sowohl im geplanten (»as planned«) als auch im tatsächlich realisierten Zustand (»as built«).

BIM bietet bereits in der frühen Planungsphase große Vorteile, da das gesamte Gebäude mit allen Gewerken im virtuellen Digitalmodell simuliert, getestet und bei Bedarf korrigiert werden kann. Darüber hinaus lassen sich Informationen über den späteren Rückbau und Recyclingmöglichkeiten schon in der Entstehungsphase erheben und berücksichtigen. Aber auch im späteren Anlagenbetrieb erschließt der Einsatz eines digitalen Zwillings große Potenziale, etwa in Bezug auf Energieeffizienz, Nutzungsänderungen oder Unterstützung des After-Sales-Supports.

Simaris Planungstools unterstützen den Elektroplaner und Elektroinstallateur über den gesamten Lebenszyklus der Stromversorgungsanlage
Simaris Planungstools unterstützen den Elektroplaner und Elektroinstallateur über den gesamten Lebenszyklus der Stromversorgungsanlage
(Bild: Siemens AG/Claus Heinemann Elektroanlagen GmbH)

Mittelspannungsschaltanlage

Die beiden parallelen Mittelspannungsschaltanlagen an den Stromübergabestationen im Norden und Süden der Arena umfassen insgesamt 21 Felder. Dabei handelt es sich um eine luftisolierte Mittelspannungsschaltanlage aus der NXAIR-Familie. Die Anlagen sind ab Werk typgeprüft nach IEC 62271-200. Mit Luft nutzen sie ein umweltfreundliches Isoliermedium. Weltweit sind inzwischen weit über 610.000 luftisolierte Schaltfelder von Siemens in Betrieb.

Der im »SAP Garden« verbaute Typ NXAIR C ist für Stromstärken bis 50 kA (für 1 s) ausgelegt. Die Anlage verfügt über ein mechanisches Abfrageverriegelungssystem und erfüllt die Störlichtbogen-Qualifikation IAC A FLR. Durch ihre kompakte Grundfläche und flexible Druckentlastungssysteme nach außen ermöglicht sie eine effiziente Raumnutzung. Wartungsintervalle von über zehn Jahren und eine einfache Bedienphilosophie sorgen für eine kurze Amortisationszeit.

Kompakte Schutzgeräte der Reihe Siprotec 5 erfassen eine Vielzahl verschiedener Messwerte und Netzzustandsgrößen. Ausgestattet mit zahlreichen Ein- und Ausgängen, bieten sie einen universellen Funktionsumfang. Das bedeutet: Die Siprotec-5-Geräte lassen sich je nach individueller Anwendung flexibel, schnell und einfach auslegen. Somit können sie beispielsweise für den Schutz von Abzweigen und Motoren konfiguriert werden. Nicht zuletzt ist die Mittelspannungsschaltanlage auf eine lange Lebensdauer von mindestens 30 Jahren ausgelegt, was die Energiebilanz verbessert. Die verbauten Materialien sind ohne Spezialkenntnisse vollständig recyclebar.

Niederspannungs-Schaltanlage Sivacon S8

Als Niederspannungshauptverteilungen (NSHVs) kommen Sivacon S8-Schaltanlagen zum Einsatz, die bis 7000 A auslegbar sind. Ihr redundanter Aufbau wurde als Doppelfrontschaltanlage realisiert. Das bedeutet: Die beiden Anlagen stehen Rücken an Rücken und haben eine gemeinsame Sammelschiene. Dadurch reduziert sich der Platzbedarf deutlich um 20 cm.

Die Niederspannungs-Schaltanlage Sivacon S8 gewährleistet ein Höchstmaß an Sicherheit für Mensch und Anlage. Die Sivacon-Systeme – inklusive Schaltanlagenanschluss der Schienenverteiler-Systeme 8PS – sind nach IEC 61439 bauartgeprüft (Bauartnachweis gemäß IEC 61439-1/2). Zudem sind die Niederspannungs-Schaltanlage Sivacon S8 und die vielfältigen Schutz- und Schaltkomponenten aus dem Sentron-Portfolio von Siemens perfekt aufeinander abgestimmt und geprüft. Somit werden nicht nur Investitionskosten und -risiken spürbar gesenkt, auch die Sicherheit und Anlagenverfügbarkeit erhöht sich – und zwar während des gesamten Nutzungszeitraums.

Christian Deser (links), Projektleiter bei Claus Heinemann Elektroanlagen, und Michael Forster von Siemens Smart Infrastructure
Christian Deser (links), Projektleiter bei Claus Heinemann Elektroanlagen, und Michael Forster von Siemens Smart Infrastructure
(Bild: Siemens AG/Claus Heinemann Elektroanlagen GmbH)

Schienenverteiler-Systeme Sivacon 8PS

Großes Energievolumen, zahlreiche Verbraucher, weite Distanzen, hohe Kurzschlussfestigkeit, geringe Brandlast und hohe Flexibilität: Auch im »SAP Garden« sprachen diese Argumente für den Einsatz von Schienenverteiler-Systemen anstelle von herkömmlichen Kabeln. Mit der Produktfamilie Sivacon 8PS erschließt Siemens die genannten Vorteile für unterschiedlichste Anwendungsbereiche.

Das Schienenverteiler-System 8PS LI, das hier in großem Umfang Schaltanlagen und Trafos normenkonform verbindet, ist nach der Schutzart IP55 ausgeführt. Das stabile Aluminiumgehäuse kompensiert die für diese Bauart charakteristische Wärmeentwicklung perfekt. Zudem verfügt das System über modulare Abgangskästen. Sie lassen sich anwendungsspezifisch mit vielfältigen Funktionen ausstatten. Dies ermöglicht eine flexible Anpassung des Systems an geänderte Anforderungen. Darüber hinaus deckt es als bauartgeprüfte Gesamtlösung gemäß DIN EN (IEC) 61439 1/-6 auch die Verbindung zwischen Schaltanlage Sivacon S8 und Schienenverteiler-System ab.

Über den Autor
Autorenbild
Michael Forster

Technischer Berater Energieversorgung, Siemens Smart Infrastructure – Electrical Products

Über die Firma
Siemens AG
Erlangen
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