Smart Home – was für viele nur als angenehmer Komfort gilt, macht es für Senioren teilweise überhaupt erst möglich, alleine in den eigenen vier Wänden zu leben. Hier lautet das Stichwort Ambient Assisted Living (AAL), was im Deutschen so viel bedeutet wie altersgerechte Assistenzsysteme.
Wenn die Treppen immer schwerer zu bezwingen sind oder auch die eigene Sehkraft mit der Zeit immer weiter abnimmt, entlasten Smart Homes Seniorinnen und Senioren im Alltag und sorgen gleichzeitig für die nötige Sicherheit. Mittels verschiedener Apps haben Angehörige in solchen Fällen oftmals von außen Einfluss auf die jeweilige Technik und können damit ihre Liebsten besser im Blick behalten.
Bisher schöpft ein Großteil die Vielzahl von Möglichkeiten des altersgerechten Wohnens jedoch noch gar nicht aus, obwohl darin ein riesiges Potenzial liegt. Gerade ältere Bürgerinnen und Bürger sorgen sich häufig wegen des Installationsaufwands sowie des Fehlens ihrer eigenen technischen Fähigkeiten und entscheiden sich daher gegen diese unterstützende Option. Dabei braucht es oft nur eine entsprechende Fachperson zur sauberen Planung und Umsetzung des Vorhabens, dann steht einer smarten Zukunft in der Regel nichts mehr im Weg.
Von Sprachassistenten bis Sensoren
Zum Teil beginnt das Problem einiger schon beim nächtlichen Gang ins Badezimmer. Unebener Boden, schmale Zugänge sowie eine schlechte Beleuchtung durch die Nachttischlampe, um erst einmal zum normalen Lichtschalter zu kommen. Durch die Installation eines entsprechenden Bewegungsmelders oder eines Sprachassistenten lässt sich das Licht auch ohne vorheriges Umherirren einschalten. Gleichzeitig lohnen sich zeitgesteuerte automatisierte Rollläden, die sich ohne schweres Hochziehen beziehungsweise Herunterlassen einfach und entspannt zu festgelegten Uhrzeiten öffnen sowie schließen.
Und wer hat selbst noch nie vergessen, den Herd oder den Backofen auszuschalten? Gerade im Alter gehen solche Kleinigkeiten schnell einmal unter und entwickeln sich zu einer ungewollten Gefahrenquelle für die Bewohnerinnen und Bewohner. Mit einer einfachen Vernetzung der Gerätschaften bietet sich aber die Möglichkeit, diese zentral zu steuern und so umgehend ein beziehungsweise auszuschalten. Denkbar ist in solch einem Fall auch auf einen automatisierten Vorgang zu setzen, der alle Geräte ausschaltet, wenn beispielsweise der Bewegungsmelder in der Küche in einem definierten Zeitfenster keine Bewegungen registriert.
Mehr Komfort, weniger Sorgen
Gerade wenn die Eltern im hohen Alter weiter weg wohnen und ein regelmäßiger Besuch nicht immer möglich erscheint, möchten die Kinder absichern, damit sie mitbekommen, wenn die Mutter oder der Vater plötzlich stürzt oder sich anderweitig verletzt. Dabei geht es jedoch nicht darum, das Haus oder die Wohnung mit Kameras oder Bewegungsmeldern 24 Stunden am Tag genauestens im Blick zu behalten. Kaum einer will in diesem Maße in die Privatsphäre seiner Verwandten eingreifen.
Eher wünschen sich viele die Option, eine Form von Push-Nachricht zu erhalten, wenn die älteren Herrschaften länger nichts gegessen haben, sich weniger oder gar nicht bewegen bzw. abends das Licht nicht an- oder ausgeschaltet haben. Mit Sensoren am Fernseher, intelligenten Kühlschränken oder auch an Kochgeräten lässt sich der tägliche und regelmäßige Gebrauch unkompliziert protokollieren.
Bleibt die Nutzung so über einen längeren oder ungewöhnlichen Zeitraum aus, kann dies ein mögliches Problem im Senioren-Haushalt aufzeigen, worauf die Verwandten entsprechend reagieren können. Damit haben Kinder einerseits das Gefühl, die Älteren im Blick zu behalten und im Notfall reagieren zu können, während sich Seniorinnen und Senioren andererseits nicht ständig beobachtet fühlen und ihr eigenes Leben möglichst autonom weiterleben können.
Smarte Helferlein
Um die angesprochene Funktion zu nutzen, gilt es nun also, ein entsprechendes individuelles System für Interessierte zu entwerfen, damit sich die Anwendungen optimal an den persönlichen Bedürfnissen orientieren. Dazu braucht es zu Beginn eine sorgfältige Planung. Welche Geräte eignen sich, wo eignen sich Sensoren und lassen sich die Systeme auch ineinander integrieren bzw. arbeiten sie sauber zusammen?
Wer sich hier nicht genug Zeit nimmt und einfach mit der Installation beginnt, schafft unbeabsichtigt schnell ein chaotisches und unübersichtliches Gewusel an verschiedenen Anwendungen, die in keinster Weise gemeinsam harmonieren und den Alltag möglicherweise sogar erschweren. So entstehen auf der Nutzerseite manchmal sogar noch mehr Verwirrung und ein Gefühl der Technologiemüdigkeit.
Auch der Datenschutz und die Datensicherheit stellen für viele ein größeres Manko dar. Allerdings gibt es entsprechende Möglichkeiten, die gesammelten Daten sicher und lokal aufzubewahren. Transparenz darüber, welche Daten das System zusammengetragen hat und in welcher Weise diese Verwendung finden, schafft Vertrauen und Akzeptanz für die ganze Familie.
Autor:
Carsten Müller,
Gebäude-System-Designer und Geschäftsführer der GST Müller GmbH & Co. KG