Wir sprachen mit Dirk Abel über seine Erfahrungen als Unternehmer – und warum aus seiner Sicht ein sehr guter Mitarbeiter durchaus mehr verdienen darf als der Chef.
»de«: Herr Abel, können Sie sich und Ihren Werdegang unseren Lesern kurz vorstellen?
D. Abel: Mein Vater hatte einen klassischen Elektroinstallationsbetrieb, gelernt habe ich allerdings bei der BASF Energieelektroniker, Fachrichtung Betriebstechnik. Dort war ich dann insgesamt sieben Jahre beschäftigt. Im Jahr 2000 hat mich dann mein Vater gefragt, ob ich mir vorstellen könnte, seinen Betrieb zu übernehmen. Nach kurzer Überlegung habe ich zugesagt und bin so in den elterlichen Betrieb eingetreten, der damals rund 20 Mitarbeiter hatte.
»de«: Wie hat sich der Betrieb dann unter Ihrer Führung entwickelt?
D. Abel: Wir sind kontrolliert und kontinuierlich gewachsen. Etwa 2015 haben wir begonnen, über verschiedene Marketingmaßnahmen sehr aktiv nach zusätzlichen Fachkräften zu suchen, das hat nochmal einen richtigen Schub gegeben. Zuvor haben wir die Firma umbenannt – aus Abel EKT wurde Dektro Abel, also Deutsche Elektrotechnik, das hat uns sowohl bei der Mitarbeitersuche als auch bei den Kunden geholfen.
Zu meiner Anfangszeit war der Betrieb v. a. im Bereich der klassischen Elektroinstallation tätig, zu den Kunden zählten u. a. einige Krankenhäuser in der Region. Dann haben wir begonnen, uns auf Krankenhäuser, medizintechnische Zentren usw. zu spezialisieren und die entsprechende Kompetenz aufzubauen – immer in Verbindung mit dem passenden Marketing, so haben wir z. B. eine Reihe von Krankenhausfachtagungen organisiert. Heute sind wir von Darmstadt bis Karlsruhe in fast jedem Klinikum aktiv.
»de«: Wer hat Sie auf Ihrem Weg als Unternehmer begleitet?
D. Abel: Ich hatte immer jemand dabei, aber das ist erst im Laufe der Zeit gekommen – erst nach Jahren und dann immer nur ab und zu. Am Anfang musste ich aber durch die harte Schule und alles selber lernen, ausprobieren, machen, testen und so weiter. Außerdem habe ich viele Seminare besucht, denn in der Meisterschule lernt man auch nicht alles, was wichtig ist. Etwa Entscheidungen zu treffen, die richtige Führung oder das richtige Setzen von Zielen.
»de«: Vergangenes Jahr haben Sie Ihren inzwischen auf mehr als 100 Mitarbeiter angewachsenen Betrieb verkauft – warum?
D. Abel: Ein Sprichwort lautet »man soll aufhören, wenn es am schönsten ist«. Das trifft es ein Stück weit. Der Betrieb war gut aufgestellt und so organisiert, dass er auch ohne mich an der Spitze gut zurechtkommt. Schon länger hatte ich das Bedürfnis, mein Know-how auch an andere Betriebe weiterzugeben und habe 2022 gemeinsam mit meinem Geschäftspartner Peter Liepolt das Institut Perspektive Handwerk gegründet.
Der Aufgabe wollte ich mich mit ganzer Kraft widmen, so dass ich mich entschlossen habe, den Betrieb abzugeben – an einen Käufer, der das Unternehmen und die Mitarbeiter in eine gute Zukunft führen wird. Das Unternehmen wird jetzt von zwei Geschäftsführern geleitet, die ich noch entsprechend aufgebaut hatte.
»de«: Was unterscheidet Ihr Institut Perspektive Handwerk von anderen Weiterbildungsanbietern?
D. Abel: Ein wesentlicher Punkt ist, dass ich eine jahrzehntelange, erfolgreiche Historie als Unternehmer im Elektrohandwerk habe und insofern sehr genau weiß, wo die Probleme liegen und wie sie zu lösen sind. Es geht uns dabei nicht in erster Linie um die Technik. Wenn Betriebe nicht so recht vom Fleck kommen oder gar scheitern, liegt das in aller Regel daran, dass sie nicht gut aufgestellt sind: Der Unternehmer hat keine klar definierten Ziele oder verfolgt diese nicht konsequent, es wird zu wenig Wert gelegt auf das Finden und Binden von qualifizierten Mitarbeitern usw.
All das sind Themen, die ein Elektrohandwerker auf seinem klassischen Weg zum Azubi über den Gesellen zum Meister nur unzureichend vermittelt bekommt. Hier setzen wir an, indem wir einerseits den Inhaber auf seinem Weg ein Stück weit begleiten und unterstützen und andererseits auch seine Mitarbeiter entsprechend qualifizieren, damit der Chef die notwendigen Freiräume für sein Unternehmertum gewinnt.
»de«: Welche Betriebsgröße haben Sie dabei im Fokus?
D. Abel: Das Institut ist die zentrale Anlaufstelle für Handwerksbetriebe, ab etwa zehn Mitarbeitern, zur Lösung ihrer Herausforderungen im Bereich Organisations- und Personalentwicklung. Wir sind die erste und einzige Organisation, die einen Lehrgang zur Qualifikation als Fachbauleiter und Obermonteur mit IHK-Zertifikat anbietet. Insgesamt lösen wir die Herausforderungen von Betrieben durch gezieltes Business Mentoring, praxisnahe Lehrgängen wie den Fachbauleiter (IHK) oder individuelle Beratungsprojekte.
»de«: Herr Abel, vielen Dank für das Gespräch.
Das Institut Perspektive Handwerk (IPH) und die Fachzeitschrift »de« veranstalten in Kooperation den Zertifikatslehrgang Fachbauleiter/Obermonteur (IHK). Der Lehrgang wendet sich an Gesellen und angestellte Meister, die selbstständig Baustellen leiten (wollen) und dabei mehr Verantwortung übernehmen. Als bislang einziger Lehrgang in Deutschland endet dieser mit einem IHK Zertifikat. Folgende Inhalte werden vermittelt:
- Führung und Kommunikation
- Grundlagen Projektmanagement
- Selbstorganisation
- Baustellenführung
- Normen und Dokumentationen
- VOB in der Praxis
- Abläufe auf der Baustelle optimieren
- Umgang mit Kunden und Akquise
Der Lehrgang dauert insgesamt zwei Wochen und findet statt vom 27.1. bis 31.1.2025 sowie vom 17.3. bis 21.3.2025 in München. Weitere Informationen und die Möglichkeit zur Anmeldung gibt es unter:
www.institut-perspektive-handwerk.de -> Seminare -> Zertifikatslehrgang
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