Die Entwicklung ist beeindruckend: Seit der Gründung im Jahr 1954 durch Werner Partzsch (Bild 1) ging es mit dem Unternehmen immer bergauf. Waren es im Jahr 1980 und unter teilweise schwierigen Bedingungen noch sieben Beschäftigte, zählt man in Döbeln mittlerweile etwa 600 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, weist eine Produktionsfläche von 40.000 m2 aus und betreut(e) mehr als 1500 Kunden im In- und Ausland. Als Branchen gibt man bei Partzsch Industrie, Marine- und Schiffstechnik, Schienenverkehr, Stadt- und Kraftwerke, Wasser- und Windkraft, Aufzugsantriebe sowie Beschleunigermagnettechnik an. Bei Partzsch versteht man sich darüber hinaus als Komplettdienstleister für elektrisch rotierende Maschinen von 100 kW bis 25.000 kVA und bis zu 120 t Gewicht: von der Komponente bis zum kompletten Antrieb.
Mithilfe eines modernen Maschinenparks – darunter die 2011 fertiggestellte Wucht- und Schleuderanlage für Läufer bis zu 32 t Gewicht (Bild 2) – werden Synchrongeneratoren, Beschleunigermagnete, Aufzugsantriebe, Kupferdrähte, Hochleistungsspindeln und Komponenten gefertigt. Dabei arbeiten die einzelnen Betriebe der Unternehmensgruppe Hand in Hand (vgl. Kasten »Die Partzsch Unternehmensgruppe«).
Als Profis in der Wartung und Instandhaltung von Generatoren und Elektromotoren bietet man neben Engineering auch den Sonder- und Nachbau an. Mit dem Vor-Ort-Service lösen die Mitarbeitenden Probleme direkt bei den Kunden. Vor-Ort-Revisionen, Montagen und Demontagen an Generatoren führt man bis 250 MVA in luftgekühlter Ausführung durch. Die Ingenieurinnen und Ingenieure koordinieren bei Generalüberholungen oder Reparaturen die eingesetzten Serviceteams. Dazu gehören alle Montagearbeiten inklusive der Kranbereitstellung, der Transport der Maschinen zur Instandsetzung sowie der Wiedereinbau und die Justierung der überholten Anlagenteile.
Auch im Bereich des Explosionsschutzes bietet man Leistungen an. So heißt es in der Imagebroschüre: »Besonders hohe Anforderungen werden an elektrische Maschinen im Einsatz in explosionsgefährdeten Bereichen gestellt. Sowohl in gas- als auch in staubexplosionsgefährdeten Bereichen unterstützten wir unsere Kunden mit langjähriger Expertise, fachmännischer Montage und sorgfältiger Wartung von Motoren bis 15 MW.«
Historie des Unternehmens
In jetzt 70 Jahren kann eine Menge passieren. Interessant bei diesem Jubiläum ist die Tatsache, dass Partzsch sich exakt die Hälfte der bisherigen Historie hinter dem »eisernen Vorhang« befand. Und genau mit der »Wende« übernimmt Thomas Partzsch, Sohn des Gründers, die Geschicke der Firma. Unter seiner Leitung finden enorme Entwicklungsschritte statt, die hier in einer Auswahl aufgezeigt werden:
- 1992: Gründung der Pamo Reparaturwerk GmbH in Bitterfeld
- 1993: Umzug ins Gewerbegebiet Döbeln-Ost – bis heute entstehen insgesamt 20 Hallen auf dem Firmengelände
- 1995: Fertigstellung der ersten VPI-Wicklung (Vakuumdruckimprägnierung) – bis zu diesem Zeitpunkt wurden nur Wicklungen in Resin-Rich-Technologie gefertigt
- 1996: Der erste Motor mit frequenzumrichterfester Wicklung entsteht
- 2000: Der Partzsch-Windgeneratorenservice ergänzt als Komplettdienstleister das Serviceangebot
- 2011: Inbetriebnahme der Wucht- und Schleuderanlage (vgl. oben)
- 2016: Nachbau eines 7,8-MW-Motors, Grundlage war die Maßaufnahme der Originalmaschine – diese Maschine stellt den bisher größten Nachbau einer kompletten Maschine in der Firmengeschichte dar
- 2021: Thomas Partzsch übergibt die Geschäftsführung der Unternehmen unter dem Dach der Partzsch Unternehmensgruppe an eine Führungsebene, unter anderem seinen Sohn Christian Partzsch (Bild 3).
Durch die Aufteilung in fünf Fachbetriebe kommt man dem Gedanken des Komplettservices für rotierende elektrische Maschinen sehr nahe. Die einzelnen Betrieb sind:
- Partzsch Elektromotoren
- Partzsch Spezialdrähte
- Partzsch Windgeneratoren-Service
- Partzsch Elektrowerkzeuge & Geräte
- Pamo Reparaturwerk.
Die gesamte Unternehmensgruppe ist nach der internationalen Norm DIN EN ISO 9001 zertifiziert. Durch akkreditierte Zertifikate, interne Auditierungen und Überwachung wird dauerhaft geprüft, zertifiziert und sich ständig weiterentwickelt.
Christian Partzsch im Gespräch
»ema«: Herr Partzsch, das Motto, das während der Veranstaltung zu lesen ist, heißt »Wir sind Experten – Wir sind Partzsch«. Was bedeutet das für Sie?
Christian Partzsch: Wir sind bei Partzsch in der Lage, hochkomplexe Maschinen zu entwickeln und zu bauen, z. B. Generatoren. Das macht uns zu Experten. In Summe geht ein solches Projekt jedoch nur mit einem engagierten Team, deswegen steht da das ‚Wir‘.
»ema«: Ein Team zu erhalten oder gar auszubauen, ist in der jüngsten Vergangenheit nicht einfach. Wie schwer ist es für das Unternehmen Partzsch z. B. junge Menschen für die Ausbildung zu bekommen?
Christian Partzsch: Aktuell haben wir 27 Azubis in der Unternehmensgruppe. Vor Beginn des neuen Ausbildungsjahres setzten wir uns das Ziel, fünf neue Azubis dazu zu gewinnen. Leider sind es jetzt nur zwei, davon einer als Elektromaschinenbauer. Das ist schade und trotz unserer Anstrengungen ist es uns nicht gelungen, unser Ziel zu erreichen.
»ema«: Welche Anstrengungen waren das?
Christian Partzsch: Wir unterstützen unsere jungen Mitarbeiter finanziell und bezahlen beispielsweise den Führerschein oder bieten eine Willkommensprämie von 2 000,- €.
»ema«: Was wäre mit fünf Azubis besser?
Christian Partzsch: Nun, man kann einfach nicht wissen, wie sich jeder entwickelt und was nach der Ausbildung passiert. Der eine möchte vielleicht ins Ausland gehen, bei einem anderen ist die private Entwicklung so, dass er nicht mehr bei uns bleiben möchte oder kann.
»ema«: Wie war das bei Ihrem eigenen Ausbildungsweg?
Christian Partzsch: Zusammen mit Thomas Götze (siehe Bild 3) habe ich 1999 die Ausbildung zum Elektromaschinenbauer begonnen und 2001 abgeschlossen. Tatsächlich blieben nur wir beide von mehreren Auszubildenden übrig, mit dem Erfolg, dass wir heute in der Leitungsebene sind. Thomas als Geschäftsführer von Partzsch Elektromotoren, dem größten Part in der Gruppe, und ich als Geschäftsführer der gesamten Gruppe.
»ema«: Kommen wir nochmal auf das Jubiläum zu sprechen. In Ihrer Rede klangen auch sehr emotionale Töne durch. Was geht Ihnen bei dem Titel »70 Jahre Partzsch« durch den Kopf?
Christian Partzsch: Schon mit elf, zwölf Jahren – damals noch in der alten Adresse in der Leipziger Straße – durfte ich in den Ferien im Betrieb etwas mitarbeiten. Dort habe ich z. B. alte Wicklungen herausgerissen und geholfen, neue Spulen zu wickeln. Allerdings konnte ich mir zu der damaligen Zeit nicht vorstellen, einmal in einer Werkstatt oder im Büro zu arbeiten. Ich wollte damals Fußballer werden! Frische Luft und Bewegung taten mir gut.
Dennoch lernte ich ja wie eben erwähnt den Elektromaschinenbauer und war danach zunächst in der Produktion beschäftigt. Dann kam eine Auszeit von einem Jahr in Australien. Das war in den Jahren 2006 und 2007. Nach meiner Rückkehr überlegte ich, wo ich arbeiten möchte, und entschloss mich für die Arbeitsvorbereitung. Dort hatte ich eine Mentorin. Sie unterstützte mich in vielen Belangen, hatte immer klare Worte und förderte mich durch Projekte, die damals schon eine große Herausforderung waren, wie beispielsweise eines in Madagaskar. Jeder außer ihr meinte, das schafft der nicht. Sie hatte aber großes Vertrauen in mich gesetzt, was ich nicht enttäuschte. Diese Zeit bildete rückblickend gesehen die Grundlage für meine Bereitschaft, 2021 die Geschäftsführung zu übernehmen.
»ema«: Welche Projekte und Ideen haben Sie für die Zukunft?
Christian Partzsch: Derzeit stellen wir auf ein neues ERP-System um, das uns in Sachen Digitalisierung weiterbringen wird und das schließlich in der gesamten Unternehmensgruppe installiert werden soll. Wenn alles klappt, ist das im kommenden Jahr dann der Fall. Dann wünsche ich mir vor allem, dass wir mit dem derzeitigen Team, sei es mit der Führungsmannschaft oder den Mitarbeitern, zusammenbleiben und weiterhin eine erfolgreiche Zukunft gemeinsam gestalten können. Das ist, ich darf es wiederholen, nur mit einem engagierten Team wie wir es haben möglich.
»ema«: Herr Partzsch, vielen Dank für Ihre Zeit und das Gespräch und alles Gute für die weiteren Jahre.
Seit 2017 veranstaltet Partzsch den Praxistag für Profis im Bereich Elektromaschinenbau. In diesem Jahr findet er zum siebten Mal am 24.10.2024 wieder statt. Das Motto: »Herstellerunabhängiger Erfahrungsaustausch über die Lebenszyklen von großen, drehenden elektrischen Maschinen«. Die Veranstaltung ist kostenfrei für die Teilnehmer.
Zu den Fachvorträgen gesellt sich noch ein Rahmenprogramm mit einer Abendveranstaltung im Landhotel Sonnenhof (Ossig 9e, 04741 Roßwein OT Ossig), das auch Ort des Praxistages ist, sowie einer optionalen Werksführung am Folgetag. Die Vorträge gehen über folgende Themen:
- Universeller Ersatz-Generator
- Moderne Isolationstechnologien für Ständerwicklungen und Schäden an Turbogeneratoren
- Generatorschutz-Anwendungen in Industriekraftwerken
- Einfluss der Kühlmitteltemperatur / Generatorkühlung
- Jahresrückblick und Analyse von Schadensbildern bei Generatoren und Elektromotoren
- Podiumsdiskussion zum Thema Isolation zwischen Hersteller, Betreiber und Versicherung.
Los geht es am 24.10. um 9 Uhr und endet an diesem ersten Tag um ca. 17:30 Uhr. Das Abendprogramm folgt dann um 18:30 Uhr. Die Werksführung am Folgetag beginnt um 8 Uhr und endet ca. 10:30 Uhr. Wer sich beeilt, kann sich noch bis 10.10.2024 bei Frau Madlen Gabsch anmelden unter 03431 7166-216 oder madlen.gabsch@partzsch.de.
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