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Die Transformation eines Hoffnungsträgers zum Sorgenfall

Warum die Wärmewende ins Stocken geraten ist

Roland lüders, Redaktion »de«
Roland lüders, Redaktion »de«

Wieder geht ein Jahr zu Ende, das von zahlreichen Umweltkatastrophen geprägt war. Vor allem Starkregenfälle mit verheerenden Auswirkungen werden vielen Menschen in Erinnerung bleiben. Die Bilder aus Valencia haben uns alle erschrecken lassen und für große Anteilnahme gesorgt. Dass die Ursache für diese Katastrophen im menschengemachten Klimawandel zu finden ist, wird zumindest hierzulande von der großen Mehrheit akzeptiert. Entsprechend groß sind auch die Bereitschaft zu Veränderungen und die Akzeptanz von Klimaschutzmaßnahmen. Der Reduzierung des CO2-Ausstoßes kommt dabei oberste Priorität zu.

Der Wärmesektor hat mit etwa 40 % den größten Anteil am CO2-Ausstoß in Deutschland. Zur Erreichung der Klimaschutzziele ist hier also ein großer Hebel vorhanden. Der Umbau des Heizungssektors mit dem Einsatz erneuerbarer Energien ist daher ein zentrales Element der Klimapolitik, und hier konnte sich in den letzten Jahren vor allem ein Heizsystem hervortun: die Wärmepumpe.

Die Wärmepumpe ist inzwischen das führende Heizsystem im Neubau. Etwa in zwei Drittel der 2023 fertiggestellten Wohngebäude wurden Wärmepumpen für das Heizen installiert. Noch höher war der Anteil in Ein- und Zwei­familienhäusern mit 68,9 %. Im Ergebnis wurden 2023 mit 356.000 Geräten so viele Heizungswärmepumpen wie noch nie verkauft. Alles schien auf dem richtigen Wachstumspfad zu sein, und das Ziel von 500.000 jährlich installierten Wärmepumpen für das Erreichen der nationalen Klimaziele schien realistisch erreichbar.

Doch es kam anders. In diesem Jahr werden es wohl nicht einmal 200.000 verkaufte Wärmepumpen sein, die ihren Beitrag zur sog. Wärmewende leisten können. Die Gründe für diesen Markteinbruch sind vielschichtig. Die Auseinandersetzung mit diesem Thema füllt Talkshows, Podiumsdiskussionen und ganze Kongresse und würde den Rahmen dieses Editorials sprengen. Doch ein zentrales Element wurde auch auf dem diesjährigen Forum Wärmepumpe in Berlin deutlich herausgestellt: das Verhältnis vom Strom- zum Gaspreis.

Das Verhältnis lag 2022 historisch günstig mit zwei zu eins vom Gas- zum Strompreis. Ursachen dafür waren zum einen der Wegfall der EEG-Umlage und die Gaskrise in Folge des Ukrainekrieges. Mit der Umstellung des Gasbezuges auf andere Lieferquellen und dem gleichzeitigen Anstieg des Strompreises wuchs das Verhältnis 2023 auf 3,1 an. Dabei sind es in erster Linie Steuern und Abgaben, die den Strompreis belasten. Diese sind inzwischen beim Strom doppelt so hoch. Vor allem die Netzentgelte stellen eine enorme Belastung dar.

Milliardenschwere Förderprogramme und ein neues Gebäudeenergiegesetz konnten nicht verhindern, dass ein Wachstumsmarkt jäh ausgebremst wird. Das ist traurig für alle, die auf erneuerbare Energie im Heizungskeller setzen. Kurzarbeit und Entlassungen bei Wärmepumpenherstellern sind die Folge von ungünstigen Rahmenbedingungen. Dies zu ändern, dürfte eine Hauptaufgabe der Politik sein, die wieder mehr auf Marktmechanismen als auf eine komplizierte Förderpolitik mit ideologischen Vorgaben setzen muss.

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Dipl.-Kommunikationswirt Roland Lüders

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