Home Elektroinstallation Elektroinstallation Unterwegs für die Energiewende (1)

Zu Besuch bei Pionieren der Elektromobilität

Unterwegs für die Energiewende (1)

Auf einen Blick

Die Elektromobilität ist noch eine exotische Angelegenheit, findet aber immer mehr begeisterte Anhänger Schadstofffreie Mobilität und steigende Energiepreise sind dabei Antrieb und Motivation für Privat- und Gewerbekunden

Die erste Million ist bekanntlich die schwerste. So gesehen ist die Elektromobilität in Deutschland zur Zeit gerade schwer am Ackern. Ob dies angesichts von aktuell knapp 10.000 Elektroautos auf deutschen Straßen tatsächlich der Fall ist, das wollte unsere Redaktion wissen. Wir besuchten hierfür Pioniere der Elektromobilität und informierten uns über den Stand der Dinge.  

Franzosen haben die Nase vorn

DE_2013_13-14_EE32_Bild1

Wer elektromobil unterwegs sein will, der muss sich zuerst ein Elektromobil zulegen. Bei Renault ist im Gegensatz zu den meisten deutschen Autoherstellern hier bereits ein vernünftiges Angebot verfügbar. Für die E-Tour 2013 stellte uns das Autohaus Eisenstraße in Dortmund einen Renault Kangoo ZE zur Verfügung (Bild 1). Elektrohandwerkern bereits als Kastenwagen vertraut, überzeugt das Fahrzeug auch in der Elektrovariante. Mit der Reichweite einer Batterieladung von 140 km deckt der Kangoo ZE das Einsatzgebiet der meistens lokal tätigen Elektrohandwerker ab. Der Weg zur Baustelle oder zum Serviceeinsatz ist in der Regel deutlich kürzer und die Zeit des Aufenthalts zur Abwicklung des Auftrages kann für das Nachladen genutzt werden. Voraussetzung hierfür ist natürlich eine Lademöglichkeit. Da dies noch nicht flächendeckend im Lademodi 2 möglich ist, bietet Renault ein Ladekabel an, dass die Aufladung an der 230-V-Schuko-Steckdose ermöglicht. Unser Kangoo ZE war leider nicht mit diesem Ladekabel ausgestattet. Wir waren also auf eine »richtige« Ladeinfrastruktur angewiesen, wenn wir unsere ca. 1.500 km lange E-Tour durch Nordrhein-Westfalen bewältigen wollten. Glücklicherweise ist Nordrhein-Westfalen bereits sehr gut mit Ladesäulen bestückt. Die App »e-kWh« von RWE Effizienz GmbH wies uns hierfür den Weg. Vor Ort angekommen, genügt die Eingabe der Ladesäulennummer und der Kundendaten, um einen Ladevorgang zu starten. Außerdem verfügten die meisten der von uns besuchten Fans der Elektromobilität über eine eigene Ladesäule für Elektrofahrzeuge. So konnten wir unseren Besuch meistens auch zum »Nachtanken« nutzen.

Land der Pendler will führend sein

Bild 2: Die Dortmunder Westfalenhallen waren der Startpunkt für die E-Tour 2013. Hier findet im September auch die Fachmesse Elektrotechnik mit einer Sonderschau Elektromobilität statt
Bild 2: Die Dortmunder Westfalenhallen waren der Startpunkt für die E-Tour 2013. Hier findet im September auch die Fachmesse Elektrotechnik mit einer Sonderschau Elektromobilität statt

Als Flächenland mit vielen Metropolen und einer stark zersiedelten Struktur sind Nordrhein-Westfalen und seine Bewohner auf bezahlbare und umweltschonende Mobilität angewiesen. Steigende Treibstoffpreise, Luftverschmutzung und Verlärmung sind die Schattenseiten dieser Lebensgrundlage. Mit der Elektromobilität könnte sich in den nächsten Jahren vieles zum Besseren wenden. Diese Erwartung haben nicht mehr nur Umweltaktivisten und Weltverbesserer. Den Wandel mitgestalten wollen auch Energieversorger, Industrie- und Handelsunternehmen und natürlich auch das Elektrohandwerk. Vertreter aus all diesen Bereichen trafen sich zum Start der E-Tour an den Dortmunder Westfalenhallen am 3. Juni 2013 (Bild 2). Dieser Ort wurde gewählt, weil hier  vom 11. bis 14. September 2013 die Fachmesse Elektrotechnik stattfindet. Auf der führenden regionalen Elektrofachmesse wird in diesem Jahr erstmalig das Forum Elektromobilität stattfinden. Die E-Tour 2013 bereitet diesen Messe-Höhepunkt mit vor und zeigt, wie weit das Thema Elektromobilität in der Elektrobranche inzwischen gewachsen ist. Gastgeberin Messe-Chefin Sabine Loos unterstrich die Bedeutung der Elektromobilität: »Als Messegesellschaft wollen wir Zukunftsthemen wie die Elektromobilität frühzeitig aufgreifen und eine Plattform für den Erfahrungsaustausch und die Information von Fachleuten bieten. Wer sich umfassend über die Marktchancen der e-mobility informieren will, wird auf der Fachmesse Elektrotechnik hierzu Gelegenheit haben.« Der Vorsitzende des Fachverbandes Elek­tro- und Informationstechnische Handwerke Nordrhein-Westfalen Lothar Hellmann war zum Start der E-Tour mit einer rein elektrisch angetriebenen Mercedes A-Klasse aus Duisburg angereist. Er lud die E-Tour bei dieser Gelegenheit zu einem Besuch der Elektromobilflotte seines Handwerksunternehmens Elektro Venn ein. Torsten Günter (2. v.l.) von der RWE Effizienz GmbH steuerte mit dem Nissan Leaf ein weiteres Elektroauto zum Starttermin. Sein Unternehmen sieht sich als einer der wichtigsten Vorreiter in Sachen Elektromobilität. Auf unsere Frage nach den Erfolgsaussichten des elektrischen Fahrens antwortete Herr Günter: »Elektromobilität ist eine sofort verfügbare ökologische und in den Verbrauchs- und Unterhaltskosten ökonomische Alternative zur Mobilität mit fossilen Brennstoffen. Erste Anwender sind Firmenflotten, Zweitwagenbesitzer und auch Car-Sharing-Angebote. Für die Akzeptanz der Elektromobilität ist sowohl eine öffentliche Ladeinfrastruktur notwendig als auch der Aufbau von Ladepunkten im privaten und Firmenbereich. Das Laden muss dabei immer einfach sein, damit sich Elektromobilität durchsetzt. Wir gehören zu den führenden Anbietern von intelligenten Ladestationen für Privatkunden, Kommunen, Stadtwerke und Firmenflotten und betreiben in Europa 2320 intelligente Ladepunkte. 1.525 Ladepunkte befinden sich in Deutschland. 2012 wurde in Europa Strom für rund 4 Mio. emissionsfreie Kilometer geladen.«

Mit der App »e-kWh« von RWE auf dem iPhone und einem intelligenten Ladekabel ausgestattet, konnte die E-Tour durch Nordrhein-Westfalen starten. Hier ist die Dichte der RWE-Ladesäulen besonders hoch. Der Sitz der RWE Effizienz GmbH ist Dortmund. Die verschiedenen Niederlassungen in Nordrhein-Westfalen sind natürlich alle mit einer Lademöglichkeit für Elektrofahrzeuge ausgestattet. Die größten Stadtnetze betreibt RWE allerdings in Berlin mit 265 Punkten gefolgt von Amsterdam mit 243 Ladepunkten. Doch auch Dortmund kann sich bei der Ausstattung mit Ladesäulen für E-Autos sehen lassen. So wurde am 19. April 2013 an der Hörder Burg der 100. RWE Stromladepunkt in Dortmund offiziell eingeweiht. Der Oberbürgermeister der Stadt, Ullrich Sierau, nahm die neue Ladesäule am Phoenix See in Betrieb und unterstrich dabei die Erfolge des Elektromobilitätsförderprojekts ›metropol-E‹: »Die Stadt hat seit September 2012 zehn E-Fahrzeuge und zehn Pedelecs in der Dienstwagenflotte im Einsatz. Unsere Mitarbeiter nutzen die Fahrzeuge und sind begeistert. So haben wir in kurzer Zeit bereits 50.000 Kilometer elektrisch zurückgelegt und mit der E-Flotte neun Tonnen CO2 eingespart.«

Gemeinsam den Markt bereiten

Bild 3: Bei Sonepar West in Holzwickede können Besucher und Kunden heute bereits ihre Elektroautos kostenlos nachladen. Die Spezialisten für E-Mobility-Projekte René Wallas (rechts) und Markus Ertelt empfingen unseren Redakteur zum Gespräch
Bild 3: Bei Sonepar West in Holzwickede können Besucher und Kunden heute bereits ihre Elektroautos kostenlos nachladen. Die Spezialisten für E-Mobility-Projekte René Wallas (rechts) und Markus Ertelt empfingen unseren Redakteur zum Gespräch

Die Elektrobranche ist immer dann erfolgreich, wenn alle Marktstufen eng zusammenarbeiten und gemeinsam ihre Ziele verfolgen. Dass dies bei der Elektromobilität auf jeden Fall auch so sein wird, davon ist man bei Sonepar überzeugt. Nach dem die E-Tour Dortmund verlassen hatte, wurde unmittelbar hinter der Stadtgrenze der erste Zwischenstopp eingelegt. Obwohl die Batterie noch fast vollständig geladen war, wurde der Ladevorgang in der Zentrale von Sonepar West in Holzwickede in Gang gesetzt (Bild 3). Das E-Mobiliäts-Team von Sonepar-West hatte sich als Station der E-Tour beworben. In den Filialen von Sonepar West wurden bisher fünf freie Stromtankstellen in Holzwickede, Bielefeld, Paderborn, Essen und Frankfurt geschaffen. Beim Elektrofachgroßhandel Sonepar wird die Elektromobilität seit 2010 aktiv begleitet. Als die elektrotechnische Normung der Ladeinfrastruktur zumindest für den deutschen Markt abgeschlossen war, wurden Qualitäts- und Markenprodukte in das Lieferprogramm aufgenommen. Neben der Lieferfähigkeit von Produkten und Systemen für die Elektromobilität steht vor allem die technische Kompetenz für die Beratung, Planung und Installation im Mittelpunkt der Sonepar-Aktivitäten.

Bild 4: Bei der Fa. Husemann in Gütersloh wurde ein Solar-Carport für den Firmenparkplatz errichtet. Elektroautos können an zwei Ladesäulen nachtanken. Firmenchef Fritz Husemann schaltete der Ladevorgang für unser E-Mobil frei
Bild 4: Bei der Fa. Husemann in Gütersloh wurde ein Solar-Carport für den Firmenparkplatz errichtet. Elektroautos können an zwei Ladesäulen nachtanken. Firmenchef Fritz Husemann schaltete der Ladevorgang für unser E-Mobil frei

Die Neugründung einer Vertriebsgruppe, die sich auf das Thema Elek­tromobilität fokussiert, war hier die logische Konsequenz. Die Vermarktung der Produkte und Systeme wird mit verschiedenen Aktivitäten vorangetrieben. So wurde beispielsweise 2012 ein Tag der Elektromobilität veranstaltet. Obwohl nur ein kleiner Teil der Kunden im Elektrohandwerk bereits aktiv ist, war die Resonanz vielversprechend. Einige Elektrohandwerker haben sich unmittelbar auf der Veranstaltung entschieden, in eine Ladesäule auf dem eigenen Firmengelände zu investieren. Gut angenommen wurden auch die Testfahrten mit Elektroautos. Auch die Schulungsangebote zum Thema Elektromobilität werden gerne genutzt. Weitere Möglichkeiten der Marktentwicklung bieten die jährlich stattfindenden Partnertreffs der Sonepar. Alleine zum diesjährigen Treffen in der Bochumer Jahrhunderthalle kamen über 11.000 Kunden, um sich über das Angebot ihres Elektrofachgroßhändlers zu informieren. Events und Infotage zu den Themen Energieeffizienz und Erneuerbare Energien bieten ebenfalls einen gute Gelegenheit, interessierte und vorinformierte Fachhandwerker zu treffen, die der Elektromobilität aufgeschlossen gegenüber stehen.

Pioniergeist ist gefragt

Bild 5: Bei Husemann werden individuelle Ladesäulen für das E-Mobiliy-Konzept Lade­foxx gefertigt
Bild 5: Bei Husemann werden individuelle Ladesäulen für das E-Mobiliy-Konzept Lade­foxx gefertigt

Wie weit einen der Pioniergeist tragen kann und wie weit man seiner Zeit heute schon voraus sein kann, das zeigt unser Besuch bei der Firma Husemann in Gütersloh. Firmenchef Fritz Husemann empfing Roland Lüders an einer der beiden Ladesäulen auf dem Firmengelände. Sie ist unter einem riesigen So­larcarport installiert worden (Bild 4). Jedem Mitarbeiter und Besucher wird beim Befahren des Firmengeländes sofort klar, dass hier die Grundlagen für die Elektromobilität bereits gelegt wurden. Beim anschließenden Firmenrundgang erläuterte Herr Husemann die zahlreichen Aktivitäten seines Unternehmens für die Elektromobilität. So wurde gemeinsam mit Partnern das Ladesäulen-System Ladefoxx entwickelt. Das Abrechnungssystem funktioniert auf Handybasis. Will ein Elektromobilist an einem der über 100 Ladepunkte in Ostwestfalen sein Auto nachladen, ruft er eine Servicenummer an und bekommt eine SMS mit einem Zugangscode, der den Ladevorgang freischaltet (Bild 5). Ladefoxx-Lösungen gibt es in unterschiedlichen Ausführungen für öffentliche, halböffentliche und private Anwendungen. Die Fa. Husemann ist mit ihren 170 Mitarbeitern in zahlreichen Spezialgebieten tätig. So werden beispielsweise individuell geplante Schaltschränke komplett selbst gefertigt. Eine eigene Blechverarbeitung mit Lackiererei bieten hierfür eine der Grundlagen. Auch der Service für Elektrische Antriebe ist eine Besonderheit der Firma Husemann. Elektrische Antriebe in der verarbeitenden Industrie werden gewartet bzw. nach Havarien wieder aufgearbeitet. Dieser Service führt zu einer unverwechselbaren Marktpositionierung der Fa. Husemann. Der Bedarf an Fachkräften ist bei den Aktivitäten in zahlreichen Spezialmärkten besonders hoch. Mit einer überdurchschnittlich hohen Ausbildungsquote von 15 % legt Hu­se­mann hierfür das richtige Fundament.

Investieren in die Zukunft

Bild 6: Firmenchef Jürgen Dresselhaus (links) und Waldemar Schlesinger (rechts) präsentierten uns ihren Solar-Carport und die Ladesäule zum Nachtanken
Bild 6: Firmenchef Jürgen Dresselhaus (links) und Waldemar Schlesinger (rechts) präsentierten uns ihren Solar-Carport und die Ladesäule zum Nachtanken

Wer im Elektrohandwerk am Zukunftsmarkt Elektromobilität mitarbeiten will, der muss jetzt investieren und bei seinen Kunden für das elektrische Fahren die Werbetrommel rühren. Davon ist auch Elektromeister Jürgen Dresselhaus in Schloß Holte überzeugt (Bild 6). In seinem Elektrohandwerksbetrieb entwickelt Elektromeister Waldemar Schlesinger das Thema Elektromobilität. Ein eigener Solar-Carport auf dem Firmengebäude und ein Elektroauto signalisieren, dass die Fa. Elektro Dresselhaus die Elektromobilität als ein Zukunftsthema entwickelt. Seit 2012 können Kunden bei Elektro Dresselhaus Ladesäulen und Solar-Carports erwerben. Die Elektromobilität ist somit ein weiterer Baustein im breiten Angebotsspektrum des Elektrohandwerksunternehmens mit seinen 45 Mitarbeitern. 

Artikel als PDF herunterladen

Sollte es Probleme mit dem Download geben oder sollten Links nicht funktionieren, wenden Sie sich bitte an kontakt@elektro.net

Über den Autor
Autorenbild
Dipl.-Kommunikationswirt Roland Lüders

Redaktion »de«

Newsletter

Das Neueste von
elektro.net direkt in Ihren Posteingang!