Verglichen mit anderen Bürohochhäusern in Den Haag wirkt das De Monarch I eher bescheiden. Was die Gebäudeautomatisierung betrifft, sticht es jedoch heraus. Bei der Sanierung des Gebäudes hat sich BAM Techniek für ein KNX/EIB-System entschieden, dass das Gebäude zum größten KNX-Projekt der Niederlande macht.
Das Entwicklungsprojekt mit der Bezeichnung De Monarch soll insgesamt vier Hochhäuser umfassen. Drei Gebäude werden neu errichtet. De Monarch 1 wurde innerhalb eines Jahres entkernt, mit einer modernen Hülle versehen und installationstechnisch vollständig modernisiert. Die Unternehmen BAM Utiliteitsbouw und BAM Techniek realisieren gemeinsam die beiden ersten Gebäude.
Mit einer Fläche von 18.000 m², 16 vollständig automatisierten Geschossebenen und fast 4.000 Bus-Teilnehmern handelt es sich bei dem Projekt um das derzeit größte KNX-Projekt der Niederlande.
Hohe Anforderungen an die Flexibilität
Das Projekt wurde für den niederländischen KNX Professionals Award nominiert. Bereits die Baubeschreibung sah auf jeder Geschossebene im Abstand von drei Metern eine Bedieneinheit vor. Neben Temperatur, Beleuchtung und Sonnenschutz soll hier auch die Erfassung von Überstunden geschehen. »Der Auftraggeber hat weitreichende Anforderungen an die Unterteilung der Geschossebenen, an optionale Zwischenwände sowie die getrennten Abrechnungen für verschiedene Mieter gestellt«, berichtet Remco Hoveling, KNX-Spezialist bei BAM Techniek. »Darüber hinaus formulierte er ehrgeizige Nachhaltigkeitsziele. Sowohl der bauliche Entwurf, als auch die gebäudetechnischen Anlagen sollten strenge Anforderungen erfüllen, um einen möglichst geringen Energieverbrauch zu erzielen.«
Im Jahr 2011 erhielt das Gebäude zunächst den Zertifikatentwurf Breeam Excellent und darf jetzt das Zertifikat Breeam Excellent führen. Es ist das erste Restrukturierungsprojekt in den Niederlanden, das diese Auszeichnung erhält.
Nachhaltig und sparsam
Die Anlagen von De Monarch I sind nachhaltig und energiesparend. Das Gebäude wird ausschließlich mit Geothermie geheizt und gekühlt. Die Wärmepumpe entzieht dem Grundwasser Energie und speist ein Verteilersystem mit Wärme bzw. Kälte. Für einen noch geringeren Energieverbrauch hat sich BAM Techniek zu einer automatischen Steuerung von Elektroanlage und Klimatisierung entschieden, die unmittelbar aufeinander abgestimmt sind. Raumtemperatur, Beleuchtung und Sonnenschutz werden über ein KNX/EIB System geregelt. Die Büroräume werden mit Automatikschaltern von Gira bedarfsgerecht nur bei Anwesenheit beleuchtet, bedient werden die einzelnen Funktionen in den Büros über Gira Tastsensoren. CO2 Sensoren messen in Konferenz- und Veranstaltungsräumen die Raumluftgüte. Wird ein definierter Wert überschritten, springt automatisch die Lüftung an. Die Steuerzentrale hinter dem KNX/EIB System ist ein Gira FacilityServer. Am Empfang steht mit dem Gira Control 19 Client ein großer Touchscreen zur Steuerung zur Verfügung. Unter anderem erscheint hier die Alarmierung im Bedarfsfall aus den drei Behindertentoiletten im Gebäude.
Bei der Planung und Umsetzung des Projekts wurde BAM Techniek von Gira unterstützt. KNX-Spezialist Remco Hoveling lobt die Zusammenarbeit. Im Laufe des Projekts musst mehrmals neu geplant werden, da das System immer größer und komplexer wurde. »Aber immer wieder haben wir Wege und Lösungen gefunden.«
Über 650 Steuereinheiten
Jedes Geschoss ist ein »kleiner Betrieb« für sich. Alle Komponenten sind über Buskabel miteinander verbunden und es befinden sich zwei Schaltschränke auf jeder Etage, einer für die Beleuchtung und einer für die Notstromversorgung. Stromzähler messen den Stromverbrauch pro Geschoss, aber auch für jede kleinere Büroeinheit einzeln. Die Stromversorgung verläuft mittels Wieland-Steckern aus den Schaltschränken zu den Schächten über der Decke. Diese münden alle drei Meter in eine Gira Steuereinheit über der Decke: Im gesamten Objekt gibt es 650 Steuereinheiten, die wiederum mit etwa 400 Gira Tastsensoren 3 auf der Geschossebene verbunden sind. Über die Tastsensoren lässt sich lokal der Sonnenschutz steuern sowie Temperatur und Beleuchtung. Zudem wird hier der Überstundenzähler bedient. Die Beleuchtung im Gang und den Toiletten wird zentral gesteuert.
Dank der Kabelführung ist eine spätere Ergänzung oder Erweiterung der Steuereinheiten über die Decke kein Problem. Alles lässt sich auch aus der Ferne neu programmieren.
Verbindung mit Webeasy-Steuerung
Die lokalen Bussysteme sind an sechs Stellen im Gebäude über eine Schnittstelle mit der IP-gestützten Webeasy-Steuerung verbunden. Gemeinsam sorgen sie für größtmögliche Effizienz, Benutzerfreundlichkeit und Überblick über den Verbrauch. Insgesamt wurde 7 Hauptleitungen, 74 Nebenleitungen, fast 3.500 Aktoren und über 4.500 Gruppenadressen verbaut. Auf dem Dach befindet sich eine Gira Wetterstation, die meteorologische Daten sammelt, damit sich die Anlagen, die sich auf die Nutzung beispielsweise des Sonnenschutzes auswirken, möglichst schnell auf sich ändernde Witterungsverhältnisse einstellen können.
KNX als Standard
Remco Hoveling sieht Monarch I als Prototyp für die nächsten Abschnitte des Projekts. »In Phase 2 werden wir wahrscheinlich Bandkabel einsetzen. Wir werden dann also anstelle von zwei getrennten Kabeln – eins für den Bus und das andere für die Stromversorgung – mit einem dünnen 3-phasigen Kabel arbeiten, in das auch das Buskabel integriert ist. Daran lassen sich dann die Abzweigungsmodule klicken.«
Insgesamt habe man mit dem Projekt eine Menge Erfahrung sammeln können so Hoveling. »Je mehr man mit KNX macht, desto mehr kann man bei der Energierechnung sparen.« Insbesondere bei der Sanierung bringe die Gebäudeautomatisierung großen Nutzen. Denn es verschafft Immobilienbesitzern einen Wettbewerbsvorteil und ist ein Verkaufsargument auf einem Markt, der mit Leerstand zu kämpfen hat.