Neue Norm DIN EN 60038 (VDE 0175-1):2012-04
Diese als Ersatz für die DIN IEC 60038 (VDE 0175):2002-11 herausgegebene Norm beschreibt die Spannungsbereiche in Wechselstromnetzen mit einer Nennspannung von mehr als 100 V bei einer Frequenz von 50 Hz und den darin einsetzbaren Betriebsmitteln. Gleichzeitig werden Wechsel- und Gleichstromnetze für die Bahnanwendung definiert. Wechsel- und Gleichstrombetriebsmittel mit einer Nennspannung unter AC 120 V oder unter DC 750 V sind ebenfalls Bestand dieser Norm.
Auf einen BlickCENELEC gibt genormte Spannungen vor für Spannungsbereiche in Gleich- und Wechselstromnetzen sowie für Betriebsmittel
Definition von Begrifflichkeiten zur einheitlichen Verständigung der Fachleute
Berücksichtigung nationaler Besonderheiten Vorgaben für die bessere Anpassung im jeweiligen EU-Land
Zu den Betriebsmitteln der Spannungen AC 120 V oder DC 750 V zählen auch Batterien, Stromversorgungsgeräte und Geräte aus der Kommunikationstechnik.
Festlegung von Begriffen
Die in dieser Norm festgelegten Nennwerte für die höchste Spannung an Betriebsmitteln basieren hauptsächlich auf der weltweiten historischen Entwicklung der elektrischen Versorgungsnetze. Diese Werte haben sich als die gebräuchlichsten herausgestellt und haben international Anerkennung gefunden. Daher gelten die in der Norm genannten Spannungsbereiche demnach auch als Grundlage für die Konstruktion und Prüfung elektrischer Betriebsmittel und Netze und stellen in der Fachwelt gewissermaßen den Status Quo dar. Zunächst soll an dieser Stelle auf einige Begrifflichkeiten für die unterschiedlichen Bezeichnungen der Spannungen eingegangen werden:
Die Nennspannung eines Netzes ist ein gerundeter Spannungswert zur Bezeichnung oder Identifizierung eines Netzes
Die höchste Spannung eines Netzes beschreibt den maximalen Wert einer Betriebsspannung unter normalen Betriebsbedingungen
Die niedrigste Spannung eines Netzes beschreibt den minimalen Wert einer Betriebsspannung unter normalen Betriebsbedingungen
Die Verbraucherspannung definiert die Außenleiter-zu-Außenleiter- bzw. Außenleiter-zu-Neutralleiter-Spannung
Als höchste Spannung für Betriebsmittel gilt die höchste Spannung, für die ein Betriebsmittel bzgl. der Isolierung oder anderer Charakteristiken ausgelegt ist.
Die Nennspannung eines Wechselstromnetzes im Bereich von 100 V bis 1 000 V sollte aus einem Drehstrom-Vierleiter- oder aus einem Drehstrom-Dreileiternetz abgeleitet werden. Das Drehstrom-Dreileiternetz ist ein Einphasennetz, welches an ein Drehstrom-Vierleiternetz angeschlossen wurde. Die Nennspannungen weisen bei diesen beiden Netzen folgende Werte auf:
230 V,
230 V / 400 V,
400 V / 690 V und
1 000 V.
Die niedrigen Werte stellen dabei die Spannungen zum Neutralleiter dar, die höheren Werte sind die Spannungen zwischen den Außenleitern.
Ist nur ein Wert angegeben, bezieht er sich auf das Drehstromnetz und legt die Spannung zwischen den Außenleitern fest.
Spannungen von 230 V/400 V sind für Versorgungen in großen Industriebetrieben und großen Geschäftsbauten vorgesehen. Diese Versorgungsspannung sollte unter normalen Betriebsbedingungen nicht mehr als ± 10 % von der Nennspannung des Netzes abweichen.
Die Frequenz für diese Spannungen liegt bei 50 Hz.
Besonderheiten in Bahnnetzen
Für Gleichstrombahnnetze gelten als niedrigste Spannungswerte (400 V), 500 V, 1 000 V und 2 000 V. Die Nennspannung beträgt hingegen (600 V), 750 V, 1 500 V und 3 000 V. Die höchste Spannung in Bahnnetzen beträgt (720 V), 90 V, 1 800 V und 3 600 V. In bestimmten Ländern kann der zuletzt genannte Spannungswert auf 4 000 V erhöht werden. Die zuvor in Klammern gesetzten Werte sollen in Zukunft nicht mehr verwendet werden. Mit dem Ausbau neuer Netze entfallen diese Spannungswerte.
Die Spannungswerte für Einphasenwechselstromnetze bei Bahnanwendung sollen im niedrigsten Bereich von (4 750 V) bei 50 Hz, 12 000 V bei 16 2/3 Hz und 19 000 V bei 50 Hz betragen. Die entsprechende Nennspannung beträgt (6 250 V) bei 50 Hz, 15 000 V bei 16 2/3 Hz sowie 25 000 V bei 50 Hz. Für den höchsten verträglichen Spannungswert eines Betriebsmittels sind die Werte von (6 900 V) bei 50 Hz, 17 250 V bei 16 2/3 Hz und 27 500 V bei ebenfalls 50 Hz angesetzt. Auch hier haben – ebenso wie bereits zuvor erwähnt – die eingeklammerten Zahlen bei neuen Netzen keine Gültigkeit mehr.
Drehstromnetze über 1 kV
Für Drehstromnetze mit einer Nennspannung über 1 kV bis einschließlich 35 kV sind für die Betriebsmittel die Zahlen aus der Tabelle 1 zu berücksichtigen. Das Verhältnis zweier angrenzender Nennspannungen in einem Land sollte nicht < 2 betragen. Die Werte aus der Zeile 1 der Tabelle 1 sollten nicht für öffentliche Verteilungsnetze genutzt werden. Werte der Zeile 2 stellen ausschließlich Spannungen zwischen den Außenleitern in Dreileiternetzen dar.
Die Tabelle 2 enthält Spannungswerte, die für Betriebsmittel mit einer Nennspannung über 35 kV bis einschließlich 230 kV zu wählen sind. Auch hier stellen die angegebenen Werte Spannungen zwischen den Außenleitern dar. In den Tabelle 1 und 2 sind jeweils zwei Spalten von Nennspannungen angegeben. Es wird empfohlen, in einem Land nur die Werte aus einer Spalte zu wählen, also nicht die Spannungswerte der Spalten zu vermischen.
Tabelle 3 zeigt die höchsten Spannungswerte für Betriebsmittel über 245 kV. Es wird empfohlen, in einem Land und in dessen angrenzenden Ländern als höchste Spannung für Betriebsmittel nur Werte aus folgenden Spannungsgruppen zu verwenden:
245 kV, 300 kV oder 362 kV
362 kV oder 420 kV
420 kV oder 550 kV
1 100 kV oder 1 200 kV.
Nennspannungen für Betriebsmittel
Die Nennspannungen für Betriebsmittel unter AC 120 V oder unter DC 750 V sollten aus den in Tabelle 4angegebenen Werten ausgewählt werden.