»de«: Herr Ommen, der heutige IT-Meister ist eine Weiterentwicklung des früheren »Radio- und Fernsehtechnikers«. Was hat sich seit dem inhaltlich geändert?
D. Ommen: So ziemlich alles. Während der IT-Meister früher sehr gerätebezogen gearbeitet hat, ist der heutige Meister für Informationstechnik der Spezialist für multimediale Kommunikation, Bürosystemtechnik und Fachmann für die unterschiedlichen Anforderungen an die Netzwerkinfrastruktur des Kunden. Darüber hinaus gehören die neuen und interessanten Aufgaben in der Gebäudeautomation und die Technik von modernen Konferenz- und Veranstaltungsräumen zu seinen Aufgabengebieten.
Im Bereich der Energietechnik entwickelt sich gerade ein weiterer Aufgabenbereich für den IT-Meister, das Smart Grid. Dieses wird über Jahre ein elementarer Bestandteil der Arbeit in der E-Branche sein wird. Smart Homes, Smart Buildings und Smart Cities erfordern eine sichere Kommunikation zwischen allen Endgeräten. In diesen Bereichen ist ein spezielles Wissen erforderlich, daher ist der Meister Informationstechnik auf jeden Fall eine Aufstiegsqualifizierung mit Zukunft.
»de«: Wie setzen Sie das Themenspektrum erfolgreich in der Ausbildung um?
D. Ommen: Da die Hauptproblematik in diesem Beruf darin besteht, unterschiedlichste Systeme miteinander zu verbinden, verfolgen wir auch in der Ausbildung einen ganzheitlichen Ansatz. Die Teilnehmer bekommen bereits zu Beginn der fachbezogenen Module eine komplexe Projektaufgabe, die sie innerhalb der folgenden zehn Monate in die Praxis umsetzen müssen.
Dabei erarbeiten die Teilnehmer sowohl im Unterricht als auch in den Laborräumen die fachspezifischen Inhalte über verschiedene Teilprojekte. Dieses fängt bei der VDE-gerechten Installation eines Zählerschrankes an. Dem folgen Ergänzungen durch Gebäudeautomation und Informationstechnik bis hin zur Anlagenprüfung. Während der gesamten Projektarbeiten steigen dabei auch die Anforderungen an die Fachkalkulation und der Erstellung von Leistungsverzeichnissen und Angeboten. In der anschließenden Meisterprüfung bildet das fertige Projekt dann den Ausgangspunkt für die Prüfungsaufgaben. Hier müssen die Teilnehmer dann Erweiterungen und Änderungen nach Kundenwunsch planen und umzusetzen.
»de«: Wo sehen Sie persönlich diese Branche in zehn Jahren?
D. Ommen: Zehn Jahre sind in dieser Sparte eine sehr lange Zeit. Die Entwicklung schreitet hier doch sehr schnell voran. Wie man auf der diesjährigen IFA beobachten konnte, haben über 150 Hersteller eigene Konzepte und Lösungen zu vernetzten Systemen im Smart Home vorstellt. Da die meisten dieser Angebote nicht miteinander kompatibel sind, ist der Kunde gezwungen, sich eine Komplettlösung eines Anbieters zu kaufen. Durch diese Insellösungen wird der Kunde eine Vielzahl von Apps auf seinem Smartphone haben, um alle Geräte einzeln steuern zu können. Zusammenhängende automatische Abläufe oder der Aufbau eines sinnvollen Energiemanagementsystems sind damit kaum möglich.
Aus diesem Grund wird der IT-Meister sich weiter in Richtung Systemintegration entwickeln, um den Datenaustausch zwischen den verschiedenen Systemen über geeignete Schnittstellen und Technologien zu ermöglichen und sicherzustellen.übertragen werden.
»de«:Es hat den Anschein, dass das Thema Sicherheit auch beim IT-Meister eine große Rolle spielt oder spielen wird, oder?
D. Ommen: Sicher, denn alles was angreifbar ist, muss auch geschützt werden. Angreifbar sind die Geräte ja allein schon durch die Vernetzung bzw. Anbindung an das Internet.
So muss der IT-Meister dafür Sorge tragen, dass die Kommunikation der Geräte untereinander sicher abläuft. So dürfen die Daten weder verändert, manipuliert oder abgehört werden. Es muss außerdem sicher gestellt werden, dass die Endgeräte auch wirklich die sind, für die sie sich ausgeben. Die dafür benötigten unterschiedlichen Technologien sind natürlich auch ein Thema der Ausbildung.
»de«: Herr Ommen, vielen Dank für das Gespräch.
Beachten Sie dazu auch den Fachbeitrag E-Meister im Fokus: Der Informationstechnikermeister.