»de«: Herr Born, könnten Sie uns bitte kurz schildern, als was Sie gegenwärtig tätig sind?
O. Born: Ich bin innerhalb des Unternehmens Dehn und Söhne zuständig für das Marketing im Vertriebsgebiet Deutschland. Zu diesem Aufgabengebiet gehört neben den klassischen Marketingaufgaben für mich auch die Leitung der »DEHNacademy«. Das damit verbundene Schulungsangebot umfasst die Bereiche Überspannungs-, Blitz- und Arbeitsschutz.
»de«: Seit einiger Zeit beantworten Sie in unserer Zeitschrift Praxisproblemanfragen. Was bezeichnen Sie dabei als Ihr Spezialgebiet?
O. Born: Zusätzlich zu den bereits erwähnten Aufgaben bin ich stellvertretender Obmann im DIN NA Bau, das Gremium welches sich mit der DIN 18014, 18015, 18013, usw. beschäftigt. Die Ausstattung von elektrischen Anlagen und Erdungsanlagen sind Schwerpunkte. Die Umsetzung von Überspannungsschutzmaßnahmen in die Praxis ist ebenfalls ein Bereich, mit dem ich mich täglich beschäftige.
»de«: Wo liegen heute die größten Probleme in der Praxis im Zusammenhang mit der DIN 18014 Fundamenterder?
O. Born: Eine Norm kann nur die Grundsätze und die häufigsten Anwendungen beschreiben. Doch jede Anlage ist anders und stellt neue Herausforderungen an die Planung. Die gestiegenen Anforderungen zur Einhaltung von EMV-Maßnahmen haben den Fundament- bzw. Ringerder in eine ganz neue Wertigkeit gebracht. War er früher nur zur Einhaltung der elektrischen Sicherheit notwendig, ist er heute das »Fundament« aller Schutz- und Funktionserdungen und eines engmaschigen Potentialausgleichs. Bei Einhaltung der normativen Vorgaben können elektronische Systeme heute und in Zukunft sicher betrieben werden.
»de«: Überspannungsschutz wird nach Einführung der Normenüberarbeitung von DIN VDE 0100-443 und -534 noch strikter gefordert. Was bedeutet das in der Praxis für ausführende Unternehmen?
O. Born: Die DIN VDE 0100-443 fordert nun Überspannungsschutz für größere Wohngebäude und Büros sowie Einfamilienhäuser. Es werden nicht nur Überspannungen aus den Versorgungsleitungen, sondern auch Schaltüberspannungen berücksichtigt. Zusätzlich wird u. a. darauf hingewiesen, den Systemschutz zu berücksichtigen, also die Daten und Fernmeldeleitungen in das Schutzkonzept einzubeziehen. Diese Änderungen sind ähnlich umfangreich wie die Einführung des FI-Schutzschalters im Jahr 2007.
Die DIN VDE 0100-534 beschreibt die Auswahl und die Installation der SPDs (Überspannungsschutzgeräte). Als erstes wird der Einsatz der SPDs so nah wie möglich am Speisepunkt des Gebäudes gefordert, also direkt nach dem Hausanschluss. Ein Kombi-Ableiter, den man direkt auf das 40-mm-Sammelschienensystem aufrastet, erfüllt nicht nur die Anforderungen der neuen Norm, sondern schützt auch den Zähler.
Ein weiterer Punkt der Norm ist die Festlegung des Schutzbereichs von SPDs. Dieser wird auf 10 m begrenzt. Dies bedeutet, dass in der Regel weitere Schutzgeräte eingesetzt werden müssen. Um diese Forderung wirtschaftlich umsetzen zu können, wird sich wohl künftig auch die Installationspraxis ändern.
»de«: Was wünschten Sie sich von den Anlagenbetreibern, damit elektrische Anlagen in Deutschland noch sichererer und mängelfreier werden?
O. Born: Das Anliegen eines Anlagenbetreibers ist die Betriebssicherheit seiner Anlage. Dazu ist eine gute Planung und Ausführung notwendig. Deshalb sollten nur nachgewiesen gut ausgebildete Planungsbüros mit entsprechender Fachkenntnis und ausführende Firmen mit Spezialwissen zur EMV den Auftrag erhalten. Hier gilt also Qualität vor Billigangebot. Denn billig ist später teuer – nämlich dann, wenn mit viel Aufwand nachgerüstet werden muss. Also: Augen auf bei der Auftragsvergabe!
»de«: Vielen Dank für das Gespräch!