»de«: Herr Jauernig, wann bietet sich ein Baumnetz für eine Sat-Empfangsanlage an?
P. Jauernig: Grundsätzlich sollte die Verteilung von HF-Signalen in einer Sternstruktur erfolgen. Damit lassen sich Probleme, die bei der Verteilung über Koaxleitungen entstehen, viel besser vermeiden. Da aber die Installation in Sternstruktur manchmal nicht so einfach zu bewerkstelligen ist, hat die Industrie hier Alternativen gesucht und mit Unicable auch gefunden. So ist gerade im Altbau, wo die Baumstruktur vorgegeben ist, gar keine andere Möglichkeit gegeben, um in den Genuss des Sat-Empfanges zu kommen.
»de«: Was ist der Stand der Technik heute?
P. Jauernig: Nun, die Entwicklung von Unicable ist zweifellos eine Möglichkeit der Sat-Erweiterung gewesen, auf die der Techniker schon lange gewartet hat. Bei Einkabelanlagen war die Weiterentwicklung angezeigt gewesen, da sie auf den Empfang von zwei Orbitpositionen beschränkt ist. Ihr Betrieb erlaubt bis zu acht Endgeräte (Receiver) auf einer Niederführung. Eine technische Weiterentwicklung ist die Jess-Technik (Jultec Enhanced Stacking Standard), die aus dem Unicable-Konzept weiterentwickelt wurde. Dabei ist der Zugriff auf 64 Orbitpositionen mit bis zu 32 Receivern auf einer Niederführung möglich.
»de«: Welche Probleme sind bei der Installation zu erwarten?
P. Jauernig: Insbesondere sind evtl. vorhandene Kabel auf die Tauglichkeit für Sat-Signale zu untersuchen, ebenso hinsichtlich der EMV-Gesetzgebung. Im Zweifel müssen die Kabel ersetzt werden. Hilfreich sind Datenblätter der Kabelhersteller. Endgeräte, welche die EN 50494 und EN 50607 einhalten, kann man problemlos einsetzen.
»de«: Was muss der Fachinstallateur hier besonders beachten?
P. Jauernig: Der Einsatz von Einkabellösungen ist technisch kein Problem. Besonders zu beachten ist für mich als Installateur, ob der Einsatz wohnungsübergreifend realisiert werden soll. Für den praktischen Betrieb empfiehlt sich unbedingt eine logische Struktur, das vereinfacht die Fehlersuche im System. Dies setzt aber die Kenntnis über Zusammenhänge in der Datenübertragung im »DiSEqC«-Modus voraus. Unabdingbar ist der Einsatz von Prüfgeräten, beim Aufbau oder der Fehlersuche.
Um Signalblockaden in einer Anlage auszuschließen, sollte man bei der Installation geeignete Anschlussdosen benutzen. Die Unicable-Anschlussdosen verhindern eine Blockade der Datenstrecke, indem sie einen falsch konfigurierten Teilnehmer bei einer Sat-Speisespannung von 18 V vom Netz nehmen. In der Zwischenzeit gibt es auch Anschlussdosen auf dem Markt, mit einem jeweils zugeteilten, vorprogrammierten User-Band. Man muss ja immer damit rechnen, dass ein Neumieter einer Wohnung erst ein Mal selber versucht, ein TV-Gerät zu programmieren. Das sollte nicht zu einem Bumerang führen.
»de«: Wie sehen Sie die Marktentwicklung dieser Technik, da es ja Lösungen auch mit der optischen Übertragungstechnik gibt?
P. Jauernig: Eigentlich müsste der Einsatz von Unicable oder Jess viel öfter angewendet werden. Das System ist kabelgebunden und mit guten Messgeräten leicht zu beherrschen. Die Probleme mit der »Sauberkeit«, die bei optischen Systemen auftreten können, sind hier nicht gegeben. Die optische Übertragung würde ich bei hausübergreifenden Installationen, wie z. B. bei Reihenhäusern mit einer zentralen Sat-Empfangsstelle oder bei sehr langen Übertragungstrecken, bei denen die Kabeldämpfung eine große Rolle spielt, bevorzugen. Endgeräte für Unicable sind heute Standard und deshalb erschwinglich.
»de«: Was empfehlen Sie Ihren Kollegen der Fachbrache zu UC-Anlagen?
P. Jauernig: Unicable- oder Jess-Anlagen bieten sich an, wenn kein Sternnetz vorhanden ist. Jedoch muss man sich, bevor man eine solche Anlage das erste Mal errichtet, unbedingt mit der Funktion der Steuerung vertraut machen. Hilfreich sind Fachpublikationen im Internet wie z. B. von den Firmen Jultec, KWS, Kathrein und andere, und natürlich die EN 50494 und EN 50607
»de«: Besten Dank für das Gespräch, Herr Jauernig.