»Entscheidend für den Erfolg von BIM ist es, gemeinsame Spielregeln in Form von Vereinbarungen und Standards zu finden«, sagt Prof. Rasso Steinmann vom iabi-Institut für angewandte Bauinformatik der Hochschule München und Vorsitzender des VDI-Koordinierungskreises BIM. »Diese betreffen Verfahrensabläufe und grundsätzliche Prozesse, die Beseitigung von rechtlichen Unsicherheiten, die Weiterentwicklung der unterstützenden Datenformate und IT-Werkzeuge und das Einfließen in die Aus- und Weiterbildung.«
Aus deutscher Sicht ist die größte Herausforderung, den Anschluss an die Länder zu finden, die das Thema bereits seit vielen Jahren intensiv verfolgen und einen großen Erfahrungsvorsprung haben. Eine Umfrage von Februar 2016 zeigte, dass im deutschen Bauwesen immer noch 40 % der maßgeblichen Akteure nichts mit BIM anzufangen wussten. Damit lag Deutschland weit hinter Ländern wie beispielsweise Großbritannien, den Niederlanden und Dänemark. Der Prozess, das Thema BIM in Deutschland in das breite Bewusstsein zu bekommen, und ein gemeinsames Verständnis dafür zu entwickeln, ist noch lange nicht abgeschlossen.
VDI 2552 Blatt 3 – Einhaltung von Budgets und Terminen digital steuern
Mit BIM können gestalterische, qualitative, wirtschaftliche und zeitliche Vorgaben heute problemlos in sogenannten 5-D-Modellen abgebildet werden. »Der eigentliche Nutzen erweist sich allerdings erst beim Steuern der Ausführungs- und Betriebsprozesse im ständigen Abgleich von Soll- und Ist-Werten«, meint Dipl.-Ing. Wolfgang Müller, Director of Product Management der RIB Software AG. »Um diesen Abgleich zwischen den verschiedenen Planungs- und Bau-Beteiligten objektiv messbar zu machen, braucht es eine standardisierte digitale Beschreibung des Bausolls in qualitativer, monetärer und terminlicher Hinsicht. Die neue Richtlinie VDI 2552 Blatt 3 »Building Information Modeling – Mengen und Controlling« bietet einen Einstieg in die verschiedenen Verfahren der digitalen Beschreibung von messbaren Zielen.«Grundlage ist hierfür ein gemeinsames Verständnis der BIM-Daten mit einem Fokus auf die zur Zielerreichung und deren Messung erforderlichen Mengengerüste. Dabei wird sowohl der Blick des Auftraggebers bzw. Architekten als auch des Ausführers bzw. Fachplaners berücksichtigt. Die neue VDI-Richtlinie hat den Anspruch, eine praktische Handreichung für alle zu sein, die mit Hilfe digitaler Prozesse das Errichten und Betreiben von Bauwerken budget- und terminsicher gestalten.
»Erst virtuell planen, dann real bauen«
»Die Zielsetzung der digitalen Transformation im Bauwesen und insbesondere von BIM muss sein, eine digitale und schlanke Projektabwicklung zu realisieren«, sagt Samy Kröger, Technischer Leiter BIM-Lean-Team bei Zech Bau Holding GmbH und Mitglied des VDI-Fachbeirats Bautechnik. Dabei müsse der Fokus auf proaktives Handeln gerichtet sein und dem Leitsatz »Erst virtuell planen, dann real bauen« folgen. »Die Kundenzufriedenheit, die Reduzierung von Verschwendung sowie Erhöhung des Wertschöpfungsprozesses müssen im Vordergrund stehen«, so Kröger. »Gleichzeitig muss Kollaboration die derzeit vorherrschende Konfrontation ablösen.« Nur dann könne BIM auch dazu beitragen, alle Bauprojektbeteiligten zu entlasten und zu einem vernünftigen Miteinander zu führen.Weitere Informationen unter www.vdi.de/bim.