Sechstes Verlustjahr in Folge
Noch Ende März 2017 hatte der Konzern angekündigt, mit einem scharfen Sparprogramm bis 2019 wieder aus der Verlustzone kommen zu wollen. Mit dem Abbau von 400 Stellen und zahlreichen Einzelmaßnahmen sollten die Kosten um ein Fünftel verringert werden. Entsprechende Verhandlungen mit den Betriebsräten in Freiberg und Arnstadt liefen bereits.
Chinesische Billigkonkurrenz und Rechtsstreit mit Siliziumlieferant
Im vergangenen Jahr war der Weltmarktpreis für Solarmodule um rund ein Fünftel abgestürzt. Hintergrund sind starke Überkapazitäten in China. Zudem kämpft Solarworld in den USA mit einem Rechtsstreit: Der ehemalige US-Siliziumlieferant Hemlock hat die Deutschen auf umgerechnet rund 720 Millionen Euro Schadenersatz verklagt.Manche Experten sehen aber auch strategische Fehler des Solarworld-Chef Frank Asbeck als mitursächlich für den Niedergang des Unternehmens. Während andere europäische Unternehmen der Branche stärker auf Spezialisierung, Hochpreis-Nischen und Kombination mit Speichertechnologie setzten, habe Solarworld weiterhin auf das Massengeschäft mit günstigen multikristallinen Solarmodulen gesetzt.
Was bringen Strafzölle?
Unterdessen ist eine Debatte über die Wirksamkeit von Strafzöllen entbrannt. Solarworld war ein entschiedener Befürworter von solchen Strafzöllen gegen chinesische Solarimporte. Vor vier Jahren hatte die Europäische Union Zollschranken gegen billige chinesische Solarimporte errichtet. Die von Solarworld gegründete Anti-Dumping-Initiative EU ProSun hatte noch im Frühjahr dieses Jahres in Brüssel eine Verlängerung der Handelsbeschränkungen um zwei Jahre durchgesetzt.Gegner dieser Maßnahme sehen sich jetzt in ihrer Skepsis bestätigt. Holger Krawinkel, Sprecher der Unternehmensinitiative »Solar Alliance for Europe« (SAFE), die für die Abschaffung der Strafzölle kämpft, ist der Ansicht, es mache »überhaupt keinen Sinn mehr, die europäischen Zollschranken noch länger aufrecht zu erhalten.« Gegenüber der Tageszeitung »Die Welt« vertritt Krahwinkel die Ansicht, »dass Schutzzölle und Mindespreise am Ende doch keinen Erfolg haben. Im Gegenteil wurde die gesamte deutsche und europäische Solarbranche in den letzten Jahren massiv beeinträchtigt.« Man habe nur eine künstliche Hochpreis-Zone in Europa geschaffen und den Markt abgewürgt.
Milan Nitzschke, Solarworld-Manager und Präsident der SolarworldZoll-Initiative EU ProSun beklagt hingegen, dass die 2013 eingeführten Antidumpingmaßnahmen »nur halbherzig kontrolliert worden seien, so dass kontinuierlich weiterer Schaden für die heimische Industrie entstanden ist.« Der europäische Markt müsse weiter vor unfairen Handelspraktiken geschützt werden: »Mit Preisen unter Herstellkosten, finanziert durch milliardenschwere Staatsbankkredite, kann niemand in einer Marktwirtschaft konkurrieren.«