Ein viergeschossiges Haus in der Oberpfalz ist über ein KNX-System zu einem Smart Home vernetzt. Das Grundstück hat eine Fläche von 3.000 m2. Darunter befindet sich eine Wohnfläche von 500 m2. Viele Funktionen, wie die Bewässerung, Verschattung und bedarfsgerechte Heizung laufen automatisch ab – mit einem Tastendruck wird das Haus zudem beim Verlassen in den »Schlafmodus« versetzt.
Die Planung des Hauses in die Höhe ergab sich aus der Lage am Hang mit der besseren Aussicht von oben. Daher wurden Garage und Technikraum bewusst als Untergeschoss 2 angelegt, das von der Straße aus aber ebenerdig liegt. Darüber befinden sich der Wellnessbereich mit Pool und Sauna sowie ein akustisch abgeschirmtes und klimatisiertes Kino. Ebenerdig mit Zugang zum Garten und der Terrasse liegt der offene Wohnbereich mit Küche, Esstisch und Kamin als durchlässigen Raumteiler. Im 1. Obergeschoss befinden sich die privaten Räume – die Kinder- und Schlafzimmer mit Bad. Oben aufgesetzt ist eine Aussichts-Dachterrasse, ein Aufzug verbindet alle Ebenen barrierefrei.
Die Architektur ist bewusst geradlinig und sachlich. Weite Überstände der Balkone beschatten die Räume im Sommer. Steht die Sonne im Winter tiefer, gelangt trotzdem viel Licht ins Haus. Damit die Terrassenlage und die Zugänge zu den einzelnen Etagen stimmig sind, wurde der Hang entsprechend remodelliert, eine Stützmauer sichert diesen zusätzlich ab. Der Massivbau ist energieeffizient ausgeführt mit 42er Mauerziegeln, die mit Dämmstoff gefüllt sind und damit einen hervorragenden U-Wert von 0,16 W/(m²K) aufweisen. Die Fensterflächen sind dreifach verglast.
Der offene Grundriss im Wohnbereich erweitert sich über raumhohe Verglasungen nach draußen auf die Terrasse. Im Inneren harmonieren elegante Naturmaterialien. »Mehrere Aspekte waren uns für den Neubau wichtig«, erklärt der Bauherr: »Erstens, dass er wohngesund und familiengerecht ist, zweitens, dass wir ihn trotz seiner Größe komfortabel im Griff bzw. den Überblick haben. Das Thema Sicherheit lag uns am Herzen, und nicht zuletzt sollte unser neues Zuhause auch möglichst energetisch effizient arbeiten.«
Intelligentes Zusammenspiel aller Energiequellen
Für ein ausgeklügeltes Energiekonzept holte die Familie den System-Integrator Klaus Geyer, Elektroinstallateur Stefan Gruber und den Haustechniker Johann Lehner ins Boot. Basis des Konzepts ist eine Kombination von Erdwärme, Solarthermie und Photovoltaik mit diversen Pufferspeichern. Zwei Wärmepumpen mit Flächenkollektoren ca.1000 m2 sind in Kaskaden geschaltet und erwärmen zwei 500 Liter Brauchwasserspeicher, zwei Pufferspeicher à 200 Liter mit unterschiedlichen Vorlauftemperaturen für die Fußbodenheizung sowie einen 300 Liter Kühlpuffer. Letzterer versorgt die Kühldecken im Wohnbereich, im Weinkeller und im Kinoraum. Die 2 Solarthermie-Röhrenkollektoren erhitzen einen weiteren 500 Liter Pufferspeicher, der ebenfalls die zuvor genannten Brauchwasser- und Heizungsspeicher speist. Gibt es einen Überschuss an Erdwärme, wird dieser kontrolliert wieder dem Erdreich zugeführt. Ebenfalls vernetzt ist die Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung: Signalisieren CO2- bzw. Feuchte-Sensoren den Bedarf nach Frischluft, startet die Lüftung automatisch.
Zusätzlich erzeugen 30 Photovoltaik-Module mit einer Leistung von 7,8 kWp Eigenstrom, der direkt im Haus verbraucht oder ins Netz eingespeist wird. Insbesondere Waschmaschine und Trockner werden bei einem Stromüberschuss gestartet. »Sichtbar sind die Energiedaten in der Gira Visualisierung etwa auf dem iPad«, berichtet Klaus Geyer, »hier kann die Familie sehen, wie viel Strom aktuell erzeugt und wie viel verbraucht wird. Daneben zeigen Diagramme den Tages- oder Wochenverlauf an.«
Vernetzung über internationalen KNX Standard
»Das kabelgebundene KNX-System ist ein internationaler und herstelleroffener Standard, den wir bereits seit mehr als 20 Jahren installieren«, erklärt Klaus Geyer weiter. Damit haben sich die Bauherren bewusst für eine stabil laufende und zukunftsfähige Lösung entschieden. So können nicht nur die unterschiedlichsten Komponenten eingebunden und logisch miteinander verknüpft werden, auch in Zukunft lassen sich von einem System-Integrator neue Techniken ergänzen oder Funktionen umprogrammieren. Neben 9 km Stromleitung hat die Firma Elektro Gruber etwa 1,1 km KNX-Leitungen verlegt – das elektronische Nervensystem hinter dem Smart Home. Das »Gehirn«, das alle Informationen abfragt, auswertet und Befehle an die sogenannten Aktoren weiterleitet, ist ein Gira FacilityServer.
So schaltet die »Guten Morgen Szene« per Knopfdruck das Licht, fährt die Jalousien hoch, und startet die Musik. Sogar die Kaffeemaschine springt an – denn dank Miele@home sind selbst die Küchengeräte KNX-fähig. Diese werden folglich auch auf der zentralen Bedienoberfläche, dem Gira QuadClient angezeigt – Trockner oder Waschmaschine melden dort beispielsweise, wenn sie fertig sind.
Zentralfunktionen auf Knopfdruck
Als äußerst praktisch haben sich diverse Zentralfunktionen erwiesen: So lässt sich das Haus beim Gehen in einen »Schlafmodus« versetzen – die Beleuchtung erlischt, die Musik geht aus, Jalousien arbeiten automatisch je nach Sonnenstand und alle Steckdosen kritischer Küchengeräte bzw. des Bügeleisens werden deaktiviert. Zudem ist sofort ersichtlich, ob und wo noch ein Fenster oder eine Tür offen steht. Den zusätzlichen Gang durchs komplette Haus kann man sich sparen. Für Urlaubszeiten wird eine Anwesenheitssimulation aktiviert – Beleuchtung und Jalousien laufen so, wie in zwei zuvor definierten Wochen.
Auch im Kino sind umfassende Szenen abgespeichert. Dazu wurde ein Sonos Multiroom System mit cen.sys gekoppelt und in das KNX-System eingebunden. So sind Musik und Videos im ganzen Haus von zentralen Quellen aus abrufbar. In 9 Zonen kann unterschiedliche Musik spielen, diese lassen sich aber auch synchronisieren und personifizierte Playlisten abrufen.
»Das komplexeste Thema in der Programmierung ist selbstverständlich die Heizungstechnik mit den unterschiedlichen Pufferspeichern und regenerativen Energiequellen im Hintergrund«, erinnert sich Klaus Geyer. »Daneben wollen wir aber viele kleine, feine Lösungen umsetzen, wie etwa die automatische Gartenbewässerung über Rasensprenger und Tropfschläuche. Diese startet dann nur bei Bedarf und ist eine Kombination aus Zeitschaltung, der Auswertung von Wetterdaten, Regensensor und Temperaturfühlern.«
Intuitive Bedienung über Tastsensoren
Bedient wird das intelligente Haus unter anderem über Tastsensoren, intelligente Schalter an der Wand, im schlanken Design Gira E22 in Aluminium. Hinter jedem dieser Taster lassen sich umfangreiche Szenen ablegen, wie etwa der »Schlafmodus«. Zudem sind auf jeder Etage die kompakten Touchdisplays Gira G1 installiert. Hier lassen sich die Beleuchtung und Jalousien bedienen. Zudem erscheint auf dem Gira G1 das Bild der Türkommunikation, wenn jemand vor dem Gartentor klingelt. Dann lässt sich auch vom Obergeschoss aus mit dem Besucher sprechen oder die Tür unten öffnen.
Passend zum mobilen Zeitalter wird das Smart Home selbstverständlich auch ganz bequem übers Handy oder Tablet bedient. Auf der Terrasse sitzend, lässt sich über die Gira HomeServer App etwa die Markise ausfahren, der Heizstrahler aktivieren oder die Musik wechseln. Ist die Familie nicht daheim, kann sie über ihre Mobilgeräte jederzeit den Status des Hauses prüfen, ob Störmeldungen der Heizung oder ein Alarm der Rauchmelder vorliegen und über Kameras nach dem Rechten sehen. Praktisch ist es auch, zu checken, wer geklingelt hat.