Die BIM-Methode kann über den gesamten Lebenszyklus oder auch nur in Teilprozessen implementiert werden. Von Big BIM ist die Rede, wenn 3D-Bauwerksmodelle fachlich oder räumlich strukturiert werden und ihr Datenaustausch sowie ihre Nutzung allen an Planung, Bau und Betrieb Beteiligten zur Verfügung stehen. BIM bietet somit das Potential, von der Vorplanung bis zum Ende der Nutzungszeit alle relevanten Informationen für den jeweiligen Akteur zur richtigen Phase bereitzustellen.
BIM sorgt für mehr Sicherheit und Kontrolle
Ein großer Vorteil der integralen modellbasierten Planung besteht in der Vermeidung von Doppelarbeiten, da Fachmodelle der Objektplaner direkt von Fachplanern für ihre Tätigkeit genutzt werden. Somit entfällt die bisher übliche Nachmodellierung.Das erleichtert Plausibilitäts- und Kollisionsprüfungen sowie technische Berechnungen im Planungsprozess. So ist es möglich, die Nutzung und die Energieeffizienz des Gebäudes realitätsnah vor Baubeginn zu simulieren und Optimierungsmaßnahmen am digitalen Modell vorzunehmen. Das bauteilorientierte Bauwerksmodell in der BIM-Methode gewährt somit ein Höchstmaß an Planungssicherheit und Kostenkontrolle während des Bauprozesses und dem Betrieb.
Dennoch kann von einer flächendeckenden Implementierung von BIM in Deutschland bisher keine Rede sein. Während in Skandinavien, den Niederlanden und in Großbritannien bereits seit Jahren Vorschriften zur Nutzung von BIM bei öffentlichen Vergaben gelten, steht BIM in Deutschland noch am Anfang.
Richtlinien werden erwartet
Gemeinsame Richtlinien und Prozesse werden zurzeit noch von Organisationen wie dem VDI entwickelt. Auch eine internationale Richtlinie zur Umsetzung von BIM, die DIN EN ISO 19650, wird in Deutschland erwartet.Daher fragen sich Planungsbüros und ausführende Unternehmen, ob sie für BIM ihre bestehende Software nutzen können oder in neue Software investieren sollten. Die Antwort hängt davon ab, ob die Softwarehersteller eine Datenaustauschschnittstelle implementiert haben, um Fachmodelle importieren, referenzieren und exportieren zu können. Dann können die Akteure den sogenannten Open BIM-Ansatz verfolgen und offene Datenstandards, wie Industry Foundation Classes (IFC DIN EN ISO 16739) oder De-Facto-Standards, wie Green Building XML (gbXML), nutzen.
Welche Software eignet sich?
Viele Anforderungen an Softwareprodukte, die die BIM-Methode benötigt, werden gerade definiert oder ergeben sich aus den bereits laufenden BIM-Projekten. Viele Lücken in den digitalen Prozessketten können noch nicht geschlossen werden und warten auf ihre Umsetzung. Außerdem müssen Bauzulieferer die Daten ihrer Produkte entsprechend aufbereiten und zur Verarbeitung in der Planungssoftware zur Verfügung stellen.Für Softwareanbieter wie für Bauzulieferer und Anbieter von Komponenten zur technischen Gebäudeausrüstung oder von elektrotechnischen Produkten ist das eine große Herausforderung, da Richtlinien und Normen zur Klassifizierung und des Datenaustausches noch in der Entstehungsphase sind.
Planern und Bauzulieferern sollte daher klar sein, dass BIM kein Wundermittel ist, das ad hoc alle Sorgen lösen kann. Dennoch sollten sich Unternehmen frühzeitig mit dem Thema, den Anforderungen, Prozessen und Verantwortlichkeiten beschäftigen und sich innerhalb der Branche austauschen, um den Digitalisierungsprozess vorantreiben.
Andreas Kohlhaas gilt als ausgewiesener Experten für das Building Information Modeling, BIM. 2013 gründete der Diplom-Physiker die Beratungsfirma GSP-Network GmbH, bei der er unter anderem den Vertrieb leitet. Kohlhaas wirkt in diversen BIM-Gremien mit und übernimmt verschiedene Lehrtätigkeiten zum Thema. |