Vom Arbeitslosen zum Unternehmensgründer und Ausbilder
Die Startbedingungen waren für Patrick alles andere als gut. Als neuntes und letztes Kind seiner Familie, in der der Vater früh verstarb, konnte er gerade einmal die Junior High School abschließen. Die Chancen auf ein Studium oder zumindest eine Ausbildung gingen gegen Null. Für Patrick ein unerträglicher Zwiespalt: »Ich wollte mich gerne weiterentwickeln und für mich selbst sorgen können, jedoch gab es keine Möglichkeit dafür, denn meine Familie war arm und konnte sich die Ausbildungskosten nicht leisten. Denn in Ghana kostet eine Ausbildung Geld, sogenanntes Lehrgeld. Die Zeit nach meinem Schulabschluss war daher eine harte, beschwerliche Zeit mit wenig Hoffnung.«Über seine ältere Schwester erfuhr Patrick dann vom »Youth Apprenticeship Program« (YAP) von Opportunity International Deutschland (Kasten unten). Dieses Programm ermöglicht arbeitslosen Jugendlichen in Ghana eine dreijährige handwerkliche Berufsausbildung. Die Teilnehmer des Jugendausbildungsprogramms stammen aus armen Familien: Jugendliche, die aus Geldmangel frühzeitig die Schule abbrechen mussten oder nach dem Schulabschluss keine Ausbildung machen konnten. Viele von ihnen haben große Träume, was sie mit der Ausbildung erreichen wollen und sind hoch motiviert. So auch Patrick, der sehr schnell wusste, dass er nach seiner Ausbildung selbst Jugendliche ausbilden und eine eigene Werkstatt haben wollte.
Kompetenzzentrum am Straßenrand
Patrick mietete zusammen mit einigen Freunden direkt nach der Ausbildung eine kleine Werkstatt (Bild 2) und gründete 2012 sein eigenes Unternehmen. Dort repariert er vor allem deutsche und japanische Fahrzeuge, weil er von diesen Marken und deren Qualität begeistert ist. Sein Hauptgeschäft ist der Einbau von Ersatzteilen. Diese bestellt er bei Abossey Okai in Ghanas Hauptstadt Accra und bekommt sie dann in die Werkstatt geliefert. Neben Fahrzeugmechanik kennt er sich ebenfalls mit der Fahrzeugelektronik aus und nutzt diverse Diagnose-Tools.
Heute arbeiten fünf Personen in Patricks Werkstatt: ein Elektriker, ein Klimaanlagen-Spezialist, ein Schweißer und zwei Mechaniker. Dazu kommen vier Auszubildende (Bild 3). Den Traum, selbst Ausbilder zu werden, hat sich Patrick also bereits erfüllt. Damit ist er also längst nicht mehr nur Nutznießer des Programms, sondern gibt sein Können an die nächste Generation weiter.
Den Kreislauf durchbrechen
Mit der offiziellen Abschlussprüfung erhalten die jungen Frauen und Männer einen staatlich anerkannten Berufsabschluss. Erfahrungsgemäß bestehen ca. 90 % der Auszubildenden die Prüfung. Damit qualifizieren sie sich für die Aufnahme eines zinslosen Start-Up-Kredits, der ihnen die Gründung eines eigenen kleinen Geschäfts ermöglicht. Viele von ihnen werden von ihren Ausbildern als Angestellte übernommen oder finden schnell eine andere Arbeitsstelle. So können sie den Kreislauf der Armut eigenständig durchbrechen.
Ausbilder in Afrika werden
Über das YAP-Programm können auch deutsche Unternehmen die Ausbildung afrikanischer Jugendlicher fördern. Mit ca. 1.000 € (Mittelwerte der vergangenen Jahre) lassen sich die kompletten Kosten für die dreijährige Ausbildung decken, samt einer Krankenversicherung für drei Jahre, Arbeitswerkzeug, das nach Ausbildung in Besitz der Azubis bleibt, sowie einem zinslosen Start-Up Kredit für qualifizierte Absolventen. Unternehmen, die sich auf eine solche Partnerschaft einlassen, finanzieren für mindestens zwei junge Menschen in Ghana eine komplette dreijährige Ausbildung. Die Firmenspende kann selbstverständlich steuerlich geltend gemacht werden. Zudem erhalten Spenderfirmen Material, mit dem sie ihr Engagement z.B. im Rahmen ihrer »Corporate Social Responsability« bekannt machen können.Nach den guten Erfahrungen mit der Stiftung blieb Homburg dabei und spendet heute für die Ausbildung afrikanischer Jugendliche: »Die Idee mit der Ausbildungsfinanzierung fasziniert mich aus ähnlichen Gründen wie die Mikrokredite. Eine fundierte Ausbildung ist ja fast noch ein wichtigeres 'Startkapital'. Mich begeistert, mit welcher Leidenschaft diese jungen Menschen in ihre Ausbildung investieren, welch große Träume sie haben und wie stark der Wunsch ist, ihr Umfeld positiv zu verändern.«
Am Beispiel von Patrick wird deutlich, wie solche Spenden nicht nur das Leben einzelner verändern, sondern weitere Kreise ziehen. Viele Träume wurden für Patrick bereits Realität. Ein Traum bleibt dem 30-jährigen noch: Der Traum vom eigenen Auto. Hat er einen Favoriten? »Ich bin begeistert von Mercedes Benz. Mein Lieblingsauto ist die E-Klasse,« schmunzelt der Ghanaer.
Über Opportunity International Deutschland (OID)Opportunity International Deutschland (OID) ist eine gemeinnützige, christlich motivierte Stiftung, die sich der Vision verschrieben hat, eine Welt zu schaffen, in der alle Menschen die Chance auf ein selbstbestimmtes, würdevolles und sinnerfülltes Leben ohne Armut haben. OID bietet dazu Beratung, Schulungen sowie den Zugang zu finanziellen Ressourcen und befähigt damit in Armut lebende Menschen, ihr Leben, die Zukunft ihrer Kinder und Gemeinden tiefgreifend zu verändern. Dazu kooperiert die Stiftung weltweit mit lokalen Partnerorganisationen, die innovative Finanzierungskonzepte entwickeln, mit dem Ziel, Menschen zu stärken, Arbeitsplätze zu schaffen und lebendige Gemeinden aufzubauen. In Ghana beispielsweise ist der langjährige lokale christliche Partner Sinapi Aba Trust (SAT). Sinapi bedeutet »Senfkorn«, der Name entspringt dem Gedanken, dass aus einem kleinen Samenkorn Großes entstehen kann. Sitz von Opportunity International Deutschland ist in Köln. |