Themen des Kongresses waren u.a. der Stand der elektrischen Sicherheit in Deutschland, Verletzungen durch Elektrounfälle sowie Fehlerlichtbögen und AFDD
Versuchsstand an der TU Dresden demonstriert Entstehung und Auswirkungen von Störlichtbögen in der Niederspannung
Die gut 70 Teilnehmerinnen und Teilnehmer kamen aus Deutschland, Österreich, der Schweiz, Frankreich, Schweden, Slowenien, Russland, Tschechien, der Türkei, Australien und den Vereinigten Staaten (Bild 2).
Aspekte der elektrischen Sicherheit
Michael Teigeler, Geschäftsführer der DKE, ging in seinem Einleitungsvortrag auf unterschiedliche Aspekte der elektrischen Sicherheit im digitalen Zeitalter ein. Da im Internet of Things alles mit allem verknüpft sei, stellten sich ganz neue Fragen an die Sicherheit von elektrischen Geräten und zwar sowohl im Sinne von Datensicherheit (Security) als auch im Sinne von elektrischer Sicherheit (Safety). Auch vermeintlich einfache elektrische Geräte könnten nun plötzlich unsicher werden durch ihre »Smartness«.Durch die zunehmende Komplexität wachse auch die Notwendigkeit von Standardisierungen. Bei der DKE sind momentan 9000 Experten in 450 Arbeitsgruppen und 290 Komitees mit der Standardisierung befasst. Im Schnitt werden 400 Normierungen pro Jahr veröffentlicht, Tendenz steigend.
Christian Rückerl vom Institut zur Erforschung elektrischer Unfälle bei der BG ETEM gab in seinem Referat einen kurzen Überblick über den aktuellen Stand der elektrischen Sicherheit in Deutschland. Elektrounfälle werden bei der BG ETEM seit 1968, also seit 50 Jahren, systematisch erfasst. Insgesamt wurden in diesem Zeitraum 110.000 Elektrounfälle registriert.
Rückerl ging auch ausführlich auf die unterschiedlichen Verletzungen bei Elektrounfällen in Wechselstrom- und Gleichstromsystemen ein. Die Statistik zeigt hier, dass es in der Summe keine signifikanten Unterschiede zwischen beiden Stromarten gibt. Abweichungen gibt es aber bei der Art der Verletzungen.
Verletzungen durch Stromunfälle
Der zweite große Vortragsblock befasste sich mit den medizinischen Folgen von Stromunfällen. Hai Jiang von der US LLC, Pia Schneeweiß vom Forschungszentrum für Elektro-Magnetische Umweltverträglichkeit an der RWTH Aachen und Michael Koch von Eaton stellten verschiedene Simulationsmodelle, Versuchsergebnisse und Berechnungen zu den Auswirkungen von Stromunfällen auf den menschlichen Körper, wie Herz-Rhythmus-Störungen, Kammerflimmern und Verbrennungen vor.Ein besonderer Fokus lag dabei auf der Frage, welche Konsequenzen sich hinsichtlich der zukünftigen Normengestaltung aus dem Unfall ergeben sollten. Die detaillierte Untersuchung der Gegebenheiten vor Ort ergab allerdings, dass sowohl die elektrischen Leitungen als auch das elektrische Gerät selbst, der Haarschneider, technisch einwandfrei waren und dem neuesten Stand der Technik entsprachen und somit keine wirkliche Erklärung für den tödlichen Unfall liefern konnten (Bild 3). Die Stahlblechbadewanne war geerdet und in den Potentialausgleich eingebunden. Auch die medizinische und toxikologische Untersuchung der Kinder ergab keine klaren Ergebnisse. Ein Stromschlag konnte als Ursache des Todes weder eindeutig nachgewiesen noch ausgeschlossen werden.
Der VDE zog damals folgendes Fazit: »Aus den Untersuchungsergebnisse lassen sich weder eine Forderung nach Änderung der Schutzklasse elektrischer Geräte im Badezimmer noch einer Anpassung des Normenwerks ableiten.« Dennoch könnten aus dem Vorfall und der detaillierten Untersuchung einige Lehren für die Normung zur elektrischen Sicherheit gezogen werden. So könnte die Absenkung des Bemessungsfehlerstromes von RCD in Badstromkreisen von 30 mA auf 10 mA für verschiedene Unfallszenarien vorteilhaft sein.
Reinhard Hirtler von der ESF in Wien berichtete im Anschluss daran über die Selbstversuche des österreichischen Physikers und Elektropathologen Gottfried Biegelmeier mit elektrischen Stromschlägen.
Elektrische Sicherheit in Batterie- und Speichersystemen
Oliver Schindler von ITW-Schindler und Mitja Koprivšek von ETI Elektroelement aus Maribor in Slowenien befassten sich in ihren Vorträgen mit der elektrischen Sicherheit bei der Fehlersuche an hochenergetischen Li-Ionen-Batterien. Während sich Schindler mit dem Aspekt der Verantwortlichkeit (mit welcher Qualifikation darf ich welche Arbeiten ausführen) und der Arbeitssicherheit befasste, erläuterte Koprivšek die notwendigen Schutzmaßnahmen (Überstromschutz) bei Hochvolt-Batteriesystemen.Fehlerlichtbögen und Fehlerlichtbogenschutz
Mikhail Golovkov von ArcFlash-CRT (Bild 4)befasste sich anschließend ausführlicher mit den physikalischen Hintergründen von parallelen und seriellen Störlichtbögen und erläuterte die Wirkweise von Störlichtbogenschutzeinrichtungen. Das Lichtbogenverhalten werde durch die Kombination von Elektrodenkonfiguration, Nennspannung der elektrischen Installation sowie die Art der Wärmeverteilung bestimmt, so Golovkov. In seinem Vortrag zeigte Golovkov auch einige besonders markante Aufnahmen von Störlichtbögen mit teilweise verheerenden Auswirkungen auf Mensch und Umwelt .
Besichtigung des NARC der TU Dresden
Zunächst referierte Karsten Wenzlaff, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Elektrische Energieversorgung und Hochspannungstechnik, über neue Methoden der Detektion von hochenergetischen Fehlerlichtbögen in Niederspannungsanlagen.
Nach einer kurzen Besichtigung des Instituts wurden die Auswirkungen von Fehlerlichtbögen auf dem Testgelände des NARC bei drei verschiedenen Experimenten live demonstriert. Die Versuchsanlage des NARC (Bild 5) besteht aus einem 10-kA-Lichtbogenversuchsstand, Messtechnik, High-Speed-Kamera, Test-Dummys, Störlichtbogenschutzsystemen und Demonstrationsaufbauten. Am Versuchsstand wird die Ein- und Auswirkung von Lichtbögen auf Schutzsysteme und Betriebsmittel erforscht (weitere Informationen unter https://narc.et.tu-dresden.de).
Im zweite Versuch wurde ein Störlichtbogenunfall an einem Niederspannungskabel bei Montagearbeiten in der Nähe einer Trafostation nachgestellt. Der Lichtbogenversuch zeigte die Auswirkung bei einem Störlichtbogenfehler an einer Kabelanlage in der Nähe der Einspeisung.
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