Dieser besteht aus einem siebenstöckigen Bürogebäude mit rund 1000 Arbeitsplätzen, einem Produktionsgebäude für die Fertigung und einem weiteren Gebäude, dessen Renovierung noch aussteht. Büro- und Produktionsgebäude wurden innerhalb von zwei Jahren hochgezogen. Die gesamten Investitionskosten beziffert Siemens mit 250 Millionen Schweizer Franken. Besonders macht den Campus, dass es eines der ersten Bauprojekte innerhalb Siemens ist, das mit Building Information Modeling, kurz BIM, geplant und ausgeführt wurde.
BIM: Mit dem digitalen Zwilling planen
Bei der Bauplanung nutzten Architekten und Planer einen digitalen Zwilling. Das ist ein 3D-Modell des geplanten Gebäudes, in dem weiterführende technische Informationen hinterlegt werden. Einerseits ließ sich mit dem vorab simulierten Konstruktionsprozess der Baufortschritt gut überwachen. Andererseits schuf man somit die Grundlage für ein vorausschauendes, ökonomisches Gebäudemanagement. Im digitalisierten Bürogebäude in Zug sorgen über 6.500 verknüpfte Datenpunkte für in Echtzeit dokumentierte Zahlen rund um Energieverbrauch, Temperatur, Wasserverbrauch sowie Licht- und Raumbedingungen.„Die Planung und Gestaltung mit BIM ist die Zukunft des Bauens. Es wird sich zum neuen Standard entwickeln“, ist Christoph Leitgeb, General Manager des Siemens Campus Zug, überzeugt. „Wo Architekten und Planer bisher ihre eigenen CAD-Daten und Ausdrucke führten, ermöglicht der digitale Zwilling es ihnen, schon während der Planungsphase auf Basis gemeinsamer Daten zu arbeiten.“
Durchgängige Verfügbarkeit aller Daten
Dass dies im Baugewerbe Geld einspart, stellte Wolfgang Hass, Prinicpal Expert bei Siemens Building Technologies in Zug dar: „Oft müssen Pläne von Architekten oder Bauplanern erstellt werden, wenn noch gar nicht alle nötigen Informationen verfügbar sind. Werden die Planungen später geändert, wird das schnell teuer.“ Dabei stellte Hass die Vorteile klar heraus: „Die durchgängige Verfügbarkeit aller Daten für alle Beteiligte und die Standardisierung dieser Daten reduziert Interpretationsspielräume und zeitraubende Missverständnisse. Diese Prozessoptimierung erhöht die Qualität und vermeidet, dass Arbeiten doppelt ausgeführt werden.“Wolfgang Hass unterstützt die Arbeit von „buildingSmart International (bSI)“, einer Non-Profit-Organisation, die sich für klar definierte Absprachen und Standards bei BIM-Prozessen und -Schnittstellen einsetzt. Und dies basierend auf offenen, herstellerneutralen Schnittstellen. Die Open-BIM-Bewegung will gemeinsame, softwareunabhängige Projektdatenbanken schaffen, die zum Gebäude gehören. Und mit der die über 200 Datenaustauschformate – von PDF über IFC, DGW oder Revit – vereinheitlicht und zusammengeführt werden. „Dies wird allerdings nicht als Evolution in kleinen Schritten möglich sein“, gab Hass zu bedenken.
Einen Blick hinter die Wände werfen
Dabei ist BIM nicht nur als Architekten- oder Planer-Tool zu verstehen, sondern es deckt den gesamten Lebenszyklus eines Gebäudes ab. Der Gebäudebetreiber kann später ebenfalls auf die BIM-Daten zugreifen, um über Augmented-Reality-Lösungen via Tablet einen Blick hinter die Wand zu werfen. Das hilft ihm, wenn zum Beispiel Lüftungen nicht funktionieren. In das reale Gebäudebild werden dem Betreiber dabei zusätzliche Informationen eingeblendet. So sieht er den Verlauf von Leitungen und Rohren oder die Datenblätter von hinter Wänden, Decken oder Böden verbauten Geräten.Der Siemens Zug Campus nutzt zur Präsentation dieser Möglichkeit ein geschlossenes BIM. Dieses basiert auf Revit-Daten, die in Desigo CC visualisiert werden. Desigo CC steuert, überwacht und optimiert alle Gewerke eines Gebäudes und integriert auch Komponenten von Drittanbietern. Das reicht von der Heizung über Lüftung, Klima, Beleuchtung, Sicherheit und Brandschutz bis hin zum Energiemanagement. Und BIM unterstützt sogar beim späteren Rückbau und Recycling eines Gebäudes. Aber nur, wenn zukünftige Generationen ebenfalls auf die gesammelten Gebäudedaten zugreifen können.