Immer häufiger werde ich mit einem Qualifizierungsangebot »Elektrofachkraft in der Industrie« konfrontiert. Ich beziehe mich auch auf einen Artikel (Anzeige) aus elektro.net vom 4.11.2019. Hiernach ist es möglich, für Mitarbeiter in einem gewerblich-technischem Beruf einen Lehrgang zu absolvieren, der es ihnen ermöglicht, elektrotechnisch tätig zu werden. Ich habe mir die Informationen der verschiedenen Dienstleister einmal angeschaut. Innerhalb von neun Wochen wird der Absolvent in den verschiedensten Themenbereichen geschult. Das soll die Grundlagen der Elektrotechnik bis hin zum Prüfen elektrischer Geräte, Anlagen und Maschinen umfassen.
Nach erfolgreichem Abschluss wird der Mitarbeiter beispielsweise durch eine VEFK zur Elektrofachkraft benannt. Meiner Meinung nach wird hier der Begriff der Elektrofachkraft unterwandert und ausgehöhlt. Der Begriff der Elektrofachkraft ist in der DIN VDE 1000-10, aber auch in der DGUV Vorschrift 3, genau definiert. Der Fokus liegt hier auf Ausbildung, Erfahrungen und Kenntnissen. Die beiden Punkte Erfahrungen und Kenntnisse kann man sich durchaus im Laufe der Zeit aneignen. Den Punkt »Ausbildung« schließe ich hier allerdings aus. Hier wird eine Ausbildung in neun Wochen, derjenigen von über dreieinhalb Jahren nach Rahmenlehrplan gleichgesetzt. Ich bin mir durchaus bewusst, dass der Fachkräftemangel Herausforderungen mit sich bringt und neue Ideen erfordert. Die Ausbildung zur »Elektrofachkraft in der Industrie« kann hier aber m. E. nicht das richtige Mittel sein. Suggeriert sie doch dem interessierten Unternehmer, schnell und für kleines Geld, eine Elektrofachkraft auszubilden und auch einsetzen zu können. Gerne erwarte ich Ihre Meinung zu diesem Thema.
U. H., Nordrhein-Westfalen