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Praxisfrage

Container als mobiles Labor

Wir wurde von einem Kunden beauftragt, eine Stellungnahme zu seinem mobilen Labor zu erstellen. Das Labor soll als Raum für Vorträge, Workshops und Veranstaltungen genutzt werden. Maximal sollen sich ca. zehn Personen für maximal sechs bis acht Stunden je Nutzungstag in dem Container aufhalten. Die Anlage ist mobil und per Lkw transportierbar. Die Elektroinstallation der Anlage wurde durch eine Subfirma der Innenausbaufirma erstellt. Sie installierte u. a. Steckdosen, LED-Beleuchtung, eine Wärmepumpe zur Beheizung der Anlage und vier voll­automatisierte Elektrostützen der Firma Haacon Hebetechnik für das Ab- bzw. Aufsetzen des Containers (Bild 1).

Die Installation erfolgte mit NYM-Leitungen. Der Anschluss der elektrischen Anlage erfolgt über eine 16-A-CEE-Steckdose am Aufstellungsort. Zusätzlich wurde durch die Subfirma die Möglichkeit geschaffen, die Anlage auch über einen dreipoligen 16-A-Anschluss einphasig zu betreiben. Die Anlage wird mittels eines Umschalters im Technikbereich des Containers auf den gewünschten Anschluss umgestellt. Hierzu hat die ausführende Firma die drei Außenleiter gebrückt.

Für uns ergeben sich einige Fragen für den Betrieb und eventuell anzuwendende VDE-Normen. Zunächst haben wir Bedenken bezüglich des Stromanschlusses, da der Container an eine bauseitige CEE-Steckdose am Gebäude angeschlossen wird. In der Regel sind die zur Verfügung stehenden CEE-Steckdosen mit einem RCD Typ A ausgerüstet. Die Wärmepumpe am Container ist mit einer Typ-B-RCD ausgerüstet. Grundsätzlich ist eine Selektivität der RCD somit nicht gewährleistet. Des Weiteren habe ich aus dem Fachbeitrag »Hintereinanderschaltung verschiedener RCD-Typen – Stromkreise mit Frequenzumrichter« von Günter Grünebast, in »de« 3.2014., herausgelesen, dass eine Typ-A-RCD nicht vor einer Typ-B-RCD angeordnet werden darf. Dies dürfte jedoch in fast allen Fällen während des Betriebs dieses Containers passieren – sofern bauseitige CEE-Steckdosen am Aufstellungsort nicht mit Typ-B-RCD ausgestattet sind. Unabhängig davon ist auch der einphasige Anschluss der Anlage mehr als fragwürdig, da die RCD im Container dreiphasig angeschlossen sind und bei einphasigem Betrieb nicht ordnungsgemäß funktionieren würden.

Wir sind uns derzeit auch nicht sicher, welche VDE-Normen grundsätzlich zur Anwendung kommen müssen. Da es sich um eine mobile Einrichtung handelt – analog z. B. zu einem Baucontainer –, haben wir die DIN-VDE 0100-717 als für diesen Fall anzuwendende Norm vermutet. Jedoch wird hier im Abschnitt 717.1 die Anwendung auf ortsveränderliche oder transportable Mobilheime, Büros und Ähnliches für ausgedehnte Anwendungen am selben Ort ausgeschlossen und auf die DIN VDE 0100 im Allgemeinen verwiesen. Welche Errichternorm muss nun angewendet werden? Grundsätzlich sind wir der Meinung, dass die Anlage nach jeder Aufstellung des Containers an einem neuen Ort nach DIN VDE 0100-600 zu prüfen und dokumentieren ist. Bei einer ersten Begehung ist uns aufgefallen, dass die Stromkreise direkt auf die Sicherungen aufgelegt sind. Unserer Meinung nach sollte die Anlage über Reihenklemmen geführt sein und Steck­dosenstromkreise mit einem Querschnitt von 2,5 mm2 ausgeführt werden. Auch das mit Kabelbinder befestigte Netzteil innerhalb der Verteilung ist nicht normkonform und muss fachgerecht installiert werden. Außerdem stellt sich die Frage nach der Notwendigkeit eines Überspannungsschutzes.

M.K., Bayern

Expertenantwort vom 28.09.2022
Autorenbild
Werner Hörmann

Gelernter Starkstrommonteur und dann viele Jahre als Projektant für Schaltan­lagen und Steuerungen bei Siemens tätig. Aktive Normung in verschiedenen Komitees und Unterkomitees der DKE. Seine Spezialgebiete sind u. a. die Er­richtungsbestimmungen nach DIN VDE 0100 (VDE 0100) – insbesondere Schutz gegen elektrischen Schlag –, die Niederspannungs-Schaltanlagen nach DIN EN 60439 (VDE 0660-500 bis -514) oder das Ausrüsten von elektrischen Maschinen nach DIN EN 60204-1 (VDE 0113-1). Werner Hörmann ist Verfasser zahlreicher Beiträge in der Fachzeitschrift »de« sowie Autor diverser Fachbücher.

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