Praxisfrage

Kaskadierung von RCDs unterschiedlicher Typen

T. P. aus Baden-Württemberg | 19.05.2021

Wann ist das »Erblinden« eines Typ-A-FI-Schutzschalters gefährlich? Oder noch besser gefragt: wie lange ist es gefährlich? In meinem Verständnis wird der Typ-A-FI nur für den kurzen Zeitraum (ms-Bereich) blind, in dem ein Gleichfehlerstrom fließt, bevor der nachgeschaltete Typ B auslöst. Für einen gefährlichen Zustand müsste demnach gleichzeitig ein Fehler im Typ-A-Stromkreis und im Typ-B-Stromkreis auftreten. Stellt das den wirklichen Grund dar, dass es verboten ist, einem Typ-A-FI einen des Typs B nachzuschalten? Das angehängte Bild dient zum besseren Verständnis meiner Fragestellung.

T. P., Baden-Württemberg

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Expertenantwort vom 07.06.2021

Günter Grünebast

Verantwortlich für Normung und Prüfung sowie stellvertretender Entwicklungsleiter bei der Firma Doepke Schaltgeräte, Norden.

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Kommentare aus der Community (4)

M. M.

Berlin

03.02.2022

12:25 Uhr

–––––––––––––––––––––––
Anmerkung der Redaktion »de« zum Kommentar aus der Community von C. M., Bayern, 03.02.2022:

Es liegt eine Stellungnahme des Autors vor, siehe unter folgendem Link:
https://www.elektro.net/file/show/111033/66cac9/Gr%C3%BCnebast%20zum%20Kommentar_enet.pdf
C. M.

Bayern

03.02.2022

11:24 Uhr

Ich beziehe mich auf die "Anmerkung am Rande" von Herrn Grünebast vom Praxisproblem Kaskadierung von RCDs unterschiedlicher Typen. Hierzu schreibt er folgendes:
Noch eine Anmerkung am Rande: Der zulässige Auslösezeitbereich in Abhängigkeit der Höhe des Fehlerstromes ist so festgelegt, dass beispielsweise bei einem Fehlerstromschutzschalter mit einem Bemessungsfehlerstrom von 30 mA stets keine gefährliche Körperdurchströmung entstehen kann. Das gilt auch für Fehlerstromschutzschalter mit der Bezeichnung K oder KV, welche über eine integrierte Auslösezeitverzögerung verfügen, um weitestgehend immun gegenüber transienten oder kurzzeitigen Fehlerströmen (z. B. bei Schalthandlungen im Netz oder bei Gewitter) zu sein. Auch solche Fehlerstromschutzschalter lösen innerhalb des zulässigen Auslösezeitbereichs aus. Somit ist es aus Sicht des Schutzes gegen elektrischen Schlag unerheblich, ob ein Fehlerstromschutzschalter mit einem Bemessungsfehlerstrom von 30 mA bei einem tatsächlich fließenden Fehlerstrom von 30 mA schon nach 10 ms auslöst oder erst bei 300 ms.
Ich muss hier widersprechen. Auch durch einen 30mA RCD kann eine gefährliche Körperdurchströmung entstehen, da ein RCD keine Strombegrenzung vornimmt. So können durchaus Körperdurchströmungen über 500mA entstehen und dann ist es sehrwohl wichtig ob eine RCD nach 10ms (einer Halbwelle) oder erst nach 300ms auslöst.
Über eine Rückmeldung zu diesem wichtigen Sachverhalt wäre ich dankbar.
A. H.

Sachsen

20.05.2021

08:51 Uhr

Ich denke das Problem stellt sich weniger bei Neuanlagen, sondern eher bei Altanlagen, wo bereits ein Typ A installiert ist und stellt sich dann so, muß ich den Typ A der vorhanden ist dann entfernen wenn ein Typ B davor oder danach gesetzt wird. Auch bei oben angegebenen Beispiel gibt es die Variante wie angeben die Betriebs- oder Fehler Gleichspannung treibt einen Strom > 6 mA, den sollte der RCD Typ A abkönnen, aber < idn (z.B. 30 mA) an. Dann besteht offensichtlich noch keine Gefahr und weiterhin würde ein überlagerter Fehlerwechselstrom > 30 mA, laut VDE 0100 - 410 typisch >> 5 x Idn d.h. > 150 mA mit der negativen Amplitude den Gleichstrom an dieser Stelle der Schwingung aufheben. Der Typ A oder der serielle Typ B löst aus. Bei größerem Gleichfehlerstrom >> idn löst der Typ B aus. Der Typ A wäre dann nur ein zusätzliches Stück Metall in der Strombahn vergleichbar einer Klemme oder Schalter ohne Schutzfunktion. Was man aber beobachten kann, wenn man die RCD`s Typ A und B in Anlagen mit idn testet ist die Erfahrung, daß die A allgemein wie in DGUV I 203 - 072 Praxistip auf Seite 49 beschreiben zwischen 20 ms und 50 ms auslösen, während die Typ B wegen der "elektronischen Funktionskomponente" Abschaltzeiten aufweisen, die wesentlich größer sind, teilweise über 100 ms.
In besonderer Umgebung, Chemieindustrie, feuchte Umgebung, Baustellen, Krankenhäuser u.ä., wo damit gerechnet werden kann, daß es bei Isolationsversagen der Phasenleiter nicht sofort zu einem vollständigen Körperschluß mit großen PE Strömen >> 150 mA kommt, sondern widerstandsbehaftete Kurzschlüsse auftreten mögen solche Differenzen in Abschaltzeiten zwischen Typ A und Typ B von Bedeutung sein. Dieses wurde bisher durch die Normung nicht ausreichend untersucht. Daher würde ich bei einer Ergänzung einer alten Anlage mit einem Typ B den vorhandenen Typ A, trotz Verbot in VDE 0100 - 530 : 2018 - 06 durchaus in der Anlage belassen. Er stört nicht und ist eine zusätzliche Schaltstelle und im Falle von AC Fehlerströme schneller als der B. Elektronische RCD sind in Deutschland ja auch nicht zulässig, obwohl jeder Typ B, B+ oder F derartige Komponenten enthält, was in sich auch ein Widerspruch ist. Bei neuen Anlagen, wo von vornherein der B (mit eigentlich nicht zulässiger
elektronischer Komponente (:-) ) installiert wird, wird man natürlich nicht zusätzlich einen A auch einbauen.
J. S.

Nordrhein-Westfalen

19.05.2021

23:57 Uhr

Hallo, im Fehlerfall zum Beispiel einer Heizungspumpe kann die Gleichspannung über Stunden anliegen und auch solange den Typ A erblinden. Das ist was anderes wie die kurze Messung mit dem VDE Messgerät. Es kann ja ein Fehlerstrom unterhalb der Auslösung vom Typ B vorliegen.

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