April 2019: In einem Parkhaus in Shanghai geht ein geparktes Elektroauto in Flammen auf und brennt völlig aus. Die Bilder der beschädigten Parkanlage gehen innerhalb kürzester Zeit weltweit durch die Presse, denn der Vorfall verdeutlicht ein Problem: Das besondere Brandverhalten von E-Fahrzeugen.
»Statistisch gesehen brennen E-Autos zwar nicht häufiger als Fahrzeuge mit Verbrennungsmotor, aber das Brandverhalten unterscheidet sich massiv«, so Matthias Bohnert von Securiton. Das Brandverhalten eines Verbrenners ist durch eine moderate Flammenausbreitung charakterisiert. Eine Explosion – wie sie gerne in Spielfilmen gezeigt wird – gibt es hier nicht. Im Gegensatz dazu kann ein Zwischenfall bei einem Elektroauto tatsächlich zu einer explosionsartigen Ausbreitung der Flammen führen.
Dieses Szenario wird als »Thermal Runaway« bezeichnet. Dabei wird durch einen Defekt eine exothermische chemische Kettenreaktion der Batteriemodule ausgelöst. Der Brand eines Elektroautos kann eine Temperatur von über 1000°C erreichen. Zudem droht eine Ausgasung von Lithium-Nickel-Mangan-Cobalt-Oxiden, die den IDLH-Wert (Immediately Dangerous to Life and Health) um das 600-fache übertreffen.
Risiken in Parkhäusern und Tiefgaragen
Das stellt eine Gesundheitsgefährdung für Passanten, aber auch für Einsatzkräfte dar. Die Schadstoffe sowie die Kombination aus extremer Hitze und Löschwasser verursachen zudem immense Schäden an der Bausubstanz des Parkhauses, so dass anschließend sogar die Statik des Gebäudes gefährdet sein kann. Bei B+B Parkhaus ist man bereits für diese Gefahren sensibilisiert. Das Unternehmen betreibt 54 Parkhäuser und Tiefgaragen. Seit November 2018 können die Autofahrer im Bonner Parkhaus »Museumsmeile« bereits an zwei Ladesäulen Strom tanken.
»Elektromobilität ist ein Zukunftsmarkt, auf den wir als Parkhausbetreiber reagieren müssen. Autofahrer wollen ihre Fahrzeuge nicht mehr an Tankstellen laden, sondern dort, wo sie geparkt sind – bei uns«, erklärt Michael Heiermann, Leiter Technik und Leitstand bei der B+B Parkhaus GmbH & Co. KG. »Als Betreiber müssen wir uns aber bewusst machen, dass wir mit der E-Mobilität eine neue Brandgefahr im Parkhaus haben, für die wir uns wappnen müssen. Das Problem ist, dass es keine verbindlichen rechtlichen Vorgaben zum Brandschutz bei Elektro-Fahrzeugen und Ladesäulen gibt. Securiton war das einzige Unternehmen, das uns ein spezielles, umfassendes Konzept zur Sicherung der Ladestationen und des Parkraums bieten konnte«, so Michael Heiermann weiter. Vom Erstkontakt bis zur Implementierung vergingen nur wenige Monate. Die Installation der entsprechenden Technik im Parkhaus dauerte am Ende lediglich einen Tag.
Sonderbrandmeldetechnik als Teil des Einrichtungsschutzes
Für die Brandschutzlösung fokussierte sich Securiton auf zwei gefährdete Bereiche des Parkhauses. Zum einen den Parkraum selbst. Denn dort besteht die Gefahr, dass sich ein abgestelltes Auto entzünden könnte.
Zum anderen sicherten die Experten speziell den Bereich der Ladesäulen ab. Denn die Stationen verfügen über ein Brandrisiko, welches durch Vandalismus, einen technischen Defekt oder einen Kabelbrand verursacht wird. »Der Betreiber einer Ladestation muss im Rahmen der Betreiberverantwortung gewährleisten, dass von der elektrotechnischen Anlage kein Elektro- oder Brandunfall verursacht wird. Mit unserem Lösungskonzept unterstützen wir die Betreiber dabei«, erklärt Matthias Bohnert von Securiton. Bereits in der Pyrolysephase kann die hochsensible Sensorik der Sonderbrandmeldetechnik von Securiton eine Brandentwicklung detektieren. Mit der implementierten Brandfrühesterkennung können Gegenmaßnahmen eingeleitet werden, bevor es zu einem tatsächlichen Brand kommt.
Automatische Abschaltung der Stromzufuhr
Besonders schnelles Handeln ist erforderlich, wenn es während des Ladevorgangs zu einem Brand kommt. Im Parkhaus »Museumsmeile« wurde daher ein zusätzlicher Sicherheitsmechanismus eingebaut, der die Stromzufuhr automatisch stoppt, wenn auch nur geringste Rauchpartikel detektiert werden. Das war B+B Parkhaus besonders wichtig: »Entstehen beispielsweise erste Schmauchspuren auf der Platine, verhindert der Mechanismus, dass die Elektronik weiterlädt. Das kann im Zweifel das Worst-Case-Szenario verhindern. Und genau darum geht es uns«, so Michael Heiermann.
Videosysteme komplementieren den Einrichtungsschutz
Da das Bonner Parkhaus nicht durchgängig 24 Stunden besetzt ist, erwies sich hier die Kombination mit einem Videosicherheitssystem als ideal. »In der Zeit, in der kein Mitarbeiter vor Ort ist, übernimmt unser Leitstand die Überwachung. Detektieren die Melder Rauchpartikel, wird die Stromzufuhr automatisch abgestellt und unser Leitstand informiert. Dieser kann dann über die Kameras verifizieren, ob es sich um einen tatsächlichen Brand handelt und entsprechende Schritte einleiten. Das ist für uns ein entscheidender Vorteil. Denn auch wenn die Brandmeldetechnik gut eingestellt ist, kann es in einem Parkhaus immer mal wieder zu einem Fehlalarm kommen – etwa durch Abgase eines Autos«, berichtet Michael Heiermann. »Sollte kein Brand vorliegen, kann unsere Leitstelle aus der Entfernung die Stromzufuhr wieder herstellen.«
Seit August 2019 ist die Brandmeldetechnik von Securiton im Parkhaus »Museumsmeile« in Bonn in Betrieb. »Wir sind froh, in diese Ladeüberwachung investiert zu haben«, so Michael Heiermann. »Einen Alarm gab es zwar noch nicht – auch keinen Fehlalarm – aber wir fühlen uns deutlich sicherer und gewappnet für eine Zukunft mit E-Mobilität.« Daher plant B+B Parkhaus, auch in weiteren Parkhäusern entsprechende Brandmelder zu installieren, um überall die größtmögliche Sicherheit für ihre Parkanlagen, Mitarbeiter und Kunden zu gewährleisten.
Generell kommen drei Produkte von Securiton in Kombination beim Überwachen von Elektroparkräumen in Parkhäusern und Tiefgaragen und der Ladeinfrastruktur zum Einsatz:
- Linienförmiger Wärmemelder Securiheat ADW 535 oder
- Linienförmiger Wärmemelder Securiheat List (Temperatursensorkabel mit Alarmlokalisierung) und zusätzlich der
- Ansaugrauchmelder Securiras.