Sicherheit ist von größter Bedeutung für den Schutz der jungen Studenten, Lehrer und Fachleute, welche auf dem Campus arbeiten. Vor allem angesichts der Tatsache, dass antisemitische Vorfälle immer noch traurige Realität sind. Aus diesem Grund wurde ein umfassendes Sicherheitskonzept mit erweiterten Möglichkeiten entwickelt, das u. a. eine Vollsperrung und Kontrollpunkte für Waffen vorsieht.
Am Schabbat auf manuellen Betrieb umschalten
Aufgrund des erhöhten Sicherheitsbedarfs wurde Peter Gräf, Geschäftsführer der Graef Systemtechnik GmbH, beauftragt, die Installation und die technischen Aspekte des neuen Sicherheitssystems zu überwachen. Seine Unternehmensgruppe hat sich auf die Sicherung von stark frequentierten Gebäuden im öffentlichen Sektor spezialisiert.
Peter Gräf stellte fest, dass dies ein Projekt war, das weit über die normalen Anforderungen hinausging: »Jede Sicherheitsmaßnahme auf dem Campus musste so konzipiert sein, dass sie potenzielle Bedrohungen frühzeitig erkennt und abwehrt und ein sicheres, aber dennoch einladendes Umfeld schafft.« Eine weitere Besonderheit: Das System muss auch in der Lage sein, auf manuellen Betrieb umzuschalten und alle elektronischen Tastaturen von Sonnenuntergang am Freitag bis Sonnenuntergang am Samstag für den Schabbat, den jüdischen Ruhetag, abzuschalten.
Drahtlose Verbindung und webbasierte Fernverwaltung
Für die Benutzerfreundlichkeit benötigen die Campus-Manager eine webbasierte Fernverwaltungssoftware und eine unkomplizierte Möglichkeit, sich mit mehreren Gebäuden an verschiedenen Standorten zu verbinden. Peter Gräf weiter: »Es handelt sich um ein großes Gelände, und es wäre eine Herausforderung, dort Kabel zu verlegen. Ein System, das sich drahtlos verbindet, ist die einfachste und kostengünstigste Lösung. Außerdem gibt es viele Personen, die während der Woche unterschiedliche Zutrittsberechtigungen benötigen. Daher ist es besonders wichtig, einfache Maßnahmen zu ergreifen, um den Zutritt zu bestimmten Bereichen in bestimmten Zeiten mit Hilfe von elektronischen Transpondern zu ermöglichen, welche aus der Ferne ausgegeben werden können.«
All diese Anforderungen fallen mit der Tatsache zusammen, dass das System langfristig skalierbar sein muss. Und das Design der verwendeten Hardware musste den Erwartungen des deutschen Architekten und Künstlers Sergei Tchoban entsprechen, der das Gebäude entworfen hat.
Zutrittskontrolle, Videoüberwachung, Anti-Terror-Software
Um die erhöhten Sicherheitsanforderungen des Campus zu erfüllen, empfahl Gräf die Online-Zutrittskontrolle und Videomanagement-Lösung »Paxton10« des Anbieters Paxton. Der Grund dafür waren die standortübergreifende Funktionalität und die flexible Softwarekonfiguration, für die kein VPN erforderlich ist. Das System arbeitet mit Cloud-Technologie und einem »Paxton10«-Hardware Server und ist einfach zu spezifizieren sowie zu installieren.
»Die moderne Software ist extrem anpassungsfähig mit leicht programmierbaren Regeln, und man kann mehrere Standorte aus der Ferne über die Websoftware oder die ‚Paxton Connect‘-App verwalten. Auch die Möglichkeit, Daten sowohl vor Ort als auch in der Cloud zu speichern, machte sie ideal für dieses Hochsicherheitsprojekt«, erläuterte Gräf.
Die webbasierte Software »Paxton10« wurde an 20 Haupttüren auf dem gesamten Campus sowie an Drehkreuzen installiert, welche Kontrollpunkte zur Waffenkontrolle bilden. Das System wurde auch in eine Anti-Terror-Software integriert, die das Gelände abriegelt, so dass niemand das Gelände betreten oder verlassen kann, sobald sie aktiviert worden ist.
Autorisierter Zutritt per Transpondermedium oder Smartphone
Die aktuelle Konfiguration lässt den Gebäudemanagern viel Spielraum, um das System zu erweitern, da »Paxton10« bis zu 1000 Türen und 50.000 Benutzer von einem Server aus verwalten kann. Die drahtlosen »Paxlock«-Türbeschläge wurden an den Bürotüren und in den Wohlfühlbereichen der Mitarbeiter installiert. Autorisierte Benutzer können sich mit traditionellen Transpondermedien oder modernen, smarten Identifikationsmedien am Lesegerät (Bild 2) Zutritt verschaffen, welche über die Software an das Gerät des Endbenutzers gesendet werden und mit der kostenlosen »Paxton Key«-App funktionieren.
»Smarte Identifikationsmedien sind ideal für die große Anzahl von Studenten auf dem Campus. Sie nutzen gerne ihre Smartphones und verlieren so keine Transponder, die teuer zu ersetzen sind«, so Gräf. »Die Möglichkeit, sich weiterhin mit traditionellen Transpondern Zutritt zu verschaffen, ist jedoch nützlich, da es eine beträchtliche Anzahl von Personen mit unterschiedlichen technischen Vorlieben gibt.«
Fazit
Die Installation hat die fortschrittlichen Sicherheitsanforderungen des Originalkonzepts erfüllt, und das System kann auf Knopfdruck in den manuellen Betrieb umgeschaltet werden, um am Schabbat die Bedienung zu ermöglichen. Die Gebäudemanager haben mit dem Paxton-Supportteam zusammengearbeitet, um »Paxton10« so zu konfigurieren, dass es den individuellen Bedürfnissen des Campus entspricht. Nun können die Campus-Manager auf Knopfdruck Änderungen selbst vornehmen. Darüber hinaus ergänzt die installierte Hardware das heterogene Design des Gebäudes, insbesondere an den Haupteingängen, wo die vandalismusgeschützten Varianten der Panels und Lesegeräte installiert wurden.
Pears Jüdischer Campus (PJC) ist ein siebenstöckiger Bildungs- und Kulturkomplex in der Westfälischen Straße in Berlin, der sich auf über 80 000 m2 erstreckt. Das Gebäude wurde vom Architekturbüro Tchoban Voss entworfen und in fünfjähriger Bauzeit errichtet. Das 43,7 Mio. Euro teure Projekt wurde durch zahlreiche private Spenden, die deutsche Bundesregierung und die britische Pears Foundation finanziert. Es ist der größte jüdische Campus in Europa und umfasst einen Kindergarten, eine Grund- und eine weiterführende Schule, ein Kino, Sport- und Veranstaltungshallen, Kunst- und Musikstudios, Büroräume für die Zusammenarbeit sowie ein koscheres Restaurant. Gegen unbefugten Zutritt wurden 35 Türen gesichert, die von maximal 2000 Benutzern betreten werden können.
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